Julienit

Julienit
Julienite.jpg
Blaue Julienit-Kristalle aus der Shamitumba-Mine in Haut-Katanga, Demokratische Republik Kongo
Allgemeines und Klassifikation
Chemische FormelNa2Co(SCN)4 • 8H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Organische Verbindungen
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
10.AD.05 (8. Auflage: IX/A.02)
50.02.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystemmonoklin (pseudotetragonal)[2]
Kristallklasse; Symbolmonoklin-prismatisch 2/m[2]
RaumgruppeP21/n[1]
Gitterparametera = 18,94 Å; b = 19,21 Å; c = 5,46 Å
β = 91,6°[1]
FormeleinheitenZ = 4[1]
Zwillingsbildungnach {110}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärtenicht bekannt
Dichte (g/cm3)gemessen: 1,648; berechnet: 1,61[2]
Spaltbarkeitgut nach {001}[3]
Farbeblau
Strichfarbeblau
Transparenzdurchscheinend
GlanzBitte ergänzen!
Kristalloptik
Brechungsindizesnω = 1,556
nε = 1,645[4]
Doppelbrechungδ = 0,089
Optischer Charaktereinachsig positiv

Julienit (auch Juliënit[5], nicht zu verwechseln mit Julianit, einem Synonym zu Tennantit[6]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na2Co(SCN)4 • 8H2O[1] und konnte bisher nur in Form blauer, durchscheinender Überkrustungen aus winzigen, nadeligen Kristallen auf Talkschiefer gefunden werden.

Etymologie und Geschichte

Erstmals beschrieben wurde Julienit 1928 durch Alfred Schoep (1881–1966), der das Mineral nach seinem Entdecker Henri Julien († 1920), einem belgischen Wissenschaftler, benannte.[4] Schoep hielt das Mineral irrtümlich für ein Cobalt-Analogon des Buttgenbachit. Spätere Untersuchungen wurden von de Sweemer 1932, Cuvelier 1933 sowie nochmals von Schoep und Billiet 1934 durchgeführt, aber die Analyse der Zusammensetzung durch Cuvelier und auch die von de Sweemer waren genauer.[6]

Als Typlokalität für den Julienit gilt der Fundort Chamibumba (Shamitumba) bei Shinkolobwe in der kongolesischen Provinz Katanga.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Systematik der Minerale nach Strunz gehört der Julienit zur Abteilung der „Salze organischer Säuren“, wo er zusammen mit Mellit Namensgeber der Mellit-Julienit-Gruppe mit den weiteren Mitgliedern Abelsonit, Calclacit, Dashkovait, Earlandit, Formicait, Hoganit, Kafehydrocyanit und Paceit ist.

Seit der 2001 überarbeiteten, neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) ist diese Abteilung präziser unterteilt nach den der Formel zugrunde liegenden Salzen und das Mineral steht entsprechend in der Unterabteilung der „Cyanate“. Hier ist der Julienit einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 10.AD.05.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Julienit ebenfalls in die Klasse der organischen Verbindungen ein, dort allerdings in die Abteilung der „Salze organischer Säuren (Mellitate, Citrate, Cyanate und Acetate)“, wo er einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 50.02.03 ist.

Kristallstruktur

Julienit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2 mit den Gitterparametern a = 18,94 Å; b = 19,21 Å; c = 5,46 Å und β = 91,6° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Eigenschaften

Julienit ist gut löslich in Wasser und färbt es rosa.[2]

Bildung und Fundorte

Über die genauen Bildungsbedingungen ist bisher nichts bekannt, da das Mineral bisher nur an seiner Typlokalität Shamitumba in Katanga nachgewiesen werden konnte.[4]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 721.
  2. a b c d Handbook of Mineralogy – Julienite (englisch, PDF 65 kB).
  3. Webmineral – Julienite (englisch).
  4. a b c Julienite bei mindat.org (engl.)
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
  6. a b V.D.C. Daltry: Annales de la Société Géologique de Belgique: The Type Mineralogy of Africa: Zaire (Tabelle der Minerale S. 2, voller Name des Erstbeschreibers S. 3, Mineralbeschreibung S. 10, Referenzen A. Schoep S. 28).

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Autor/Urheber: David Hospital, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Outstanding acicular electric blue crystals of the extremely rare mineral julienite from the type and only known locality worldwide, the Shamitumba mine, Shinkolobwe. According to the state of art, julienite is the only mineral species containing the thiocyanate anion. Ex Vandenbroucke Museum collection from Waregem, Belgium.