Julius von Jobst

Julius von Jobst

Julius Jobst, ab 1881 von Jobst, (* 19. Juli 1839 in Stuttgart; † 22. September 1920 ebenda; vollständiger Name: Friedrich Heinrich Carl Julius von Jobst) war ein deutscher Chemiker, Unternehmer und Förderer der Neckarschifffahrt.

Leben

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Stuttgart studierte Julius Jobst am Polytechnikum Stuttgart Physik, Chemie und Mineralogie, daneben war er im Unternehmen seiner Familie als Laborant tätig. Nach dem Tod seines Vaters Friedrich Jobst jun. (1814–1858) und seines Großvaters Friedrich Jobst sen. (1786–1859) gründete er 1859 die Chininfabrik Jobst in Stuttgart. 1864 baute er in Feuerbach eine weitere Fabrik zur Produktion von Chininpräparaten und Opium-Alkaloiden. Julius Jobst war ein Neffe von Karl Jobst (1816–1896), mit dem zusammen er ab 1865 die Gesamtfabrik leitete.[1] 1868 gründete er ein Zweiggeschäft in Mailand. 1887 nach der Fusion mit dem Unternehmen Vereinigte Chininfabriken Zimmer & Cie. (Frankfurt am Main) wurde er Vorstand des Gesamtunternehmens. Von 1879 bis 1896 war er Präsident der Handelskammer Stuttgart.

Julius von Jobsts Interesse galt unter anderem dem Ausbau der Wasserstraßen in Süddeutschland. So gründete er mit Albert Brinzinger[2] 1897 das Komitee zur Hebung der Neckarschifffahrt,[3] das ab 1903 als Neckar-Donau-Kanal-Komitee weiterbestand,[4] und gehörte dem Vorstand des 1916 gegründeten Südwestdeutschen Kanalvereins an, der ebenfalls eine Verbindung von Rhein und Donau über den Neckar anstrebte.[5]

Julius von Jobst stiftete zum Andenken an seine Frau Mathilde die evangelische Gedächtniskirche in Stuttgart, Hölderlinstraße 14. Die Kirche wurde nach Plänen des Architekten Robert von Reinhardt von 1896 bis 1899 errichtet, am 3. April 1899 eingeweiht[6] und im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte von 1954 bis 1957 nach Plänen von Helmut Erdle. Der alte Kirchturm wurde in die Planung einbezogen, aber mit einer neuen Klinkerfassade ummantelt.[7]

Von 1907 bis 1912 war Julius von Jobst Mitglied der Ersten Kammer des württembergischen Landtags.

1919 veröffentlichte Julius von Jobst seine Lebenserinnerungen unter dem Titel „Jobst Arzneimittelfabrik“.[8]

Julius von Jobst wurde auf dem Fangelsbachfriedhof bestattet.

Auszeichnungen

Literatur

  • Friedrich Kober (Zusammenstellung): Julius von Jobsts Lebenserinnerungen. 60 Jahre in Deutschlands Industrie und Handel. Stähle & Friedel, Stuttgart [1920].
  • Armin WankmüllerJobst, Julius von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 445 (Digitalisat).
  • Walther Mosthaf: Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Industrie- und Handelskammer Reutlingen. Band 1: Die Handels- und Gewerbekammern 1855–1899. Herausgegeben von den Industrie- und Handelskammern Stuttgart Heilbronn Reutlingen Ulm. Stuttgart 1955, S. 303–305.
  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 413.

Einzelnachweise

  1. Armin Wankmüller: Jobst, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 445 f. (Digitalisat).
  2. Vergessene Psychiater und Baumeister (Memento vom 26. November 2015 im Internet Archive)
  3. cannstatter-zeitung.de
  4. Neckar AG (Hrsg.): 100 Jahre Energie im Fluss. 2022, S. 16 (enbw.com [PDF; 53 kB; abgerufen am 17. März 2023]).
  5. wabw.uni-hohenheim.de
  6. findbuch.net
  7. stuttgart.de
  8. antiquariat.de
  9. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg 1907, S. 32.

Auf dieser Seite verwendete Medien