Julianus Pomerius

Julianus Pomerius († um oder bald nach 500[1]) war ein christlicher Geistlicher, über dessen Leben nur wenig bekannt ist. Wahrscheinlich floh er vor den Vandalen aus Nordafrika (Marokko, Mauretanien) nach Gallien, wo er Ende des 5. Jahrhunderts als Priester und Rhetoriklehrer in Arles tätig war.

Er war Lehrer von Caesarius von Arles, dem späteren Bischof von Arles. Von seinen Schriften ist nur die Vita contemplativa in drei Büchern erhalten, ein geistlicher Führer für Kleriker und Laien, der um 500 entstand und die Askese preist. Es gilt als erster Traktat christlicher Spiritualität[2] und war sehr beliebt. Im Gegensatz zum Titel behandelt er in den Büchern 2 und 3 auch praktische Tugendlehre (Vita activa). Es gibt über 90 Handschriften und ab 1486 viele Drucke. Teilweise wurde das Werk fälschlich Prosper Tiro von Aquitanien zugeschrieben. Es ist an einen Bischof Julianus als Auftraggeber gerichtet, der aber nicht identifiziert werden konnte. Er ist von Johannes Cassianus und Augustinus von Hippo beeinflusst. Er selbst sah sich als Schüler von Augustinus. Er hatte mit seinen Gedanken zum Kirchengut Einfluss auf spätere Konzilien.[3]

Es gibt außerdem Briefe des Gallorömers Ruricus, der 507/10 starb und Bischof von Limoges war, an Pomerius. Ansonsten sind seine Schriften nur in Auszügen erhalten (Pseudo-Gennadius und Isidor).

Schriften

  • Lateinische Ausgabe in Patrologia Latina 59, Sp. 411–520 (Digitalisat)
  • La Vie contemplative, Paris 1995 (französische Übersetzung, Einführung Pierre Riché)
  • The contemplative life, Catholic University of America, Washington, Westminster (Maryland) 1947 (englische Übersetzung und Kommentar von Mary Josephine Suelzer)

Es gibt eine ältere deutsche Übersetzung von Johann Georg Pfister (Der heilige Prosper über das beschauliche Leben, Würzburg 1826).

Literatur

  • Friedrich Degenhart: Studien zu Julianus Pomerius (= Programm des humanistischen Gymnasiums Eichstätt). 1905
  • Christoph Eger, Julianus Pomerus, in: Walter Kasper u. a. Lexikon für Theologie und Kirche, Band 5, Herder 1996, Sp. 1080
  • W. Enßlin, Pauly’s Realencyclopedie, Band 21, 1876
  • M. L. W. Laistner: The Influence During the Middle Ages of the Treatise De vita contemplativa and Its Surviving Manuscripts. In: Chester G. Starr (Hrsg.): The Intellectual Heritage of the Early Middle Ages: Selected Essays by M.L.W. Laistner, New York 1966, S. 40–56 (zuerst in Miscellanea Giovanni Mercati, Vatikan 1946, S. 344–356).
  • Jean Devisse: L’influence de Julien Pomere sur les clercs carolingiens: de la pauvrete aux Ve et IXe siecles. In: Revue d’histoire de l’église de France, Band 61, 1970, S. 285–295.
  • K. S. Frank, Lexikon des Mittelalters, Band 5, 803
  • Fritz Schalk: Zur Vitenlehre und monastischen Literatur (Cassian und Julian Pomerius). In: Verbum und Signum. Festschrift Friedrich Ohly, München 1975, Band 2, S. 71–78.
  • Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik. Band 1. Beck, München 1990, S. 139ff (Kapitel 4).
  • William E. Klingshirn: Caesarius of Arles: The Making of a Christian Community in Late Antique Gaul. Cambridge, 1994.
  • J. Timmermann: Sharers in the Contemplative Virtue: Julianus Pomerius’s Carolingian Audience. In: Comitatus, Band 45, 2014, S. 1–44.

Einzelnachweise

  1. Christoph Eger, Lexikon für Theologie und Kirche
  2. Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik, S. 139
  3. Eger, loc. cit., W. Hartmann, Die Synoden im Karolingerreich und in Italien, Paderborn 1998, S. 158