Joseph Franz von Jacquin
Joseph Franz Freiherr von Jacquin (* 7. Februar 1766 in Schemnitz, Königreich Ungarn, Habsburgermonarchie (jetzt Banská Štiavnica, Slowakei); † 26. Oktober 1839 in Wien) war ein österreichischer Chemiker und Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „J.Jacq.“
Leben
Von seinem Vater Nikolaus Joseph von Jacquin wurde er schon sehr früh in die Naturwissenschaften eingeführt. Er studierte Medizin in Wien, wo er 1788 den Doktortitel erlangte. Zwischen 1788 und 1791 unternahm er, von Kaiser Joseph II. beauftragt, eine Forschungsreise nach Deutschland, Frankreich und England. Er ererbte – wie damals landesüblich – seines Vaters Lehrstuhl als Professor der Botanik und Chemie an der Wiener Universität, den er von 1797 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1838 innehatte. 1834 übertrug ihm Kaiser Franz die Aufsicht über den für die österreichische Flora gegründeten Kaisergarten im Schloss Belvedere. 1820 wurde er mit dem Titel eines Regierungsrates, 1838 mit dem Ritterkreuz des St. Stephan-Ordens geehrt. Seit 1808 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 1820 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.[1] 1830 wurde er Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
Die Familie Jacquin war mit Mozart befreundet, der für Joseph Franz’ Schwester Franziska das Kegelstatt-Trio (KV 498) und die vierhändige Klaviersonate KV 521 komponierte. Für ihn selbst schrieb Mozart z. B. Mente ti lascio, o figlia (KV 513). Jacquin heiratete die damals berühmte Klavier-Dilettantin und Mozartschülerin Freiin Maria Barbara (Babette) von Natorp (1769–1844) und führte mit ihr einen musikalischen Zirkel. Das Paar hatte eine Tochter:
- Isabella ⚭ 1810 Karl Franz Anton von Schreibers (1775–1852), Direktor des kaiserlichen Naturalienkabinetts
Dedikationsnamen
Zwar sind einige Vogelarten nach ihm benannt, doch werden diese heute als Synonyme betrachtet. So ist Anas jacquiniGmelin. JF, 1788[2] heute ein Synonym zur Kubapfeifgans (Dendrocygna arborea (Linnaeus, 1758)), Falco JacquiniGmelin. JF, 1788[3] ein Synonym zum Harpyie (Harpia harpyja (Linnaeus, 1758)), Pipile jacquiniReichenbach. 1862[4] ein Synonym für den Trinidadguan (Pipile pipile (Jacquin, 1784)) und Pipile jacquiniGray, GR, 1867[5] ein Synonym für den Blasskehlguan (Pipile grayi (Pelzeln, 1870)).
Schriften
- J. F. Jacquin: Lehrbuch der allgemeinen und medicinischen Chymie zum Gebrauche seiner Vorlesungen. C.F. Wappler, Wien 1798.Band 1 , Band 2
- J. F. Jacquin, E. Fenzl, I. Schreibers: Eclogae plantarum rariorum aut minus cognitarum: quas ad vivum descripsit et iconibus coloratis illustravit. A. Strauss, Wien (1811–1844).
- J. F. Jacquin, E. Fenzl, I. Schreibers: Eclogae graminum rariorum aut minus cognitarum: quae ad vivum descripsit et iconibus coloratis illustravit. A. Strauss et Sommer, Wien (1813–1844).
- J. F. Jacquin: Ueber den Ginkgo. Carl Gerold, Wien 1819.Digitalisat
- Nikolaus Joseph Freih. v. Jacquin's Anleitung zur Pflanzenkenntniss, Digitalisat
- Beyträge zur Geschichte der Vögel, Digitalisat
Literatur
- Johann Friedrich Gmelin: Systema Naturae per Regna Tria Naturae, Secundum Classes, Ordines, Genera, Species, Cum Characteribus, Differentiis, Synonymis, Locis. Band 1, Nr. 1. Georg Emanuel Beer, Leipzig 1788 (biodiversitylibrary.org).
- Joseph Franz von Jacquin. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 52.
- Constantin von Wurzbach: Jacquin, Joseph Franz Freiherr von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 10. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1863, S. 23–26 (Digitalisat).
- Leopold-Joseph Fitzinger, Joseph Franz Freiherr von Jacquin. Nekrolog, Digitalisat
- Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach: Die vollstandigste Naturgeschichte der Tauben und taubenartigen Vögel: Wallnister, Erdtauben, Baumtauben, Hocco's, Columbariae, Megapodinae, Peristerinae, Columbinae, Alectorinae. Expedition der Vollständigsten Naturgeschichte, Dresden und Leipzig 1862 (biodiversitylibrary.org).
- Johann Friedrich Gmelin: Systema Naturae per Regna Tria Naturae, Secundum Classes, Ordines, Genera, Species, Cum Characteribus, Differentiis, Synonymis, Locis. Band 1, Nr. 2. Georg Emanuel Beer, Leipzig 1788 (biodiversitylibrary.org).
- George Robert Gray: List of the specimens of birds in the collection of the British Museum. 5 Gallinae. Typis Franc Seraph. Hübschmanni, München 1867 (biodiversitylibrary.org).
- Helmut Dolezal: Jacquin, Joseph Franz Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 257 (Digitalisat).
- Wilhelm Reichardt: Jacquin, Joseph Franz Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 631.
Weblinks
- Eintrag zu Joseph Franz von Jacquin im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Autoreintrag für Joseph Franz von Jacquin beim IPNI
- Informationen zu und akademischer Stammbaum von Joseph Franz von Jacquin bei academictree.org
- Beyträge zur Geschichte der Vögel. Wien 1784, E-Book der Universitätsbibliothek Wien (eBooks on Demand)
- Die Artesischen Brunnen in und um Wien. Wien 1831, E-Book der Universitätsbibliothek Wien (eBooks on Demand)
Einzelnachweise
- ↑ Joseph Franz Frhr. von Jacquin. Mitgliederverzeichnis Leopoldina
- ↑ Johann Friedrich Gmelin (1788), S. 536.
- ↑ Johann Friedrich Gmelin (1788), S. 251.
- ↑ Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach (1862), S. 154.
- ↑ George Robert Gray (1867), S. 8.
Personendaten | |
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NAME | Jacquin, Joseph Franz von |
ALTERNATIVNAMEN | Jacquin, Joseph Franz Freiherr von |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Chemiker und Botaniker |
GEBURTSDATUM | 7. Februar 1766 |
GEBURTSORT | Schemnitz |
STERBEDATUM | 26. Oktober 1839 |
STERBEORT | Wien |
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Joseph Franz Freiherr von Jacquin, Lithographie von Josef Kriehuber, 1830