Juri Iwanowitsch Malentschenko

Juri Malentschenko
Juri Malentschenko
Land:Russland
Organisation:Roskosmos
ausgewählt am26. März 1987
Einsätze:6 Raumflüge
Start des
ersten Raumflugs:
1. Juli 1994
Landung des
letzten Raumflugs:
18. Juni 2016
Zeit im Weltraum:827d 09h 20m
EVA-Einsätze:6
EVA-Gesamtdauer:35h 35min
ausgeschieden am2. September 2016
Raumflüge

Juri Iwanowitsch Malentschenko (russisch Юрий Иванович Маленченко, wiss. Transliteration Jurij Ivanovič Malenčenko; * 22. Dezember 1961, Switlowodsk, Gebiet Kirowohrad, Ukrainische SSR, UdSSR) ist ein ehemaliger russischer Kosmonaut ukrainischer Abstammung. Er ist der erste Mensch, der im Weltraum heiratete.

Malentschenko ging in Switlowodsk auf die Grund- und weiterführende Schule. Dann besuchte er in Charkow die Höhere Militärfliegerschule „Sergei Grizewez“, die er 1983 abschloss. Die nächsten Jahre diente er in den sowjetischen Luftstreitkräften als Pilot und Staffelführer im Gebiet Odessa.

Kosmonautentätigkeit

Im März 1987 wurde Malentschenko in den sowjetischen Kosmonautenkader gewählt. Er zog nach Moskau um und begann im Dezember im „Sternenstädtchen“ die Grundausbildung, die er im Sommer 1989 als Testkosmonaut beendete.

Sein erstes flugspezifisches Training trat Malentschenko im Januar 1993 an, als er sich für die Rolle des zweiten Ersatzkommandanten von Sojus TM-17 vorbereitete. Dafür musste er die Militärakademie für Ingenieure der Luftstreitkräfte „Prof. N. J. Schukowski“ besuchen, wo er erfolgreich zum Taktischen Offizier geschult wurde.

Mir EO-16

Ab Februar 1994 schließlich wurde Malentschenko die Sojus-TM-19-Mannschaft unterstellt. Die Mission der 16. Stammbesatzung mit Malentschenko und Mussabajew zur Raumstation Mir begann Anfang Juli 1994 und dauerte vier Monate. Anfang September führte Malentschenko die erste manuell gesteuerte Kopplung eines Progress-Frachtraumschiffes durch und wenige Tage später verließen die beiden Mir-Raumfahrer zwei Mal die Station für zusammen elf Stunden. Als Anfang Oktober die Ablösung eintraf, hatte sie den Deutschen Ulf Merbold mit an Bord. Für ihn war es sein dritter Flug. Er lebte und arbeitete einen Monat auf Mir und kehrte dann mit Malentschenko und Mussabajew zurück.

Im November 1994 wurde Malentschenko durch einen Erlass des damaligen russischen Präsidenten, Boris Jelzin, die Auszeichnung Held der Russischen Föderation verliehen.[1]

STS-106

Malentschenko begann ab Oktober 1998 mit dem Training für seinen zweiten Raumflug. STS-101 war eine Mission des Space Shuttle und sollte im Herbst 1999 durchgeführt werden. Malentschenko war als Missionsspezialist für die Crew eingeteilt und reiste deshalb in die USA nach Houston in Texas. Im Frühjahr 2000 teilte die NASA die Aufgaben und die Besatzung von Flug STS-101 auf: STS-106 wurde aus der Taufe gehoben und drei Raumfahrer der alten Mission (Malentschenko, Morukow, Lu) auf STS-106 gesetzt. Mit diesen beiden Flügen, direkt hintereinander im Abstand von vier Monaten durchgeführt, sollte die Internationalen Raumstation (ISS) schneller für die Aufnahme ihrer ersten Besatzung vorbereitet werden. Während seines zweiten Fluges im September 2000 stieg Malentschenko zusammen mit Lu am dritten Tag für sechs Stunden aus, um Kabel zu verlegen und einen Instrumentenausleger zu montieren.

ISS-Expedition 7

Nachdem Malentschenko und Lu auf STS-106 so effektiv zusammengearbeitet hatten, entschieden sich die Verantwortlichen, das Duo für einen Langzeiteinsatz auf der ISS zu ernennen. Seit Januar 2001 bereiteten sie die beiden Raumfahrer auf ihren Flug als ISS-Expedition 7 vor. Mit Sojus TMA-2 brachen sie Ende April 2003 zur ISS auf. Ursprünglich hatte ein weiterer Raumfahrer (erst Sergei Moschtschenko, dann Alexander Kaleri) zur Besatzung gehören sollen, und alle drei sollten mit STS-114 zur ISS gebracht werden. Als nach dem Unglück der Columbia im Februar 2003 vorübergehend die Space-Shuttle-Flüge zur ISS ausgesetzt wurden, hatte man alle folgenden Stammbesatzungen auf zwei Personen reduziert, um Ressourcen zu sparen, und war gezwungen, alle Zubringerflüge per Sojus-Rakete durchzuführen. Kommandant Malentschenko und Bordingenieur Lu blieben ein halbes Jahr an Bord der Raumstation und kehrten im Oktober 2003 mit dem Sojus-Raumschiff wieder zur Erde zurück.

ISS-Expedition 16

Malentschenko war Bordingenieur der ISS-Expedition 16, die im Februar 2007 offiziell ernannt wurde. Der Start erfolgte am 10. Oktober 2007 mit Sojus TMA-11. Die Landung fand am 19. April 2008 nach 192 Tagen ebenfalls mit Sojus TMA-11 statt.

ISS-Expeditionen 32 und 33

Malentschenko schied am 27. Juli 2009 aus dem Kosmonauten-Korps aus, kehrte aber am 9. Februar 2010 wieder zurück. Er war in der Reservemannschaft für Sojus TMA-03M, dessen Start Ende 2011 stattfand. Am 15. Juli 2012 startete Malentschenko als Kommandant des Raumschiffes Sojus TMA-05M zur ISS. Als er am 17. Juli 2012 in die ISS umstieg, war er erst der dritte Raumfahrer und davon der erste Russe, der die Station zum vierten Male besucht. Er arbeitete dort als Bordingenieur der ISS-Expeditionen 32 und 33. Am 19. November 2012 kehrte er zusammen mit Sunita Williams und Akihiko Hoshide auf die Erde zurück. Mit über 641 Tagen lag er damit auf Platz 7 der Raumfahrer mit der längsten Gesamtdauer im All.[2]

ISS-Expedition 46 und 47

Malentschenkos sechster Einsatz startete am 15. Dezember 2015. Als Kommandant des Raumschiffes Sojus TMA-19M stattete er der ISS zusammen mit dem britischen ESA-Astronauten Timothy Peake und dem NASA-Astronauten Timothy Kopra seinen fünften Besuch ab. Dort arbeitete er als Bordingenieur der Expeditionen 46 und 47. Mit Peake und Kopra kehrte er am 18. Juni 2016 zur Erde zurück. Mit diesem Flug ist Malentschenko nach Sergei Krikaljow der zweite russische Kosmonaut mit sechs Raumflügen und der erste Raumfahrer, der fünf Mal zur ISS flog. Mit diesem Flug hatte Malentschenko insgesamt 827 Tage im All verbracht. Nur Gennadi Padalka mit 878 Tagen hat noch mehr Weltraumerfahrung als er.

Malentschenko verließ das Kosmonautenkorps am 2. September 2016.[3]

Zusammenfassung

NrMissionFunktionFunktion auf StationFlugdatumFlugdauer
1Sojus TM-19KommandantKommandant1994125d 22h 53m
2STS-106MissionsspezialistBordingenieur200011d 19h 12m
3Sojus TMA-2KommandantKommandant2003184d 22h 46m
4Sojus TMA-11KommandantBordingenieur2007/2008191d 19h 07m
5Sojus TMA-05MKommandantBordingenieur2012126d 23h 13m
6Sojus TMA-19MKommandantBordingenieur2015/2016185d 22h 11min

Privates

Malentschenko ist in zweiter Ehe verheiratet und hat aus dieser Beziehung eine Tochter. Aus erster Ehe hat er einen Sohn.

Während seines Langzeitaufenthaltes auf der ISS heiratete Juri Malentschenko am 10. August 2003 seine damals 26-jährige Frau Jekaterina. Damit ist er der erste Mensch, der im Weltraum heiratete. Seine Frau befand sich während der Hochzeit in einem Hörsaal des Johnson Space Centers (JSC) in Houston. Zwischen der ISS in 380 Kilometern Höhe und dem JSC war eine Videoverbindung geschaltet. Ed Lu fungierte als Trauzeuge und spielte auf einem Keyboard den Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Juri Malentschenko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.warheroes.ru/hero/hero.asp?Hero_id=2280 russisch
  2. Astronauten und Kosmonauten (geordnet nach „Gesamtflugzeit“). spacefacts.de, 11. November 2013, abgerufen am 11. November 2013.
  3. TASS: Yuri Malenchenko leaves team of Russian cosmonauts. 16. September 2016, abgerufen am 14. Oktober 2016 (englisch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Mir EO-16 patch.png
Patch for the Mir EO-16 expedition to the Mir space station in 1994/95.
The patch was redrawn by Jorge Cartes (JCR).
Soyuz-TMA-19M-Mission-Patch.png
Soyuz TMA-19M crew patch
ISS Expedition 47 Patch.svg
ISS Expedition 47 Insignia
  • The central depiction of the International Space Station (ISS) is in recognition of the international achievement of designing, building and maintaining a world-class space laboratory. The orientation of the ISS represents the view seen by the Soyuz crewmembers as they approach the station. The blackness of space in the background portrays the limitless area that humankind has yet to explore.
  • The efforts of the Expedition 47 crew will contribute to the growing body of knowledge and expertise that will allow us to extend human exploration beyond low-Earth orbit. The three blue colors are from the flags of the Expedition 47 crew’s home countries (United States, Russia and the United Kingdom), representing a fundamental commonality among each of the international partner countries whom the crewmembers serve.
ISS Expedition 46 Patch.svg
The 46 icon in the foreground of the Expedition 46 patch represents the forty-sixth expeditionary mission to the International Space Station. The graphic portrays the limb of the home planet, Earth, with the black vastness of space in the background. Earth is depicted at the top with the flags of the countries of origin of the crew members: the United States of America, Russia and the United Kingdom. The flag of the U.K. is displayed in a position of prominence in recognition of the significance of the first British astronaut flown in space for the European Space Agency. The outer border is in the shape of a triangle with an unbroken border, symbolizing the infinite journey of discovery for past, present and future space explorers. The names of the six Expedition 46 astronauts and cosmonauts are shown in the border.
ISS Expedition 33 Patch.svg
Das Expedition-33-Emblem stellt die Internationale Raumstation (ISS) dar, wie sie die Erde in Richtung Zukunft umkreist. Die Nationalflaggen Japans, Russlands und der Vereinigten Staaten von Amerika repräsentieren die Crew der Expedition 33, welche aus sechs Astronauten und Kosmonauten aus Japan, Russland und den Vereinigten Staaten besteht. Die fünf weißen Sterne repräsentieren die Partner im ISS-Programm – Kanada, die europäischen Länder, Japan, Russland und die Vereinigten Staaten. Die Expedition 33 wird die Arbeit der vorhergehenden 32 Expeditionsmannschaften an Bord des multinationalen Laboratoriums fortsetzen z. B. in Bereichen der Biologie und Biotechnologie, der Geowissenschaften und der Weltraumforschung, der Bildung, der menschlichen Forschung, der Natur- und Materialwissenschaften und der Technologieentwicklung und -vorführung.
Soyuz TMA-11 Patch.png
The official patch for the Soyuz TMA-11 mission, carrying Expedition 16 to the International Space Station.
Sts-106-patch.svg
This is the crew patch for the STS-106 mission, which is the first Shuttle flight to the International Space Station since the arrival of its newest component, the Russian-supplied Service Module Zvezda (Russian for star). Zvezda is depicted on the crew patch mated with the already orbiting Node 1 Unity module and Russian-built Functional Cargo Block, called Zarya (sunrise), with a Progress supply vehicle docked to the rear of the Station. The International Space Station is shown in orbit with Earth above as it appears from the perspective of space. The Astronaut Office symbol, a star with three rays of light, provides a connection between the Space Shuttle Atlantis and the Space Station, much the same as the Space Shuttle Program is linked to the International Space Station during its construction and future research operations. Stylized versions of flags from Russia and the United States meet at the Space Station. They symbolize both the cooperation and joint efforts of the two countries during the development and deployment of the permanent outpost in space as well as the close relationship of the American and Russian crew members.
ISS Expedition 16 patch.svg
This patch commemorates the sixteenth expeditionary mission to the International Space Station (ISS). The design represents the conjunction of two unique astronomical events: a transit of the ISS across the surface of a full moon, and a nearly complete annular eclipse of the sun. The ISS is shown in its complete configuration, symbolizing the role of this expedition in preparing for the arrival and commissioning of international partner modules and components. The ISS transit across the moon highlights its role in developing the techniques and innovations critical to enable long-duration expeditions to the lunar surface and beyond.
Soyuz TMA-2 Patch.png
Official patch for the Soyuz TMA-2 mission, carrying Expedition 7 to the International Space Station.
Expedition 7 insignia.svg
The International Space Station (ISS) Expedition Seven patch consists of two elliptical orbits which evoke the histories of the two space programs from which the crew is drawn. The Russian and American flags are intersecting, representing the peaceful cooperation of the many countries contributing to the ISS. Two stars indicate the Station's goals of contributing to life on Earth through science and commerce.
Soyuz TM-19 patch.png
The official crew patch for the Russian Soyuz TM-19 mission, which delivered the EO-16 crew to the space station Mir.
The patch was redrawn by Jorge Cartes (JCR) from Spacepatches.nl
Soyuz-TMA-05M-Mission-Patch.png
Soyuz TMA-05M Mission Patch
Luc van den Abeelen:
The Soyuz TMA-05M patch design depicts the spacecraft as it enters orbit, lit up by the rising sun. In design, colour and font, the patch is influenced by the Art Deco style.

The vertical blue and black bands in the background refer to the similar design of the flag of the Russian Air Force.

The three stars symbolize the three crew members. The design of the star is that of a monument on the grounds of the Yuri Gagarin Cosmonaut Training Center just outside Moscow.
ISS Expedition 32 Patch.svg
Dieses Emblem repräsentiert die 32. Expedition zur Internationalen Raumstation (ISS) und die Bedeutung der Wissenschaft, die dort für gegenwärtige und zukünftige Generationen führend ist. Die Torbogengestalt des Emblems symbolisiert den „Eingang“ in zukünftige Weltraumforschungsmöglichkeiten. Die ISS, ein kreisendes Laboratorium über der Erde, bietet eine einzigartige Perspektive für Erdbeobachtung und -überwachung. Die Flamme beschreibt das Streben nach Wissen und unterstreicht die Bedeutung von Bildung als den Schlüssel zu zukünftiger menschlicher Raumfahrt. Das Astronautensymbol umkreist die Erde, die Arbeit aller Astronauten der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft würdigend. Die Namen von jedem Crewmitglied auf dem Rand des Emblems sind zu Ehren der verschiedenartigen Kulturen und Sprachen bei der Mission geschrieben. Die drei Flaggen stellen auch die Heimatländer der Expedition 32 Crewmitglieder dar und kennzeichnen die mitwirkende ISS-Partnerschaft von 15 Ländern als eins.