Julius Friedrich Winzer

Julius Friedrich Winzer (* 30. Juli 1778 in Chemnitz; † 24. Februar 1845 in Leipzig) war ein deutscher Ethikprofessor und evangelischer Theologe.

Leben

Winzer hatte sich am 29. April 1796 zum Studium der Theologie an der Universität Leipzig immatrikuliert. Dazu disputierte er am 27. Februar 1800 zum Magister der Philosophie. Im gleichen Jahr wurde er Vesperprediger an der Universitätskirche, trat 1801 eine Stelle als Hilfslehrer an der Ritterakademie in Dresden an und wechselte 1802 als Gymnasialprofessor an die Landesschule St. Afra in Meißen. Am 13. Oktober 1809 wurde er als Adjunkt in die philosophische Fakultät der Universität Wittenberg habilitiert und übernahm noch im selben Jahr die Professur für Ethik und Politik.

Winzer las über philosophische Moral, akademische Hodegetik mit Enzyklopädie der Wissenschaften und Schrifterklärung. Dazu ließ er vor allem die lateinische Sprache üben. Zwar vernachlässigte er in seinen Vorlesungen die an seinen Lehrstuhl gekoppelten Ausführungen zur Politik, jedoch gerade wegen seiner herausragenden theologischen Kenntnisse übertrug man ihm 1810 eine außerordentliche Professur an der Theologischen Fakultät. Zur Erfüllung seiner Aufgaben an der theologischen Fakultät forderte man jedoch, dass er sich die dazu notwendigen akademischen Grade erwerben sollte. Dazu promovierte er am 30. Juli 1812 zum Doktor der Theologie und übernahm als Nachfolger von Heinrich August Schott (1780–1835) 1813 den ordentlichen vierten Lehrstuhl an der Theologischen Fakultät, als Stipendiaten Ephorus.

Das Zeitgeschehen gestattete Winzer auf dem Lehrstuhl keine große Entfaltungsmöglichkeit mehr. Durch die Befreiungskriege geriet auch Wittenberg 1813 ins Kreuzfeuer der militärischen Auseinandersetzungen. Da große Teile der Stadt zerstört wurden, flüchtete der Hauptteil des akademischen Personals der Universität zunächst nach Kemberg, das an einer militärisch stark frequentierten Straße lag, weswegen man den Hochschulbetrieb in Schmiedeberg fortsetzte. Hier harrte man mit einem geringen akademischen Betrieb aus und wartete auf die Dinge die da kommen mögen. In jener Zeit übernahm Winzer im Wintersemester 1814 das Rektorat der Hochschule. Schließlich hatte Sachsen als Verbündeter Napoleons eine Niederlage erlitten. Durch den Wiener Kongress kamen die sächsischen Gebiete um Wittenberg zu Preußen. Man beschloss nach Fachberatungen die Zusammenlegung der Universität Halle und der Wittenberger Hochschule. Somit entstand am 12. April 1815 die neue Universität Halle-Wittenberg.

Ein Teil der Hochschullehrer suchte sich an anderen Orten eine neue Existenz. Gemeinsam mit Karl Klien und Karl Heinrich Pölitz ging Winzer als ordentlicher Professor der alt- und neutestamentlichen Exegese an die Leipziger Hochschule, nachdem er im gleichen Monat in Lichtenburg Friedericke Julie, die Tochter des Wittenberger Bürgermeisters Johann Christian Franke geheiratet hatte. Dort wurde er 1818 Domherr in Leipzig und verwaltete im Sommersemester 1831 das Leipziger Rektorat der Alma Mater. Winzer galt als pietätvoller und gediegener Theologe des Rationalismus. Seine Vorliebe galt dem Buch Kohelet, das er besonders in seinen Vorlesungen in Leipzig behandelte. Neben der Herausgabe des Pentateuch aus dem Hebräischen ins Lateinische übersetzt, von Schott (Altona 1815), ist besonders sein Commentatio de loco Kobel hervorzuheben.

Werkauswahl

  • Rector Vuniversitatis Lipsiensis Ad Sacra Natalitia Domini nostri Iesu …; 1832
  • De aureae aetatis spe Judaeorum; Leipzig 1800
  • De daemonologia in sacris Novi Test. libris; Wittenberg 1812–22
  • De liberalis juvenum educationis et institutionis vi; Meißen 1802

Literatur

  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1502–1817 (= Mitteldeutsche Forschungen. Band 117). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2002, ISBN 3-412-04402-4.
  • Edith Rothe, Hildegard Heilemann, Historische Kommission: Bibliographie zur Geschichte der Stadt Leipzig, Sonderband II: Karl-Marx-Universität Leipzig. Bibliographie zur Universitätsgeschichte 1409–1959; Weimar: Verlag für Buch- und Bibliothekswesen, 1961
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg; Halle (Saale): Niemeyer, 1917
  • Franz DelitzschWinzer, Julius Friedrich. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 17, Hinrichs, Leipzig 1906, S. 212.
  • Matrikel der Universität Wittenberg und Leipzig

Weblinks