Judith Rothe

Judith Rothe gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Enrico Marx

Judith Rothe (* 1979 in Sangerhausen)[1] ist eine deutsche Aktivistin der Neonazi-Szene, ehemalige Politikerin der NPD und Mitbegründerin der bundesweiten NPD-Organisation „Ring Nationaler Frauen“.

Leben

Rothe ist Einzelhandelskauffrau.[2] Sie hatte einen Versandhandel unter anderem für T-Shirts mit rechtsextremen Aufdrucken und wurde deshalb Anfang 2010 wegen Volksverhetzung verurteilt.[3][4]

Zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Neonazi Enrico Marx, betrieb sie den Szene-Treff „Zum Thingplatz“ in Sotterhausen, der nicht als Gaststätte zugelassen war,[1] aber nach Ansicht des Verfassungsschutzes Sachsen-Anhalt „jahrelang ein Anlaufpunkt der rechtextremem Szene“[5]. So verübten vier Teilnehmer einer von beiden veranstalteten Feier im Anschluss im Januar 2007 Mordversuch durch Brandstiftung gegen ein Asylbewerberheim in Sangerhausen,[6] im Zusammenhang damit wurde auch Rothe als Zeugin durch das Schwurgericht vernommen.[7] Sie distanzierte sich nicht von der Tat. Im ZDF-Magazin Mona Lisa erklärte sie: „Ich kann mit den negativen Schlagzeilen leben. Egal ob positiv oder negativ, ich stehe in der Zeitung und das freut mich.“[8]

Rothe kandidierte bei der Bundestagswahl 2005 sowie der Landtagswahl für die NPD. Zusammen mit Katharina Becker (NPD Niedersachsen) und Gitta Schüßler gründete sie am 16. September 2006 in Sotterhausen einen Nationalen Frauenring als bundesweite Frauenorganisation der NPD.[2] Ebenfalls ab 2006 fungierte Rothe als stellvertretende Vorsitzende der in Ring Nationaler Frauen umbenannten Organisation.[9][10] Sie war auch als bekannte Rechtsextreme in Sotterhausen integriert, bei der Kommunalwahl 2007 erhielt sie 15 % der Stimmen und wurde in den Elternrat der Schule ihrer Söhne gewählt;[11] der ehrenamtliche Bürgermeister von Sotterhausen bezeichnete sie und ihren Lebensgefährten als ganz normale Geschäftsleute.[6]

Bei den Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt 2007 wurde sie für die NPD in den Kreistag Landkreis Mansfeld-Südharz gewählt[12] und wurde dort Fraktionsvorsitzende[3]. 2007 war sie eine Führungsfigur der NPD in Sachsen-Anhalt als NPD-Kreisvorsitzende Mansfeld-Südharz, NPD-Landes-Vorstandsmitglied und Bundessprecherin des Ring Nationaler Frauen.[13]

Sie war u. a. Mitglied der neonazistischen „Kameradschaft Ostara“[13] und pflegte gute Kontakte zu der Erfurter Neonazi-Aktivistin Isabell Pohl und der „Aktiven Frauen Fraktion“.

2013 trat Judith Rothe aus der NPD aus.[14]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Andrea Röpke, Andreas Speit, Maik Baumgärtner: Mädelsache!: Frauen in der Neonazi-Szene. Ch. Links Verlag, 2011, S. 40 ff.
  2. a b Andrea Röpke: Schwerpunkt Frauen – Frauen im Umfeld der NPD. In: Dossier Rechtsextremismu. Bundeszentrale für politische Bildung, 11. Oktober 2007, abgerufen am 18. Oktober 2021.
  3. a b Oliver Cruzcampo: Fraktionsvorsitzende der NPD wegen Volksverhetzung verurteilt. In: Endstation rechts. 11. Januar 2010, abgerufen am 18. Oktober 2021.
  4. Frank Schedwill: Fraktionschefin der NPD im Kreistag erhält Geldstrafe. Das Sangerhäuser Amtsgericht verurteilt Judith Rothe wegen Volksverhetzung bei Internethandel zur Zahlung von 750 Euro, Mitteldeutsche Zeitung, 16. Januar 2010
  5. zitiert nach Röpke, Mädelsache!, S. 41.
  6. a b Michael Bartsch, Daniel Schulz: Die Tatverdächtigen leugnen noch. In: Die Tageszeitung: taz. 9. Januar 2007, ISSN 0931-9085, S. 3 (taz.de [abgerufen am 18. Oktober 2021]).
  7. Prozess wegen Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft in Sangerhausen wird fortgesetzt | Mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt. 19. Dezember 2007, abgerufen am 18. Oktober 2021 (deutsch).
  8. Andrea Röpke, Andreas Speit (Hrsg.): Neonazis in Nadelstreifen. Die NPD auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft, Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-467-9, S. 132
  9. Rechtsextremismus NPD will Frauenorganisation gründenDie rechtsextreme NPD plant den Aufbau einer bundesweiten Frauenorganisation. Der "Nationale Frauenring" soll im September gegründet werden. Der Spiegel 25. August 2006
  10. Astrid Geisler: Rechte auf Wählerinnenfang. taz vom 14. September 2006. Abgerufen am 3. Januar 2016.
  11. Alexandra Frank: Ihr Herz schlägt rechts. In: Stern. 6. November 2007, abgerufen am 18. Oktober 2021.
  12. Bundesamt für Verfassungsschutz: Verfassungsschutzbericht 2007. Hrsg.: Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. S. 90.
  13. a b Landesregierung Sachsen-Anhalt: Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage: Entwicklung des Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt sowie Handlungsstrategie und Gegenmaßnahmen der Landesregierung. In: LT-Drs. Sachsen-Anhalt 5/2292. 16. November 2009 (dielinke-fraktion-lsa.de [PDF]).
  14. Michael Grunzel: Personalkatastophe: Judith Rothe ist aus der NPD ausgetreten. npd-sachsen-anhalt.de. 30. April 2013. Abgerufen am 3. Januar 2016.

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