Josephinische Landesaufnahme

Josephinische Landesaufnahme – regionale Verteilung der Zeiten der Landesaufnahme

Die Josephinische Landesaufnahme, auch Erste Landesaufnahme, ist das erste umfassende Landkartenprojekt (Landesaufnahme) im Herrschaftsbereich der Habsburgermonarchie der 1760er bis 1780er Jahre. Sie ist nach dem Erzherzog von Österreich und römisch-deutschen Kaiser Joseph II. benannt.

Die 3.589 handgezeichneten farbigen Kartenblätter (später erweitert auf 4.096 Sektionen) umfassen die Habsburgischen Erblande; sie werden im Kriegsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs aufbewahrt und wurden 2016 in das Nationale Dokumentenerberegister „Memory of Austria“ der UNESCO aufgenommen[1].

Wien und Umgebung
Gebirgsgegenden sind nur schematisch dargestellt (Rax)
Edlitz und das Pittental
Wienerwald bei Purkersdorf, Gablitz und dem Tal des Wienflusses

Entstehung und Umfang

Anstoß für die Landesaufnahme gaben militärische Überlegungen. Im Siebenjährigen Krieg 1756 bis 1763 hatte sich das Fehlen verlässlicher Landkarten für die österreichischen Truppen als großer Nachteil erwiesen. Feldmarschall Daun schlug Maria Theresia 1764 vor, ihre Länder von Offizieren des Generalstabes (Generalquartiermeisterstab) kartographisch aufnehmen zu lassen. In der Zeit vorher war die Erstellung von Landkarten Angelegenheit privater Grundeigner gewesen, die einschlägige Karten zur Dokumentation ihres Besitzes anfertigen ließen. Am 13. Mai 1764, nach Genehmigung durch die Kaiserin, erteilte der Hofkriegsrat entsprechende Befehle zu einer ersten umfassenden Landesaufnahme. Die Arbeiten wurden in Böhmen und Mähren begonnen.

Die Josephinische Landesaufnahme wurde unter der Regentschaft von Maria Theresia begonnen und unter Joseph II. abgeschlossen. Die Karten sind handgezeichnet und hatten zunächst den Maßstab 1 Wiener Zoll: 400 Wiener Klafter (etwa 1:28.800). Neben den punktuellen Höhenkoten wurden zur Darstellung der Höhenentwicklung über die Fläche Schraffuren, die die lokale Steigung und Richtung der Falllinie nachzeichnen, genutzt und noch nicht Höhenschichtlinien. Aus den Blättern der Landesaufnahme wurden Landkarten im vierfach verkleinerten Maßstab von ca. 1:115.200 abgeleitet. Diese Blätter werden ebenfalls als „Josephinische Landesaufnahme“ bezeichnet.

Als ein Vorläufer der Josephinischen Landesaufnahme gilt die Carte des environs de Schönbrun et ceux de Laxemburg des Südwestens von Wien aus dem Jahr 1755. Autor dieser Karte war Jean-Baptiste Brequin de Demenge.

Die Josephinische Landesaufnahme umfasste schließlich über 4.000 Blätter aus den Jahren 1763 bis 1785. Im Einzelnen wurden die folgenden habsburgischen Landesteile erfasst:

RegionJahrÜbersicht
Herzogtum Ober-Schlesien1763
Königreich Böhmen1764–1767
Markgrafschaft Mähren1764–1768
Österreichische Niederlande1764–1771
Temescher Banat1769–1772
Großfürstentum Siebenbürgen1769–1773
Banal Grenze1773–1775
Distrikt Bukovina1773–1776
Österreich unter der Enns1773–1781
Karlstädter Generalat1774–1775
Oberösterreich mit Innviertel und Grafschaft Neuburg1775–1777 und 1779–1780
Galizien und Lodomerien1779–1783
Slavonische Militärgrenze1780
Walachisch-Illyrisches Banater Militär-Regiment1780–1784
Deutsch Banater Militär-Regiment1769–1772
Warasdiner Generalat1781–1782
Provinz Slavonien1781–1783
Königreich Ungarn1782–1785
Provinz Kroatien1783–1784
Innerösterreich1784–1785

Tirol blieb anfangs ausgenommen, da bereits seit 1774 das Kartenwerk Atlas Tyrolensis im Maßstab 1:103.800 von Peter Anich und Blasius Hueber vorlag. Die genaue Aufnahme von Tirol, 1803 begonnen, blieb unvollendet und musste 1806 wegen der Französisch-Bayerischen Okkupation abgebrochen werden.[2]

Bis 1806 entstanden weitere Einzelblätter, die auch Gebiete aus Südwestdeutschland (Vorderösterreich) und kleinere Teile der Schweiz, Frankreichs, Venedigs erfassten.[3]

Die Landesaufnahme existierte ursprünglich nur in zwei Ausfertigungen, je eine für den Kaiser und den obersten Feldherrn. Sie wurde geheim gehalten. Die Blätter sind – je nach Engagement der mitarbeitenden Personen – von unterschiedlicher graphischer, aber auch technischer Qualität. Die einzelnen Blätter haben keine einheitliche vermessungstechnische Grundlage (keine Triangulation) und können daher nicht ohne Weiteres zu größeren Einheiten zusammengefügt werden.

Die Karten der Josephinischen Landesaufnahme sind im Österreichischen Staatsarchiv/Kriegsarchiv zugänglich.

Die Josephinische Landesaufnahme wurde dann ab 1807 durch die Franziszeische (2.) Landesaufnahme ersetzt.

Beispiele für Blätter der Josephinischen Landesaufnahme

Siehe auch

Literatur

  • Robert Rill: Die Anfänge der Militärkartographie in den habsburgischen Erblanden: Die Josephinische Landesaufnahme von Böhmen und Mähren nach hofkriegsrätlichen Quellen. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs. Bd. 49, 2001, S. 183–202.
  • Ernst Hillbrand: Die Kartensammlung des Kriegsarchivs Wien. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs. Bd. 28, 1975, S. 183–196.
  • Ernst Hofstätter: Beiträge zur Geschichte der österreichischen Landesaufnahmen. Ein Überblick der topographischen Aufnahmeverfahren, deren Ursprünge, ihrer Entwicklungen und Organisationsformen der vier österreichischen Landesaufnahmen. 2 Bände. Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Wien 1989.

Regionales:

  • Vincenc Rajšp (Projektleiter): Slovenija na vojaškem zemljevidu 1763 – 1787 Opisi. 7 Bände. Ljubljana 1995–2001 (Josephinische Landesaufnahme 1763–1787 für das Gebiet der Republik Slowenien, Landesbeschreibung).
  • Zdzisław Budzyński, Waldemar Bukowski, Bogusław Dybaś, Andrzej Janeczek, Zdzisław Noga (Redaktionskollegium): Die Josephinische Landesaufnahme von Galizien 1779 – 1783. 15 Bände. Wien 2012–laufend (Josephinische Landesaufnahme für die historische Region Galizien, Landesbeschreibung).
  • Wilfried Beimrohr, Tiroler Landesarchiv: Spezialkarte Tirol, Vorarlberg und Liechtenstein 1823. 2006 – Informationsblatt zur Josephinischen und Franziszeischen Landesaufnahme und zur Spezialkarte Karte der gefürsteten Grafschaft Tyrol nebst Vorarlberg und dem angrenzenden Souverainen Fürstenthum Liechtenstein, astronomisch trigonometrisch vermessen, topographisch aufgenommen, reduzirt und gezeichnet im Jahre 1823 (PDF, tirol.gv.at).

Weblinks

Karten online:

Commons: First Military Mapping Survey of Austrian Empire – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://www.unesco.at/kommunikation/dokumentenerbe/memory-of-austria/verzeichnis/detail/article/josephinische-landesaufnahme-der-habsburgermonarchie
  2. Wilfried Beimrohr: Die Erste und die Zweite Landesaufnahme von Tirol. Tiroler Landesarchiv, 2007 (pdf, tirol.gv.at).
  3. Österreichisches Staatsarchiv. Archivplan Kontext. Kartensammlung. Signatur AT-OeStA/KA KPS KS (Archivierungsgeschichte, archivinformationssystem.at).

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Harta generală a Districtului Varasdi în hărţile iozefine, executată între anii 1781-82
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historische Landkarte BIXa242_sectio 070c Josephinische Landesaufnahme: Wienerwald, Gebiet von Gablitz, Hütteldorf, Purkersdorf, Laab, Lainzer Tiergarten südwestlich von Wien, Niederösterreich, Österreich
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Harta generală a Sileziei superioare(de Sus) în hărţile iozefine, executată între anii 1763-64 şi 1780.
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Harta generală a Boemiei în hărţile iozefine, executată între anii 1764-67 şi 1780-83.
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Das Großfürstentum Siebenbürgen in der Josephinischen Landesaufnahme die von Maria Theresia in Auftrag gegeben wurde und während der Herrschaft von Josef II. im Jahr 1773 fertiggestellt wurde. Die Karte besteht aus 280 Kartenblättern, die sie über die sensitive Karte unten einzeln zugreifen können.
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Das Banat in: Josephinische Landesaufnahme, 1769-72.
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historische Landkarte BIXa054 section 115 Josephinische Landesaufnahme: Gebiet von Stainz bis Wildon, Steiermark, Österreich
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historische Landkarte BIXa242 sect.110c Josephinische Landesaufnahme: Rax, Höllental, Naßwald, Grünschachen auf dem Raxplateau, niederösterreichische Seite, Niederösterreich, Österreich
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