Julius Ludwig Rothweil
Julius Ludwig Rothweil (* wohl 1676 im Elsass; † 1750) war ein hessischer Landesbaumeister (Hofarchitekt) des Barocks.
Leben und Werk
Das genaue Geburtsdatum und der Geburtsort von Julius Ludwig Rothweil ist bisher nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde er 1676 im Elsass geboren. Seine berufliche Ausbildung zum Baumeister erhielt er in Straßburg oder Paris. 1701 ist Rothweil in Hanau erstmals als Ingenieur nachweisbar.
Ab 1702 war er Landhauptmann im Dienst der Fürsten von Nassau-Weilburg. Hier war er hauptsächlich als Bauleiter des Schlosses Weilburg tätig. Während dieser Zeit war er aber auch mit Bauprojekten in Neuwied, Hachenburg und Hanau betraut. Mit dem Bau des Schlosses Philippsruhe bei Hanau (Landschloss für den Grafen Philipp Reinhard von Hanau) erregte er überregional Aufmerksamkeit. Danach führte er für verschiedene Landesherren wichtige Baumaßnahmen aus, sowohl Kirchen wie auch Schlösser. In beiden Bereichen wurden seine Bauten Vorbilder, insbesondere im „protestantischen Gürtel“ zwischen Berlin, Hannover, Kassel und Pfalz-Saarbrücken.
Während seiner Zeit als Hofbaumeister des Grafen Johann Ernst von Nassau-Weilburg (1675–1719) war er für alle größeren Bauprojekte des Grafen verantwortlich.
Um 1709 oder 1710 wurde er nach Arolsen berufen. In Arolsen plante er das Schloss, eine der bedeutendsten Schlossanlagen in Hessen. Als Baudirektor des Grafen bzw. Fürsten Anton Ulrich von Waldeck und Pyrmont (Regierungszeit 1706–1728) war er für alle dortigen Hoch- und Tiefbauten zuständig. Sein Nachfolger als waldeckischer Baudirektor war sein Sohn Franz Friedrich Rothweil (1702–1777), der nach dem Tod des Vaters dessen Werk weiterführte.
Von 1732 bis 1739 wurde das Corps de Logis von Schloss Berleburg der Grafen zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg nach Plänen Rothweils ausgeführt.
Sein Werk war beeinflusst durch den französischen Barock (Schloss Versailles) und den niederländischen Barock. In seinem Werk vermittelte Rothweil zwischen den architektonischen Stilrichtungen des Barock und des Klassizismus. Er war der Wegbereiter des klassizistischen Barock im heutigen Hessen.
Julius Ludwig Rothweil starb im Jahr 1750.
Ausgeführte Bauten
- Schloss Philippsruhe, Hanau: ab 1701 (vom Pariser Baumeister Jacques Antoine Vith Girard bis 1712 fertiggestellt)
- Schloss Biebrich: Ausbau und Erweiterung, bis 1703
- Schloss Neuwied: ab 1703 (Pläne v. R. 1706/1707), ursprünglich dreiflügelig geplant, als drei Einzelbauten ausgeführt
- Weilburg:
- Ausbau und Erweiterung des Schlosses
- Neubau von Schlosskirche und Rathaus, 1703–1713. Die Schlosskirche gilt als der bedeutendste protestantische Kirchenbau des Barock in Hessen
- Ausbau und Erweiterung der Oberen Orangerie, 1703–1705
- Neubau Untere Orangerie, 1711–13, nach dem Vorbild der Orangerie von Versailles
- Umgestaltung Marktplatz und Neubau von Verwaltungsgebäuden. Die Kanzlei beherbergt heute das Bergbau- und Stadtmuseum[1].
- erste Wasserleitung von Weilburg
- Schloss Hachenburg: Ausbau, 1715–1746
- Schloss Höhnscheid (Gutshaus) und Park: Neubau 1720–1730
- Arolsen (Residenz des Fürsten Friedrich Anton Ulrich zu Waldeck und Pyrmont):
- Schloss Arolsen: Abbruch ab 1710 und Neubau 1713–1728
- Stadtkirche (Arolsen): Neubau 1735–1787
- Bad Pyrmont:
- Schloss: verändert ab 1721
- Kommandantenhaus: Neubau 1723
- Kavalierhäuser: Neubau 1723
- Magazingebäude: Neubau 1726
- Festungsanlage: Instandsetzung und Umbau
- Schloss Berleburg Corps de Logis 1732–1739
Urheberschaft vermutet
- Kirchheimbolanden: Schlosskirche (Paulskirche): Neubau 1739–1744 (leicht abgewandelte Doublette der Schlosskirche in Weilburg)
- Daaden (Westerwald): ev. Pfarrkirche, 1722–1724
Urheberschaft fälschlich zugewiesen
- Neunkirchen/Westerwald, ev. Pfarrkirche (Baumeister: Johann Michael Petri)
Literatur
- Kathrin Ellwardt: Ev. Schloßkirche Weilburg. Regensburg 1999. (= Schnell & Steiner, Kunstführer Nr. 2391). ISBN 3-7954-6218-5
- Birgit Kümmel, Richard Hüttel (Hrsg.): Arolsen: indessen will es glänzen; eine barocke Residenz, Korbach, 1992
- Magnus Backes: Schloß Neuwied und sein Baumeister Julius Ludwig Rothweil – Ergänzende Bemerkungen und Untersuchungen, in: Johannes Mötsch (Hrsg.): Ein Eifler für Rheinland-Pfalz. Festschrift für Franz-Josef Heyen zum 75. Geburtstag am 2. Mai 2003 (= Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte; 105), Bd. 2, S. 1137–1152, Mainz, 2003
- Magnus Backes: Julius Ludwig Rothweil: ein Rheinisch-Hessischer Barockarchitekt, Baden-Baden, Strasbourg: Heitz, 1. Aufl., 1959 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte; 317)
- Birgit Kümmel, Michael Neumann, Ulrich Schütte (Hrsg.): Julius Ludwig Rothweil (1676-1750), Petersberg: Imhof, 1. Aufl. 2004, 2. Aufl.: 2006, ISBN 3-937251-19-7
Einzelnachweise
- ↑ Bergbau- und Stadtmuseum (Zugegriffen 10. April 2014)
Weblinks
- Julius Ludwig Rothweil in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank
- Schloss Berleburg
- Schloss und Gartenanlagen von Weilburg
- Rothweil, Julius Ludwig. Hessische Biografie. (Stand: 23. März 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Personendaten | |
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NAME | Rothweil, Julius Ludwig |
KURZBESCHREIBUNG | hessischer Barockbaumeister |
GEBURTSDATUM | um 1676 |
STERBEDATUM | 1750 |
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The Grand Ducal palace in Wiesbaden Biebrich, seen from the park behind it.
Photographer: Laurenz Bobke, Wiesbaden (http://www.wiesbaden-photos.com/ )Schloss Hönscheid in Hessen
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Panoramaaufnahme des Schloss Weilburg von der Bahnhofstraße aus
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Blick in den Viehhof vom Schlosshof aus
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Residenzschloss Arolsen, Bad Arolsen