Julien Bryan
Julien Hequembourg Bryan (* 23. Mai 1899 in Titusville; † 20. Oktober 1974 in New York) war ein US-amerikanischer Dokumentarfilmer.
Leben
Nach seinem High-School-Abschluss meldete der aus einer evangelischen Familie stammende Bryan sich 1916, noch vor dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg, beim American Field Service (AFS), einer Organisation für junge Freiwillige im Sanitätsdienst. Er arbeitete ein halbes Jahr lag in Frankreich bei einer Krankentransporteinheit, die verwundete Soldaten von den Schlachtfeldern bei Verdun und in den Argonnen in Lazarette hinter der Front brachte. Seine Erlebnisse dort beschrieb Bryan in seinem 1918 erschienenen Buch Ambulance 464. Encore des Blessés.[1] Nach seiner Rückkehr in die USA machte er einen Abschluss an der renommierten Princeton University und studierte anschließend am Union Theological Seminary in the City of New York, verwarf aber schließlich sein Vorhaben, Pastor zu werden. Im Jahr 1928 begann er eine Tätigkeit als Leiter der YMCA-Ortsgruppe von Brooklyn in New York. In dieser Zeit begann er, sich für Film und Fotografie zu interessieren. Bald schon arbeitete er regelmäßig für die Wochenschau „The March of Time“ und für Electric Research Products Inc., eine Produktionsfirma für filmische Lehrmittel, die später von der Encyclopedia Britannica Films übernommen wurde. Der russisch-amerikanische Auslandskorrespondent Maurice Hindus (1891–1969) nahm Bryan in den 1930er Jahren mehrmals als Kameramann mit auf seine Reisen in die Sowjetunion. Burton Holmes (1870–1958) machte Bryan mit der von ihm entwickelten Form öffentlicher Diavorträge („travelogues“) bekannt, bei der er zur Illustration seiner Reiseberichte eigene Filme und Fotografien zeigte. Bryan bereiste alle Kontinente und drehte dort Dokumentarfilme über die jeweiligen Gesellschaften und ihre Kulturen. Um Geld zu verdienen, unternahm Bryan Vortragsreisen durch die USA, auf denen er seine Filem zeigte. In den 1930er Jahren bereiste er mit Foto- und Filmkameras im Gepäck neben der Sowjetunion auch Finnland, Polen, Deutschland, die Schweiz und die Niederlande.[2]
Die größte Bekanntheit erlangten seine Filme über das Alltagsleben im Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus (siehe March of Time: Inside Nazi Germany), Polen und der Sowjetunion zwischen 1935 und 1939. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges produzierte er mehrere Filme über die Belagerung Warschaus durch die Wehrmacht im September 1939. Er gilt als einziger ausländischer Journalist, der sich damals in der polnischen Hauptstadt aufhielt.[3] Über den Polnischen Rundfunk wandte er sich mit einem Appell an den US-amerikanischen Präsidenten Franklin Delano Roosevelt, der Zivilbevölkerung Warschaus, die unter den Luftangriffen der Deutschen litt, zu helfen.[4] Sein Dokumentarfilm Siege (1940) wurde für den Oscar in der Kategorie „Bester Kurzfilm“ nominiert[5] und 2006 als „einzigartiges, erschütterndes Dokument der grausamen Brutalität des Krieges“ in das National Film Registry aufgenommen.[6]
Literatur
- Current Biography. Who's News and Why 1940. New York 1940.
- Aleksandra Janiszewska (Hrsg.): Die Farben des Krieges. Die Belagerung Warschaus in den Farbfotografien von Julien Bryan / The Colors of War. The Siege of Warsaw in Julien Bryan's Color Photographs. Aus dem Englischen von Dominik Fehrmann, Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2011, publiziert in Zusammenarbeit mit dem Instytut Pamięci Narodowej und dem Holocaust Museum, Washington, Copyright by the Institute of National Remembrance, Lektorat des deutschen Textes: Jasmin Fröhlich, ISBN 978-3-422-07098-1, first published by Osrodek Karta, Poland, 2010. Copyright for the phtographs by the United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Julien Bryan Archive, 2010.
Weblinks
- Julien Bryan bei IMDb
- Julien Bryan. In: InternationalFilmFoundation.org
- Julien Bryan in der Holocaust Encyclopedia des United States Holocaust Memorial Museum
- Christoph Gunkel: US-Kameramann in Hitler-Deutschland – Zu Gast bei Feinden. In: Spiegel.de, 14. August 2012
Einzelnachweise
- ↑ Ambulance 464 New York, 1918 (Volltext [Wikisource]).
- ↑ Jacek Zygmunt Sawick: Die Farben des Krieges. S. 7–12, S. 7/8, In: Aleksandra Janiszewska (Hrsg.): Die Farben des Krieges. Die Belagerung Warschaus in den Farbfotografien von Julien Bryan / The Colors of War. The Siege of Warsaw in Julien Bryan’s Color Photographs. Aus dem Englischen von Dominik Fehrmann, Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2011, publiziert in Zusammenarbeit mit dem Instytut Pamieci Narodowej und dem Holocaust Museum, Washington, Copyright by the Institute of National Remembrance, Lektorat des deutschen Textes: Jasmin Fröhlich, ISBN 978-3-422-07098-1, zuerst veröffentlicht durch: Osrodek Karta, Polen, 2010. Copyright für die Fotografien: United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Julien Bryan Archive, 2010
- ↑ Julien Bryan: Poland in 1939 and in 1959. Look, September 1959, archiviert vom am 28. Oktober 2005; abgerufen am 6. Januar 2011 (englisch).
- ↑ Julien Bryan (1899–1974). aktyka.com, archiviert vom am 7. Juli 2011; abgerufen am 6. Januar 2011 (polnisch).
- ↑ Awards for Siege (1940). Internet Movie Database, abgerufen am 22. Mai 2015 (englisch).
- ↑ Librarian of Congress Adds Home Movie, Silent Films and Hollywood Classics to Film Preservation List. Library of Congress, 27. Dezember 2006, abgerufen am 6. Januar 2011 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Bryan, Julien |
ALTERNATIVNAMEN | Bryan, Julien Hequembourg (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Dokumentarfilmer |
GEBURTSDATUM | 23. Mai 1899 |
GEBURTSORT | Titusville |
STERBEDATUM | 20. Oktober 1974 |
STERBEORT | New York |
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Documentary film Siege by Julien Bryan about the German invasion and siege of Warsaw. In 2006 this film was named to the National Film Registry of the USA by the Librarian of Congress as "a unique, horrifying record of the dreadful brutality of war".[1] Bryan managed to smuggle his films from Poland through Germany and back to the United States by hiding the rolls in gas mask canisters purchased as souvenirs. Six weeks later, in New York City, he assembled the footage into a ten-minute newsreel called “Siege”. Released in February 1940, the film became for many viewers their first glimpse of the Nazi invasion and the first visual proof of the horrors of modern warfare.
World War I in Frankreich: Original-Bildunterschrift: „
Siege of Warsaw by German forces in September of 1939: American photographer Julien Bryan films a scene during the siege of Warsaw. He stands atop a barricade of paving stones that had been erected to slow the advance of the German army. The baricade stood at Praski Hospital in Warsaw.