Juan Román Riquelme

Juan Román Riquelme
Juan Román Riquelme (2015)
Personalia
Voller NameJuan Román Riquelme
Geburtstag24. Juni 1978
GeburtsortSan FernandoArgentinien
Größe182 cm
PositionOffensives Mittelfeld
Junioren
JahreStation
1992–1996Argentinos Juniors
1996Boca Juniors
Herren
JahreStationSpiele (Tore)1
1996–2002Boca Juniors151 (38)
2002–2003FC Barcelona30 0(3)
2003–2007FC Villarreal106 (36)
2007→ Boca Juniors (Leihe)15 0(2)
2008–2014Boca Juniors123 (24)
2014Argentinos Juniors15 0(3)
Nationalmannschaft
JahreAuswahlSpiele (Tore)
1997Argentinien U-2016 0(7)
1997–2008Argentinien51 (17)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Juan Román Riquelme (* 24. Juni 1978 in San Fernando, Provinz Buenos Aires) ist ein ehemaliger argentinischer Fußballspieler und heutiger Sportfunktionär.

Jugend

Juan Román Riquelme wurde am 24. Juni 1978 in San Fernando, einer Vorstadt im nördlichen Außenbezirk der Metropolregion Gran Buenos Aires, geboren. Er ist das älteste von insgesamt elf Kindern. Die Familie hat indigene Vorfahren und lebte in bescheidenen Verhältnissen im Armenviertel Don Torcuato.[1] Als Kind war Riquelme ein leidenschaftlicher Straßenfußballer, später spielte er für lokale Jugendmannschaften, bevor ihn Talentscouts der Argentinos Juniors entdeckten. Nach einem erfolgreichen Probetraining wurde er 1992 in die Jugendabteilung des Erstligisten aufgenommen, die zu den besten des Landes zählt. Bereits als Jugendlicher weckte Riquelme das Interesse der argentinischen Spitzenklubs River Plate und Boca Juniors. Nach intensiven Bemühungen von Bocas Vereinspräsident Mauricio Macri, konnten sie Riquelme im Juli 1996 unter Vertrag nehmen.

Vereinskarriere

Boca Juniors

Riquelme feierte am 10. November 1996 beim 2:0-Sieg über Unión de Santa Fe sein Profidebüt und erzielte zwei Wochen später sein Premierentor gegen CA Huracán (6:0). Größter Star der Boca Juniors war Argentiniens alternder Superstar Diego Maradona, der Riquelme nach seinem letzten Spiel am 25. Oktober 1997 das Trikot mit der legendären Rückennummer 10 weiterreichte. Nicht zuletzt wegen dieser symbolischen Geste und einem ähnlichen sozialen Hintergrund galt er als legitimer Nachfolger des Ausnahmefußballers.

Nachdem Carlos Bianchi im Mai 1998 neuer Trainer der Boca Juniors geworden war, begann eine der erfolgreichsten Phasen der Klubgeschichte.[2][3] Riquelme setzte sich endgültig durch und entwickelte sich zum Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld. Der Edeltechniker war ein herausragender Vorbereiter und Freistoßspezialist, der selbst große Torgefahr ausstrahlte. Neben dem Sturmduo Martín Palermo und Guillermo Barros Schelotto war er für die offensive Schlagkraft der Xeneizes verantwortlich und hatte maßgeblichen Anteil an den kommenden Erfolgen. Der Gewinn der argentinischen Meisterschaft 1998 (Apertura) beendete eine Durststrecke von sechs titellosen Jahren. Dabei blieb die Mannschaft ungeschlagen und weitete ihre bemerkenswerte Serie sogar auf 40 Spiele ohne Niederlage aus. Nach einem weiteren Meistertitel (Clausura 1999) gewann Riquelme mit Boca im Jahr 2000 das Triple aus nationaler Meisterschaft (Apertura 2000), der Copa Libertadores (Sieg über Palmeiras) und nach einem 2:1-Sieg über Real Madrid den Weltpokal. 2001 gelang in der Copa Libertadores die erfolgreiche Titelverteidigung (Sieg über Cruz Azul), wohingegen Boca im Weltpokal-Finale gegen den FC Bayern München mit 0:1 das Nachsehen hatte. Die internationalen Erfolge hatten den Aufstieg des Traditionsklubs zu einer globalen Marke eingeleitet und Riquelme zu einem Topstar werden lassen. Die Tageszeitung El País wählte ihn im Jahr 2001 zu Südamerikas Fußballer des Jahres. Obwohl sich zahlreiche europäische Vereine um eine Verpflichtung des Jungstars bemühten, blieb der medienscheue und familiär geprägte Riquelme seinem Stammklub zunächst treu.[4] Erst die Entführung seines jüngeren Bruders Cristian im April 2002, der nach 30 Stunden gegen Lösegeld frei gelassen wurde, veranlasste ihn, seinem Heimatland aus Sorge um die eigene Familie den Rücken zu kehren.[5][6]

FC Barcelona

Im Juli 2002 wechselte Riquelme für 13 Millionen Euro zum FC Barcelona und unterschrieb einen Fünf-Jahres-Vertrag.[7] Gleich in seinem ersten Pflichtspiel, einem 3:0-Sieg über Legia Warschau, gelang ihm ein Tor (3. Runde Champions-League-Qualifikation).[8] Allerdings war Riquelme kein Wunschtransfer von Trainer Louis van Gaal, der ein temporeiches Umschaltspiel bevorzugte.[9] Der Argentinier hingegen war ein ruhiger, unaufgeregter Spielmacher, dessen Spielweise sich durch Tempoverschleppung und Passqualität auszeichnete. Riquelme war es gewohnt, eine Mannschaft zu führen und dass sich die Mitspieler nach ihm richteten, weshalb er nicht in das taktische Konzept passte.[10] Wenig überraschend verlief die Saison 2002/03 sowohl für den Spieler (42 Pflichtspiele, 6 Tore) als auch den Klub enttäuschend. Barça beendete die Spielzeit auf dem sechsten Platz, der schlechtesten Platzierung seit 15 Jahren, und schied im Viertelfinale der UEFA-Champions League vorzeitig aus. Die neue Klubführung um Joan Laporta begann nach der Saison mit einer sportlichen Neuausrichtung und Riquelme musste dem Brasilianer Ronaldinho weichen.

FC Villarreal

2003 wurde Riquelme zunächst für zwei Jahre an den FC Villarreal verliehen. Im Umfeld des Provinzklubs und an der Seite der ehemaligen Boca-Profis Sebastián Battaglia und Rodolfo Arruabarrena fand sich der zurückhaltende, zaudernde Riquelme weitaus besser zurecht.[11] In der Saison 2003/04 hatte er mit seinen Leistungen großen Anteil am achten Tabellenplatz. In der Saison 2004/05 spielte er dort eine sehr überzeugende Rolle, schoss 15 Tore, bereitete 9 Tore vor und verhalf damit seiner Mannschaft zu Platz 3 in der Primera División. In der folgenden Saison 2005/06 reichte es nur für den siebten Platz in der Primera Division, mit 12 Toren (4 Elfmeter) und 6 Vorlagen in 25 Spielen von Riquelme, jedoch führte er Villarreal zum bisher größten internationalen Erfolg: dem Einzug ins Halbfinale der UEFA Champions League. In der folgenden Saison kam es allerdings zu Spannungen zwischen dem Spieler und der Vereinsführung, und er wurde im Februar 2007 für den Rest der Saison an seinen alten Verein Boca Juniors ausgeliehen.

Boca Juniors

Riquelme im Trikot der Boca Juniors beim Audi Cup 2009

In der Folge führte Riquelme Boca zum Sieg in der Copa Libertadores 2007, wobei er acht Treffer im Wettbewerb erzielte, davon drei Tore in den beiden Finalspielen. Seine Stärken lagen im Dribbling, der Pass- und Flankengenauigkeit, Kreativität, Spielintelligenz, Schusstechnik und Torgefährlichkeit. Er galt als sicherer Elfmeterschütze und gefährlicher Freistoßschütze. Als Schwächen Riquelmes galten seine geringe Lauffreudigkeit, die zu statische Spielweise, die geringe Schnelligkeit und die Inkonstanz seiner Leistung. Riquelme galt als sensibler und stimmungsabhängiger Spieler.[12]

Nationalmannschaft

Mit der U-20-Nationalmannschaft wurde Riquelme im Jahre 1997 Südamerika-Meister, holte im selben Jahr die Junioren-WM und im Jahre 1998 den Titel beim sogenannten Turnier der Hoffnung in Toulon.

Er debütierte am 16. November 1997 gegen Kolumbien in der argentinischen A-Nationalelf und wurde erst zwei Jahre später erneut eingesetzt. Beim Konföderationen-Pokal 2005 in Deutschland schoss er in den ersten zwei Begegnungen gegen Deutschland und Australien zwei Tore für sein Land und wurde zum zweitbesten Spieler des Turniers (hinter Adriano) gewählt. Er verlor jedoch mit seiner Mannschaft das Finale gegen den südamerikanischen Rivalen Brasilien mit 1:4.

Der Spielmacher der argentinischen Nationalmannschaft nahm auch an der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland teil, wo er in allen Spielen Argentiniens zum Einsatz kam. Beim entscheidenden Spiel gegen Deutschland leitete er das 1:0 ein, wurde dann jedoch Mitte der 2. Halbzeit ohne erkennbaren Grund ausgewechselt, wodurch sich das Spiel drehte und Deutschland schließlich gewann.[12]

Am 14. September 2006 gab er überraschend seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt. Als Grund gab er den Gesundheitszustand seiner Mutter, die mehrmals ins Krankenhaus eingeliefert worden war, aber auch die anhaltende Kritik an seiner Person an. Der Rücktritt vom Rücktritt erfolgte ein gutes Jahr später. Riquelme stand, vier Tage vor dem Wettbewerb, wieder im Kader der Nationalmannschaft für die Copa América in Venezuela, bei der er mit Argentinien den zweiten Platz belegte.

2007 bot er an, kostenlos für Boca zu spielen, an die er vom FC Villarreal ausgeliehen war.[13]

Für die Olympischen Spiele 2008 in Peking wurde Riquelme als einer von drei älteren Spielern für die Auswahl seines Landes von Auswahlcoach Sergio Batista berufen. Argentinien gewann dieses Turnier und Riquelme wurde somit Olympiasieger.

Im März 2009 gab Riquelme erneut seinen Rücktritt aus der Nationalelf bekannt, nachdem er vom neuen Nationaltrainer Diego Maradona für mehrere Spiele nicht berücksichtigt worden war.[14] Zumindest, solange Maradona Trainer des Teams sei, werde er nicht mehr für Argentinien spielen. Grund sei, dass er und der Nationaltrainer „nicht dieselben Grundsätze“ hätten und daher „nicht zusammenarbeiten“ könnten.[15]

Sportfunktionär

Im Dezember 2019 wurde Riquelme Vizepräsident und Sportdirektor von Boca Juniors.[16]

Erfolge und Auszeichnungen

Nationalmannschaft
Verein
Auszeichnungen

Saisonstatistik

VereinLigaSaisonLigaNat. PokalInt. PokalAndereGesamt
SpieleToreSpieleToreSpieleToreSpieleToreSpieleTore
Boca JuniorsPrimera División1996/97224224
1997/9819020210
1998/993710504210
1999/00244163407
2000/0127101434113
2001/022210602810
Gesamt1513843619444
FC BarcelonaPrimera División2002/0330311112426
Gesamt30311112426
FC VillarrealPrimera División2003/04338311244813
2004/0535151124617
2005/062512101224617
2006/07131131
2007/080000
Gesamt106364135814545
Boca JuniorsPrimera División20071521182610
2007/08101104205
2008/0928574359
2009/1024320263
2010/11134134
2011/122142193328
2012/13501072132
2013/14227227
Gesamt1382631462118748
Argentinos JuniorsPrimera B201415332185
Gesamt15332185
Karriere Gesamt44010611513537586148

[17]

Weblinks

Commons: Juan Román Riquelme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://www.sueddeutsche.de/sport/riquelme-das-auge-im-sturm-1.926857
  2. https://amp-spox-com.cdn.ampproject.org/v/s/amp.spox.com/de/sport/fussball/international/2102/Artikel/boca-juniors-legendaerer-weltpokalsieg-2000-gegen-real-madrid-ftr.html?amp_gsa=1&amp_js_v=a9&usqp=mq331AQIUAKwASCAAgM%3D#amp_tf=Von%20%251%24s&aoh=16843096921325&referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com&ampshare=https%3A%2F%2Fwww.spox.com%2Fde%2Fsport%2Ffussball%2Finternational%2F2102%2FArtikel%2Fboca-juniors-legendaerer-weltpokalsieg-2000-gegen-real-madrid-ftr.html
  3. https://www.faz.net/aktuell/sport/weltpokal-was-die-boca-familie-gegen-bayern-so-optimistisch-macht-139208.html
  4. https://www.goal.com/de/meldungen/juan-roman-riquelme-die-traurige-diva/13hgd7djujthy1hra8vl7k7kx2
  5. https://www.sueddeutsche.de/sport/riquelme-das-auge-im-sturm-1.926857
  6. https://www.derstandard.at/story/1067823/argentinischer-profi-ueberstand-entfuehrung-unverletzt
  7. https://www.mz.de/varia/spanien-juan-riquelme-wechselt-zum-fc-barcelona-3045653
  8. https://www.transfermarkt.de/fc-barcelona_legia-warschau/index/spielbericht/1160237
  9. https://www.theguardian.com/football/2006/jun/18/worldcup2006.sport8
  10. http://www.schotterplatz.de/2019/09/19/lieber-die-gute-aussicht-ein-portrait/
  11. https://www.weltfussball.de/teams/villarreal-cf/2004/2/
  12. a b Wie gut war eigentlich Juan Román Riquelme? In: Cavanis Friseur. 28. März 2020, abgerufen am 5. Mai 2022 (deutsch).
  13. Riquelme will zum Nulltarif für Boca auflaufen. RevierSport, Essen Germany, abgerufen am 5. Mai 2022.
  14. „Riquelme tritt zurück“ (kicker.de)
  15. „Riquelme spielt nicht mehr für Argentinien“, dpa-Meldung bei Focus Online vom 11. März 2009
  16. Boca Juniors : Jorge Ameal nouveau président, Juan Roman Riquelme directeur sportif. 9. Dezember 2019, abgerufen am 27. Dezember 2019 (französisch).
  17. Football Data Base. Abgerufen am 12. Mai 2019.

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Homenaje a Riquelme (cropped).jpg
Autor/Urheber: Víctor Santa María, Lizenz: CC BY 2.0
El ídolo xeneize protagonizó una charla ante más de 2700 personas en la Universidad Metropolitana para la Educación y el Trabajo (UMET) organizada por Víctor Santa María. Durante el evento, Riquelme recibió la distinción de Personalidad Destacada del Deporte de la Provincia de Buenos Aires de la mano del senador Santiago Carreras.

Mi sitio:

www.victorsanatamaria.com.ar
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(c) Chivista in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
argentinischer Fußballspieler, Boca Juniors