Julian (Statthalter)

Julian war um 711 angeblich byzantinischer Statthalter von Ceuta (damals Septem) und eventuell der letzte Exarch von Karthago.

Im Verlauf der islamischen Expansion fiel in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts das gesamte byzantinisch beherrschte Nordafrika an die Araber, 698 ging Karthago endgültig verloren. Damit war auch die Geschichte des Exarchats von Karthago beendet. Allerdings soll die Festung Septem weiterhin von den Byzantinern gehalten worden sein.

Arabische Quellen (so Ibn ʿAbd al-Hakam im 9. Jahrhundert) berichten davon, dass der Statthalter von Septem, ein Mann namens Julian, den Arabern bei der Eroberung des Westgotenreichs auf der Iberischen Halbinsel ab 711 Unterstützung geleistet haben soll, vielleicht mit Schiffen. Er soll sich zuvor mit dem Westgotenkönig Roderich, dessen Herrschaftsanspruch nicht unangefochten war, zerstritten haben. Julian (von Ibn ʿAbd al-Hakam Ilyan genannt) habe Rache nehmen wollen, weil Roderich seine Tochter entehrt habe.[1]

Allerdings ist der Bericht hinsichtlich Julian offensichtlich mit legendären Elementen ausgeschmückt,[2] so dass seine Person in der neueren Forschung oft eher als fiktiv betrachtet wird.[3] Hinzu kommt, dass Julian zwar auch in späteren Quellen (so in der lateinischen Chronica Gothorum Pseudoisidoriana, die sich dabei aber wohl auf arabische Berichte stützt) vorkommt, er jedoch in keiner byzantinischen Quelle erwähnt wird.[4] Walter Kaegi etwa hält es aber durchaus für denkbar, dass Julian, dessen genaue Amtsposition ungewiss ist (Ibn ʿAbd al-Hakam zufolge unterstand er König Roderich), Septem kontrolliert haben mag, allerdings wohl losgelöst von der byzantinischen Reichsverwaltung. Nach 641 ist kein byzantinischer Statthalter von Septem mehr nachgewiesen, das 711 außerdem vollkommen isoliert vom Byzantinischen Reich war.[5] Die Quellenlage zu möglicherweise noch funktionierenden Resten der byzantinischen Herrschaft im gesamten Raum von der hispanischen Ostküste bis nach Marokko für die Zeit um 700 ist ohnehin sehr dünn.[6]

Literatur

Anmerkungen

  1. Ibn Abd-el-Hakem’s History of the Conquest of Spain. Übersetzt von John Harris Jones. London 1858, S. 18f.
  2. Vgl. zusammenfassend Klaus Herbers: Geschichte Spaniens im Mittelalter. Stuttgart 2006, S. 77f.
  3. Zur Quellenkritik siehe Roger Collins: The Arab Conquest of Spain 710–797. Oxford/Malden, Massachusetts 1989, S. 35f.
  4. Vgl. Iulianus. In: Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit Online, Nr. 3552.
  5. Walter E. Kaegi: Muslim Expansion and Byzantine Collapse in North Africa. Cambridge 2010, S. 256.
  6. Vgl. Walter E. Kaegi: Muslim Expansion and Byzantine Collapse in North Africa. Cambridge 2010, S. 258f.