Joseph and his Brethren

Werkdaten
Titel:Joseph und seine Brüder
Originaltitel:Joseph and his Brethren
Georg Friedrich Händel - Joseph and his Brethren - title page of the libretto - London 1744.png

Titelblatt des Librettos, London 1744

Form:Oratorium
Originalsprache:Englisch
Musik:Georg Friedrich Händel
Libretto:James Miller
Literarische Vorlage:Genesis und Apostolo Zeno
Uraufführung:2. März 1744
Ort der Uraufführung:Theatre Royal, Covent Garden, London
Spieldauer:ca. 2 ½ Stunden
Ort und Zeit der Handlung:Ägypten, biblische Zeit
Personen
  • Pharaoh, König von Ägypten (Bass)
  • Joseph, ein Hebräer, später Zaphnath genannt (Alt)
  • Reuben, Josephs Bruder (Bass)
  • Simeon, Josephs Bruder (Tenor)
  • Judah, Josephs Bruder (Tenor)
  • Benjamin, Josephs Bruder (Sopran)
  • Potiphera, Hohepriester von On (Alt)
  • Asenath, Tochter des Hohepriesters (Sopran)
  • Phanor, Diener des Pharaoh, später Josephs Haushofmeister (Alt)
  • Chor der Ägypter
  • Chor der Brüder
  • Chor der Hebräer

Joseph and his Brethren (HWV 59, deutsch: Joseph und seine Brüder) ist ein Oratorium in drei Akten von Georg Friedrich Händel (Musik) mit einem Libretto von James Miller. Es wurde im Sommer 1743 geschrieben und am 2. März 1744 unter Händels Leitung im Theatre Royal, Covent Garden in London uraufgeführt.

Handlung

Die Handlung basiert auf der biblischen Geschichte aus der Genesis, dem ersten Buch Mose. Sie handelt von Joseph, dem Sohn des Erzvaters Jakob, der von seinen elf Brüdern versklavt und nach Ägypten verkauft wurde. Seinem Vater erzählten die Brüder, Joseph sei von einem Raubtier getötet worden. In Ägypten wurde Joseph von seinem Herrn Potifar zunächst gut behandelt, aber später aus Eifersucht verklagt und ins Gefängnis geworfen. Anschließend wurde er wegen seiner erfolgreichen Traumdeutungen, durch die er das Land vor einer Hungersnot rettete, vom Pharaoh zum Statthalter ernannt und nahm milde Vergeltung an seinen Brüdern.

Erster Akt

Nach der vierteiligen Ouvertüre beklagt Joseph sein Schicksal im ägyptischen Gefängnis. Phanor, sein früherer Kerkergenosse und jetziger Diener Pharaohs besucht ihn. Einige Jahre zuvor hatte Joseph ihm einen Traum richtig gedeutet. Phanor hatte Pharaoh davon erzählt und kommt jetzt in dessen Auftrag, um Joseph um die Deutung eines Traumes Pharaohs zu bitten. Joseph wird aus dem Gefängnis entlassen und zu Pharaoh gebracht. Er deutet den Traum von den sieben satten und den sieben mageren Kühen als eine Prophezeiung für sieben erntereiche Jahre und sieben Jahre mit Hungersnöten. Er rät Pharaoh, während der ersten Jahre ausreichend Vorräte anzulegen und dafür einen weisen Mann einzustellen. Pharaoh ist beeindruckt, ernennt Joseph zum Statthalter und verleiht ihm den nicht eindeutig zu übersetzenden Ehrentitel Zaphnath-Paaneah. Joseph wird im weiteren Verlauf des Oratoriums entsprechend Zaphnath genannt.

Inzwischen hat sich Asenath, die Tochter des Hohepriesters Potiphera, in Joseph verliebt. Ihre Gefühle werden von Joseph erwidert, und er hält erfolgreich bei ihrem Vater und Pharaoh um ihre Hand an. Der erste Akt endet mit der Hochzeit und einem Parademarsch.

Zwischenhandlung vor dem zweiten Akt

Die Geschehnisse zwischen dem ersten und dem zweiten Akt werden im Oratorium nicht erzählt. Das Land hat genug Vorräte für die sieben Hungerjahre gesammelt und wird von Fremden besucht, die dort Korn kaufen möchten. Darunter befinden sich auch Josephs Brüder, die ihn nach all den Jahren nicht mehr erkennen. Joseph dagegen hat sie sehr wohl erkannt. Um seine Vergeltung durchzuführen, beschuldigt er sie der Spionage und befiehlt, den nicht mitgereisten jüngsten Bruder Benjamin zu ihm zu bringen. Simeon, ein anderer Bruder, soll in der Zwischenzeit als Geisel bei ihm bleiben.

Zweiter Akt

Ein Jahr später bejubeln die Ägypter Joseph, der die Hungersnot entschärft hat. Auch Phanor und Asenath stimmen ein und loben zusätzlich seine Bescheidenheit. Sie haben auch bemerkt, dass er über irgendetwas beunruhigt zu sein scheint, und fragen sich nach dem Grund. Im Gefängnis dagegen wartet Simeon immer noch auf die Rückkehr seiner Brüder. Inzwischen bereut er, was sie ihrem Bruder Joseph angetan haben. Joseph lässt ihn zu sich holen. Während er wartet, gedenkt er seiner alten Heimat Hebron und sehnt sich nach seinem Vater Jakob. Als Simeon gebracht wird, wirft er diesem Betrug vor, weil seine Brüder noch nicht zurückgekehrt seien. Nach seiner Familie gefragt, erzählt Simeon erneut, dass sein Bruder Joseph von einem Raubtier gefressen worden sei. Joseph wirft ihm vor, zu lügen. Wegen seiner Fähigkeit weiszusagen, könne Simeon die Wahrheit nicht vor ihm verbergen.

In der nächsten Szene fragt Josephs Frau Asenath ihn nach dem Grund für sein Leiden. Joseph antwortet ausweichend. Das Gespräch wird von Phanor unterbrochen, der die Ankunft seiner Brüder meldet. Auch der jüngste Bruder Benjamin ist dabei. Phanor begrüßt die Brüder und beruhigt sie, dass sie inzwischen für unschuldig befunden worden seien. Dann tritt Joseph hinzu. Die Brüder erkennen ihn immer noch nicht und bitten ihn auch im Namen ihres Vaters um Hilfe für ihr Land. Joseph begrüßt Benjamin besonders herzlich und nennt ihn seinen Sohn. Benjamin ist darüber erstaunt. Er bemerkt auch die Ähnlichkeit zwischen Joseph und ihrem Vater Jakob. Joseph lädt die Brüder zum gemeinsamen Essen ein. Der zweite Akt endet mit einem Gebet der Brüder.

Zwischenhandlung vor dem dritten Akt

Die Geschehnisse vor Beginn des dritten Aktes werden im Libretto des Oratoriums wieder nicht direkt berichtet. Joseph hat einen silbernen Kelch im Gepäck Benjamins verstecken lassen. Die Brüder werden unmittelbar nach ihrer Abreise von seinen Leuten festgenommen und des Diebstahls bezichtigt.

Dritter Akt

Asenath und Phanor unterhalten sich über die Undankbarkeit der Fremden, welche die Großzügigkeit Josephs mit einem Diebstahl gedankt haben. Joseph kommt hinzu und wird von ihnen erneut nach dem Grund seiner Traurigkeit befragt. Asenath vermutet, dass er vielleicht eifersüchtig sein könnte und versichert ihm, dass es dazu keinen Anlass gibt. Joseph verneint das jedoch. Der wahre Grund sei seine Sorge über die Auswirkungen der Hungersnot auf seinen Vater und seine Familie. Trotz all seiner Macht könne er die Vorräte Ägyptens nicht nach Belieben verteilen. Asenath bietet an, persönlich beim König dafür zu bitten, dass seine Familie nach Ägypten ziehen kann. Da bringt Phanor Josephs in Ketten gelegte Brüder und wirft ihnen den Diebstahl des heiligen Pokals vor. Dieser wird zwischen Josephs Abschiedsgeschenken in Benjamins Sack gefunden. Trotz aller Unschuldsbeteuerungen wird Benjamin festgenommen und ins Gefängnis geworfen. Die Brüder bitten weiter bei Joseph um Gnade und Mitleid. Simeon bietet schließlich an, die Strafe Benjamins selbst auf sich zu nehmen, um ihrem Vater nicht die Nachricht vom Tode Benjamins zumuten zu müssen. Von diesem Zusammenhalt ist Joseph schließlich so sehr beeindruckt, dass er sich seinen Brüdern zu erkennen gibt. Sie haben seine Probe bestanden und sind nicht auch an Benjamin zu Verrätern geworden. Nachdem alles verziehen ist, kommt Asenath und bringt eine Nachricht von Pharaoh: Josephs Vater und seine Familie dürfen sich in Ägypten ansiedeln. Das Oratorium endet mit einem Liebesduett von Asenath und Joseph und einem „Alleluia“-Chor.

Gestaltung

Der Librettist James Miller verwendete als Vorlage für den zweiten und dritten Teil das Oratorium Giuseppe von Apostolo Zeno (1722, vertont von Antonio Caldara), das wiederum auf dem Schauspiel Joseph von Abbé Genest (1711) basiert.[1] Es handelt sich um eine nahezu wörtliche Übersetzung. Der erste Teil dagegen ist eine Neudichtung Millers. Er spielt einige Jahre vor dem zweiten und dritten Teil. Die Geschehnisse zwischen dem ersten und zweiten Teil und die Hintergründe der Handlung werden im Libretto selbst nicht ausreichend erläutert. Es wird vorausgesetzt, dass der Hörer vertraut mit dem biblischen Stoff ist. Im ursprünglichen Textbuch von 1744 gab es ein sogenanntes Advertisement von Miller mit den benötigten Informationen.[1]

Händel schrieb das Werk für eine Subskriptions-Konzertreihe, die in der Fastenzeit 1744 im Covent Garden Theatre aufgeführt werden sollte. Als Schlusschor verwendete er das Alleluja seines Dettinger Anthem (HWV 265). Außerdem nutzte er Motive aus Alessandro Stradellas Serenata Qual prodigio und aus Francesco Gasparinis Oper Il Bajazet.

Die Besetzung sieht neben dem Streicher-Ensemble mit Basso continuo zwei Flöten, zwei Oboen, Fagott, drei Trompeten und Pauken vor.

Außer der ursprünglichen Partitur sind vier weitere Fassungen von 1744, 1747, 1751 und 1757 mit jeweils geringen Abweichungen überliefert, die sich vor allem durch die Stimmlage einzelner Partien unterscheiden.

Der britische Musikwissenschaftler Winton Dean hielt das Werk für misslungen. Diese Ansicht wird aber von anderen Wissenschaftlern nicht geteilt. Sie bezieht sich mehr auf das Libretto als auf Händels Musik.[1]

Aufführungsgeschichte und Diskografie

Bei der Uraufführung am 2. März 1744 sangen der Countertenor Daniel Sullivan (Joseph), Elisabeth Duparc genannt la Francesina (Asenath), John Beard (Simeon und Judah), Henry Theodore Reinhold (Pharaoh und Reuben), Esther Young (Phanor) und The Boy (vermutlich Samuel Champness, Benjamin). Sie wurde ein Erfolg. Händels Verehrerin Mary Delany bat ihn einen Monat später, anlässlich eines Abendessens über Themen des Oratoriums zu improvisieren.[2]

Es wurde in Händels Zeit nach der Uraufführung neun weitere Male aufgeführt, nämlich am 7., 9. und 14. März 1744 im Covent Garden Theatre, am 15. und 22. März 1745 im King’s Theatre sowie am 20. und 25. März 1747, am 28. Februar 1755 und am 9. März 1757 wieder im Covent Garden Theatre.

Im 19. Jahrhundert wurde das Werk kaum aufgeführt, und auch heutzutage gehört es zu den seltener gespielten Oratorien Händels.

1996 erschien eine CD-Aufnahme (Hyperion 67171/73) mit dem The Choir of New College, Oxford, The Choir of The King’s Consort, The King’s Consort unter der Leitung von Robert King. Die Sänger waren Yvonne Kenny (Asenath), James Bowman (Joseph), Catherine Denley (Phanor), Michael George (Pharaoh, Reuben), Connor Borrowes (Benjamin), John Mark Ainsley (Simeon, Judah) und William Missin (Hohepriester).

Literatur

  • Hans Joachim Marx: Händels Oratorien, Oden und Serenaten: ein Kompendium. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-27815-2.

Weblinks

Commons: Joseph and his Brethren (Händel) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Robert King: Beilage zur CD Handel. Joseph and his brethren, Hyperion 67171/73, 1996.
  2. Mrs Delany: Autobiography and Correspondence of Mary Granville, Mrs. Delany, Erstausgabe 1861, Cambridge University Press 2011, ISBN 978-1-108-03835-5, S. 290 (online bei Google Books).

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