Juschny (Kaliningrad)

Siedlung
Juschny
Jesau, Marienhof und Katharinenhof

Южный
FöderationskreisNordwestrussland
OblastKaliningrad
RajonBagrationowsk
Frühere NamenJesau (bis 1950),
Katharinenhof (bis 1950)
Bevölkerung2723 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
ZeitzoneUTC+2
Telefonvorwahl(+7) 40156
Postleitzahl238436
Kfz-Kennzeichen39, 91
OKATO27 203 000 087
Geographische Lage
Koordinaten54° 35′ N, 20° 36′ O
Juschny (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Juschny (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Juschny (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Juschny (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Juschny (russisch Южный, deutsch Jesau, Marienhöh und Katharinenhof) ist ein Ort im Nordosten des russischen Rajons Bagrationowsk innerhalb der Oblast Kaliningrad und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Bagrationowsk. Die ehemalige Ortsstelle Marienhöh wurde allerdings, vermutlich im Zusammenhang mit dem Ausbau des dortigen Luftwaffenstützpunktes, zur Wüstung.

Geographische Lage

Juschny liegt südöstlich von Kaliningrad (Königsberg) und nördlich von Bagrationowsk (Preußisch Eylau) an der russischen Fernstraße 27A-017 (ex A 195) (ehemalige deutsche Reichsstraße 128) am Ostufer des Frisching (russisch: Prochladnaja). Die nächste Bahnstation ist der Bahnhof Wladimirowo (Tharau) an der Bahnstrecke Kaliningrad–Bagrationowsk, der sich allerdings in Niwenskoje befindet.

Geschichte

Jesau

Der Ort Jesau wurde erstmals 1287 erwähnt.[2] Alte Schreibweisen waren Jesaw und Gesaw. Die Kirche war Mittelpunkt eines Kirchspiels für mehrere benachbarte Orte. 1533 wurde der erste evangelische Pfarrer genannt. Die Kirche brannte 1701 nach einem Blitzschlag aus und wurde 1726 neu gebaut.[3]

Jesau war von 1874 bis 1930 Amtsdorf im Landkreis Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Gutsbezirk Jesau lebten im Jahre 1910 209 Menschen[4]. Im Jahre 1928 wurden die Gutsbezirke Arweiden, Bögen und Marienhöh nach Jesau, jetzt zur Landgemeinde umgewandelt, eingegliedert. Die Einwohnerzahl stieg folglich bis 1933 auf 433 und betrug 1939 bereits 1.980.[5]

In den Jahren 1935/36 war ein Fliegerhorst bei Jesau gebaut worden, der zum Standort einer Luftwaffengarnison gemacht wurde. Hier war unter anderem der Stab, die I. und III. Gruppe des Kampfgeschwaders 28 beheimatet. Die I./KG 28 wurde hier Anfang 1940 umbenannt in III./Kampfgeschwader 26. Bei Beginn des Überfalls auf Polen flog die I./Lehrgeschwader 1 von hier aus ihre Angriffe. Im Juni 1941, zu Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges, lag die I./Kampfgeschwader 77 hier.

In Jesau bestand in den Jahren 1944 und 1945 auch ein Außenarbeitslager für Frauen des KZ Stutthof (polnisch Sztutowo), das Ende Januar 1945 geschlossen wurde mit der Evakuierung nach Palmnicken (heute russisch: Jantarny) und im Massaker von Palmnicken grausam endete.

Der Zweite Weltkrieg endete für die Einwohner von Jesau mit Flucht und Vertreibung, im Ort überdauerten nur weniger als sechs Häuser. Von der Kirche steht nur noch ein Mauerfragment[6].

Amtsbezirk Jesau (1874–1930)

Am 7. Mai 1874 wurde der Amtsbezirk[7] Jesau errichtet, der aus drei Landgemeinden und vier Gutsbezirken bestand:

Name (bis 1947/1950)Russischer NameBemerkungen
Landgemeinden:
LichtenfeldeSwobodnoje
ThomsdorfSolnetschnoje
WittenbergNiwenskoje
Gutsbezirke:
ArweidenLineinoje1928 in die Landgemeinde Jesau eingegliedert
Carwinden,
ab 1906: Groß Karwinden
1928 in die Landgemeinde Lawdt eingegliedert
JesauJuschny1928 in eine Landgemeinde umgewandelt
LichtenfeldeSwobodny1928 in die Landgemeinde Lichtenfelde eingegliedert

Bald nach Errichtung des Amtsbezirks Jesau kam der Gutsbezirk Katharinenhof hinzu, und 1876 wurden die Gutsbezirke Marienhöh (kam 1928 zur Landgemeinde Jesau) und Friederikenthal (wurde 1928 in die Landgemeinde Wittenberg integriert) in den Amtsbezirk einbezogen.

Der Amtsbezirk Jesau wurde am 28. Mai 1930 in „Amtsbezirk Wittenberg“ umbenannt. Zu ihm gehörten bis 1945 noch die vier Gemeinden Jesau, Lichtenfelde, Thomsdorf und Wittenberg.

Marienhöh

Das kleine Gutsdorf mit dem früheren Namen Marienhöh.[8] wurde um 1840 gegründet. Es gehörte zum Amtsbezirk Jesau[9] im Landkreis Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. In Marienhöh lebten 1910 48 Einwohner[10]

Am 30. September 1928 gab Marienhöh seine Eigenständigkeit auf und schloss sich mit den Gutsbezirken Arweiden (heute russisch: Lineinoje), Bögen (heute russisch auch: Lineinoje) und Jesau zur neuen Landgemeinde Jesau zusammen.

Katharinenhof (Jamskoje)

Einen Kilometer nordöstlich von Juschny/Jesau liegt das ehemals Katharinenhof[11] genannte Gutsdorf. Es kam 1874 zum Amtsbezirk Jesau[7] im Landkreis Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 lebten hier 47 Einwohner.[4]

Im Jahre 1928 verlor Katharinenhof seine Eigenständigkeit und wurde nach Lichtenfelde (heute nicht mehr existent) eingemeindet. Seit 1930 schließlich kam der Ort in den Amtsbezirk Wittenberg.

Als 1945 das nördliche Ostpreußen zur Sowjetunion kam, galt dies auch für Katharinenhof. Im Jahr 1950 wurde Katharinenhof in Jamskoje umbenannt.[12] Gleichzeitig wurde der Ort in den Dorfsowjet Niwenski selski Sowet im Rajon Kaliningrad eingeordnet.

Juschny

Jesau und das zwei Kilometer nördlich gelegene Marienhöh kamen im Jahr 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und wurden im Jahr 1950 gemeinsam in Juschny umbenannt.[12] Gleichzeitig wurde Juschny in den Dorfsowjet Niwenski selski Sowet im Rajon Kaliningrad eingeordnet. Im Jahr 1952 wurde dort auf dem als Aerodrom „Niwenskoje“ (Аэродром „Нивенское“) bekannten Luftwaffenstützpunkt das 689. Jagdfliegerregiment stationiert. Im Jahr 1959 gelangte der Ort in den Rajon Bagrationowsk. Vor 1975 wurde Jamskoje an Juschny angeschlossen.[13] Im 1978 wurde zusätzlich das 288. Hubschrauberregiment stationiert.

Im Jahr 2004 wurde der Militärstützpunkt geschlossen, nachdem die Regimenter nach Tschkalowsk abgezogen waren. Von 2008 bis 2016 gehörte Juschny zur Landgemeinde Niwenskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Bagrationowsk.

Religion

Juschny gehört kirchlich zur Diözese Kaliningrad und Baltijsk der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Von der ehemaligen deutschen evangelischen Kirche von 1726 sind noch Reste der Wände erhalten.[14][15] Die nächste evangelische Kirchengemeinde befindet sich heute in Gwardejskoje (Mühlhausen).[16]

Einzelnachweise

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Ortsinformationen-Bildarchiv Ostpreußen: Jesau
  3. Jesau bei ostpreussen.net
  4. a b Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Preußisch Eylau
  5. Michael Rademacher: Landkreis Preußisch Eylau (russ. Bagrationowsk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Kirkha Yesau. März 2013, abgerufen am 2. November 2022 (russisch).
  7. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Jesau/Wittenberg
  8. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Marienhöh
  9. Rolf Jehke, Amtsbezirk Jesau/Wittenberg
  10. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Preußisch Eylau
  11. Ortsinformationen-Bildarchiv Ostpreußen: Katharinenhof
  12. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  13. Gemäß der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf http://www.soldat.ru/ (rar-Datei)
  14. Historische Ansichten
  15. Ansicht 2009
  16. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)

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