Julius Carl Raschdorff
Julius Carl Raschdorff (* 2. Juli 1823 in Pleß; † 13. August 1914 in Waldsieversdorf) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer. Er gilt als einer der namhaften Architekten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland und schuf mit dem Berliner Dom sein bedeutendstes Werk.
Leben
Nach seinem Abitur 1842 in Gleiwitz studierte Raschdorff von 1845 bis 1853 an der Berliner Bauakademie. Ab seiner Ernennung zum 2. Stadtbaumeister am 1. November 1854 wirkte er bis 1878 in Köln. Dort nahm er wesentlichen Einfluss auf die Stadtentwicklung und renovierte u. a. den Gürzenich (1854–1859) und das Rathaus. Ab 1864 war er 1. Stadtbaumeister, schied aber mit dem Jahr 1872 aus dem Amt, um sich als Privatarchitekt niederzulassen. 1856 referierte Raschdorff auf der Pariser Weltausstellung über neue Bautechniken. Zwischen 1876 und 1880 wurde nach seinen Plänen das Ständehaus in Düsseldorf, das den rheinischen Provinziallandtag und später den nordrhein-westfälischen Landtag beherbergte, errichtet. Raschdorff wurde 1878 Professor für Baukunst an der Technischen Hochschule Charlottenburg. 1914 wurde er emeritiert. Raschdorff entwarf über 220 Bauwerke in Deutschland und im benachbarten Ausland, von denen an 40 verschiedenen Orten auch etwa 100 ausgeführt wurden. Ein Bronzeporträt Raschdorffs schuf Adolf Brütt 1895 für den Berliner Dom, an dem Brütt genauso beteiligt war wie am Kaiser-Friedrich-Mausoleum (1888/1890) für Potsdam. 1896 erhielt er auf der Internationalen Kunstausstellung in Berlin eine große Goldmedaille. Die Königliche Akademie von Belgien nahm ihn 1882 als assoziiertes Mitglied auf.[1]
Sein Sohn Otto wurde ebenfalls Architekt und sein engster Mitarbeiter.
In Düsseldorf wurde in den 1960er Jahren eine neue Straße im Stadtteil Garath nach ihm benannt.
Seine letzte Ruhe fand er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof II im Feld S, G3 in einem Ehrengrab der Stadt Berlin.
Werk
Bauten und Entwürfe
- 1858–1860: Haus Sölling in Rolandseck
- 1861:Wallraf-Richartz-Museum (zusammen mit Felten)[2]
- 1863:Kölner Rathauses Restaurierung und Neugestaltung des
- 1865–1866: Haus der Casino-Gesellschaft in Saarbrücken (heute Landtag des Saarlandes)[3]
- 1859–1860: Apostelgymnasium in Köln
- 1869–1872: Stadttheater in Köln, Glockengasse (im Zweiten Weltkrieg zerstört)
- 1870–1872: Herrenhaus und Gutshof Etzweiler in Elsdorf (Kreis Bergheim/Erft) (unter Denkmalschutz, jedoch nach 2006 abgebrochen für den Tagebau Hambach)
- 1871:Empfangsgebäude der Bahnhöfe in Kyllburg und in Bitburg-Erdorf
- 1871–1874: Villa für Gottfried Conze in Langenberg (Rheinland), Hauptstraße 103
- 1872–1873: Villa für Emil vom Rath in Mehlem (1955 abgebrochen)[4]
- 1872–1875: Diakonissen-Haus „Sarepta“ in Bethel (Bielefeld)
- 1876–1880: Ständehaus in Düsseldorf
- 1877: Neue Evangelische Kirche in Langenberg (Rheinland), Donnerstraße 15 (heute „Event-Kirche“)
- 1877: Pfarrhaus in Langenberg (Rheinland), Wiemerstraße 12
- 1877–1878: Villa für Hermann Colsman in Langenberg (Rheinland), Wiemerstraße 8
- 1877:Villa Petershall für den Textilfabrikanten David Peters in Neviges
- 1878–1880: Postgebäude (Postamt, Telegrafenamt und Oberpostdirektion) in Münster, Domplatz 6/7
- 1878: Amtsgericht in Langenberg (Rheinland), Hauptstraße 122
- 1878: Entwurf einer Villa für Andreas Colsman in Langenberg (Rheinland) (Die Ausführung erfolgte 1884 in abgewandelter Form nach Plänen von Hermann Otto Pflaume.)
- 1878–1884: Neubau der Technischen Hochschule in (Berlin-)Charlottenburg (zusammen mit Richard Lucae (†) und Friedrich Hitzig)
- 1879:Deutschen Kirche in Stockholm Turm der
- 1880:staatlichen Zeichenakademie in Hanau
- 1884–1885: Englische Kirche im Garten von Schloss Monbijou in Berlin[2]
- 1888–1889: Mausoleum der Familie Dittrich in Krásná Lípa (Nordböhmen)
- 1890: Empfangsgebäude des Zentralbahnhofs in Münster (Westfalen)
- 1890:Kaiser-Friedrich-Mausoleum[2]
- 1894–1905: Berliner Dom
- 1895–1897: Grabkapelle der Grafen Henckel von Donnersmarck beim Schloss Neudeck in Oberschlesien
Insgesamt sind bislang von Raschdorff sechs Kirchen, eine Synagoge, 17 Schulgebäude, vier Hochschulgebäude, zwei Museen, zwei Bibliotheken, vier Krankenhäuser, ein Theater, zwei Rathäuser, sieben Bahnhöfe, sieben Schlösser oder Burgen, 23 Villen sowie zehn Wohn- und Geschäftshäuser bekannt.
Entwürfe
1884 wurde sein Wettbewerbsentwurf für die Bebauung der Berliner Museumsinsel mit einem 4. Preis neben seinem Sohn Otto Raschdorff (1854–1915) ausgezeichnet.[5]
Schriften
- Das Kaufhaus Gürzenich in Köln. Berlin 1863.
- Abbildungen deutscher Schmiedewerke. Berlin 1875–78 (kleine Ausgabe 1878).[2]
- Entwürfe und Bauausführungen im Stil deutscher Renaissance. Berlin 1879.[2]
- Die Hochbau-Ausfuehrungen des preußischen Staates. Toeche, Berlin 1880. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- Abbildung deutscher Schmiedewerke. Verlag von Ernst & Korn, Berlin 1882.[6]
- Palastarchitektur von Oberitalien und Toskana. Berlin 1883–88 (2. Teil: Toskana, 3. Teil: Venedig; als Fortsetzung des von Robert von Reinhardt begonnenen Werks).[2]
- Ein Entwurf Kaiser Friedrichs zum Neubau des Doms und zur Vollendung des königlichen Schlosses in Berlin. Berlin 1888.
- Baukunst der Renaissance. 4 Bände, Berlin 1880–90.[2]
- Rheinische Holz- und Fachwerksbauten des 16. und 17. Jahrhunderts. Berlin 1895.[2]
Literatur
- Michael Bollé: Raschdorff, Julius Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 155 f. (Digitalisat).
- Klaus Peters: Leben und Werk des Architekten Julius Carl Raschdorff. (1823–1914). Universität Hannover – Institut für Geschichte und Theorie im FB Architektur, Hannover 2004, ISBN 3-931585-13-1. (= Schriften des Institutes für Bau- und Kunstgeschichte der Universität Hannover, Band 14.)
- Uwe Kieling: Berlin. Bauten und Baumeister. Von der Gotik bis 1945. Berlin-Edition, Berlin 2003, ISBN 3-8148-0095-8.
- Julius Carl Raschdorff: Aufzeichnungen aus dem Leben und Schaffen des Architekten Professor J. C. Raschdorff. Vaterländische Verlagsanstalt, Berlin 1903.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Académicien décédé: Julius Carl Raschdorff. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 16. November 2023 (französisch).
- ↑ a b c d e f g h Raschdorff. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 16: Plaketten–Rinteln. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S. 606 (Digitalisat. zeno.org).
- ↑ Albert Ruppersberg: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken. Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann 1815–1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914. Band III, Teilband 2, 2. Auflage, Saarbrücken 1914, S. 99.
- ↑ Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer 1819–1914. Bouvier, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, Band 3, Katalog (2), S. 126–131 (zugleich Dissertation, Universität Bonn, 1994).
- ↑ Amtliche Mittheilung. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 15, 1884, S. 143 (zlb.de – Zweiter Preis für den Entwurf Museumsinsel).
- ↑ Annonce. In: Centralblatt der Bauverwaltung. 51a, 1882, S. 3 (zlb.de – Anzeiger zum Centralblatt).
Personendaten | |
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NAME | Raschdorff, Julius Carl |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt, Baubeamter und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 2. Juli 1823 |
GEBURTSORT | Pleß, Schlesien |
STERBEDATUM | 13. August 1914 |
STERBEORT | Waldsieversdorf |
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Autor/Urheber: Kamil Czaiński, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Plaque commemorating the architect Julius Carl Raschdorff in his home town Pleß/Pszczyna
Julius Carl Raschdorff (1823-1914), deutscher Architekt und Hochschullehrer. Schöpfer des Berliner Doms.
Autor/Urheber: Z thomas, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Grab von Julius Carl Raschdorf auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof II in der Liesenstraße in Berlin-Gesundbrunnen; Ehrengrab