Judentum in Indien

Rabbi Salomon Halevi und seine Frau Rebecca, Juden in Madras
Hauptsiedlungsräume indischer Juden
Juden aus Cochin (1900)
Innenansicht der Paradesi-Synagoge in Kochi
Hebräische Inschrift an der Mattancherry-Synagoge in Kochi (Kerala)

Juden in Indien sind eine religiöse Minderheit in dem hinduistisch geprägten Land.

Allgemeines

Man vermutet, dass einige Juden bereits während der Zeit des Südreiches (926 bis 586 v. Chr.) nach Indien kamen, andere waren möglicherweise Abkömmlinge der zehn verlorenen Stämme Israels (ab 722 v. Chr.).

Die Hälfte der indischen Juden lebt heute in den nordöstlichen Bundesstaaten Manipur und Mizoram, ein Viertel in der westindischen Metropole Mumbai. In Indien haben Juden im Gegensatz zu anderen Ländern kaum Antisemitismus erfahren, erst im 21. Jahrhundert kam es zu Angriffen durch Islamisten. Bei den Terroranschlägen in Mumbai 2008 gehörte ein jüdisches Gemeindezentrum zu den Anschlagszielen.

Ab 1947 (Unabhängigkeit Indiens) erfolgte eine Alija (Auswanderungswelle) eines Großteils der indischen Juden nach Israel, das ein Jahr nach Indien seine Unabhängigkeit erlangte. Nach der Volkszählung 2011 leben in Indien nur noch rund 4400 Juden.[1]

Es gibt in Indien fünf Gruppen:

Cochin-Juden

Hauptartikel: Cochin-Juden

Cochin-Juden sind die älteste Gruppe und waren Legenden zufolge ursprünglich Händler aus Judäa, die vor 2500 Jahren in Kochi (früher Cochin; Kerala) gesiedelt und rasch Gemeinden gegründet haben sollen. Wahrscheinlicher ist jedoch eine Einwanderung im frühen Mittelalter. Die Synagoge von Kochi ist ein bedeutendes Kulturdenkmal, das 1568 erbaut wurde.

Die große Mehrheit, etwa 5.000 Gläubige, ist bereits nach Israel ausgewandert. Im Bundesstaat Kerala leben nach der indischen Volkszählung 2011 weniger als 50 Juden.[1]

Beni Israel

Hauptartikel: Beni Israel

Die Beni Israel erreichten den Subkontinent einer Legende zufolge vor ca. 2100 Jahren, nachdem ein Schiff aus Judäa in Navagaon nahe Alibag an der indischen Westküste zerschellt sein soll. Sie stellen die größte Gruppe indischer Juden. Die Zentren der Beni Israel in Indien lagen in Maharashtra und Gujarat (Mumbai, Pune, Ahmedabad). Heute sind sie größtenteils nach Israel ausgewandert. Die Zahl der in Israel lebenden Beni Israel wird auf rund 60.000 geschätzt. Nach der indischen Volkszählung 2011 leben im Bundesstaat Maharashtra noch knapp 1600 Juden, im Bundesstaat Gujarat rund 120.[1]

Baghdadi-Juden

Die Baghdadi-Juden kamen vor etwa 250 Jahren aus Irak, Iran, Afghanistan sowie arabischen Ländern nach Mumbai. Sie galten als geschäftstüchtige Händler. Von Mumbai aus zerstreuten sie sich in weite Teile des Landes, wobei eine große Gruppe in Kolkata entstand.

Lebten bei der Unabhängigkeit Indiens 1947 noch 35.000 Juden in Mumbai, sind es 2018 nur noch etwa 3.000.[2]

Bene Ephraim

Bene Ephraim (auch Telugu-Juden genannt) ist eine kleine Gruppe indischer Juden in Ost-Andhra Pradesh, die Telugu sprechen.

Bnei Menashe

Die Bnei Menashe (dt.: Söhne des Manasse) leben in den nordöstlich gelegenen Bundesstaaten Manipur und Mizoram. Sie kamen erst in den 1970er Jahren zum Judentum, behaupten jedoch von sich, Nachkommen des israelitischen Stammes Manasse zu sein. Sie pflegen Traditionen, die ihre Angehörigkeit zu den Israeliten nahelegen. Sie führen etwa Beschneidungen mit scharfen Steinen durch, praktizieren die Reinigung von Leprakranken mit Quellwasser, singen Lieder, in denen die heiligen Stätten Israels erwähnt werden und feiern ein Fest, das dem jüdischen Pessach ähnelt.[3]

Erst 2005 wurden sie von Shlomo Amar, dem sephardischen Oberrabbiner Israels, als Juden anerkannt. Damit steht ihnen die Auswanderung nach Israel frei. Die Anzahl der Bnei Menashe wird in Medienberichten auf 5000–7000 geschätzt.[4]

Bei der Volkszählung 2011 gaben rund 2000 Menschen in Manipur und rund 300 in Mizoram ihre Religion als Judentum an.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d Census of India 2011: C-01 Appendix: Details of Religious Community Shown Under 'Other Religions And Persuasions' In Main Table C-1- 2011 (India & States/UTs).
  2. Wir fühlen uns sicher. In: Israelnetz.de. 26. November 2018, abgerufen am 26. Dezember 2018.
  3. Israelnetz.de, 9. November 2005, abgerufen am 24. Juli 2018.
  4. Quelle für 5000 Angehörige: BBC(1),BBC(2) (Memento desOriginals vom 23. Oktober 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/newswww.bbc.net.uk; Quelle für 6000 Angehörige: Rabbinate Recognizes Bnei Menashe as “Descendants of Israel”; Quelle für 7000 Angehörige Let My People Come: Why is Israel Blocking Bnei Menashe Aliyah?

Literatur

  • Monique Zetlaoui: Shalom India - Histoire des communautés juives en Inde. Imago, Paris 2000, ISBN 2-911416-37-6.
  • Shalva Weil (Hrsg.): Indian Jewish Heritage: Ritual, Art and Life-Cycle. Marg Publications, Mumbai 2002, ISBN 81-85026-58-0.
  • Nathan Katz: Who Are the Jews of India? University of California Press, Berkeley 2000, ISBN 0-520-21323-8.
  • Joan G. Roland: Bombay. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 1: A–Cl. Metzler, Stuttgart/Weimar 2011, ISBN 978-3-476-02501-2, S. 376–381.
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There aren't enough people left for a minyan, but the synagogue is still maintained for historical purposes. 03 February 2001
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Rabbi Salomon Halevi (Last Rabbi of Madras) and Rebecca Cohen, Paradesi Jews of Madras
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Cochin Jews, c. 1900. From the 1901-1906 Jewish Encyclopedia, now in the public domain.

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