Josef Niehaus

Josef Niehaus (* 1802 in Haselünne; † 1864 in Haselünne; vollständiger Name: Alexander Josef Niehaus) war ein deutscher Architekt des späten Klassizismus, der vornehmlich im Emsland tätig war.

Leben

Josef Niehaus wurde am 25. April 1802 in der Pfarrkirche St. Vincentius zu Haselünne getauft. Er war das dritte Kind des Kaufmannes Johannes Alexander Wilhelm Niehaus und dessen Ehefrau Anna Elisabeth. Beide entstammten angesehenen Haselünner Familien. Über die Jugend und die Schulzeit von Niehaus ist so gut wie nichts bekannt. Vermutlich hat er seine Gymnasialzeit in Osnabrück verbracht, wo sein Onkel Antonius lebte. Im Herbst 1821 nahm er an der Universität Göttingen ein Mathematikstudium auf, das er 1827 beendete. Während dieser Zeit soll er Bildungsreisen nach Italien und Frankreich unternommen haben. Die handschriftlichen Eintragungen in einer französischen Abhandlung über Differenzial- und Integralrechnung, die sich in der Bibliothek des Kreisgymnasiums St. Ursula Haselünne befindet, legen nahe, dass sich Josef Niehaus im Frühjahr 1824 in Paris aufgehalten hat.

Als erste Arbeit, die seine Signatur trägt, gilt ein 1827 datierter Lageplan des Gutes Poll bei Haselünne. Noch im selben Jahr wurde Niehaus vom herzoglich Arenberg’schen Kommissar mit den Planungen für die katholische Kirche in der Moorkolonie Neuarenberg beauftragt. Es folgte die Kirche in Werlte (1828–1832) und der an palladianischen Vorbildern orientierte Ludmillenhof in Sögel. 1832–1836 erbaute er für den Herzog von Arenberg das in der Nähe von Aschendorf gelegene Amtshaus Nienhaus. Noch während der Arbeiten an dem Amtsgebäude erfolgte am 25. September 1834 die Ernennung Niehaus’ zum Rentkammerbauinspektor. Von nun an umfasste sein Arbeitsbereich den gesamten deutschen Besitz des Herzogs, folglich war er auch im Vest Recklinghausen tätig. Zu seinen umfangreichsten Bauprojekten gehörte das als Sommerresidenz konzipierte Schloss Mickeln in Düsseldorf-Himmelgeist.

Auch in seinem Geburtsort Haselünne war Niehaus immer wieder aktiv und gehörte der Baukommission für den Wiederaufbau der am 10. August 1849 bei einem Brand stark zerstörten Innenstadt an. Er errichtete u. a. das Rathaus (1850) und mehrere Wohnbauten an der Hasestraße.

Zeit seines Lebens unverheiratet geblieben, starb Niehaus 1864 im Alter von 62 Jahren in seiner Heimatstadt.

Bauten (unvollständig)

BildBauzeitBauwerkOrtBeschreibung
St. Prosper in Neuarenberg1827–1831St. ProsperFriesoythe-NeuarenbergSaalkirche ohne Turm, 1939 erweitert
1828Koppelschleuse MeppenMeppenWohnhaus des Wasserwirtschaftsbeamten
St. Sixtus in Werlte1828–1832St. SixtusWerlteBasilika mit Turm, 1864–1869 neuromanisch umgebaut
Ludmillenhof in Sögel1828–1831LudmillenhofSögelAmtshaus im Stil des Palladianismus, 2004 erweitert
Amtsbrunnen in Sögel1829AmtsbrunnenSögelklassizistischer Ziehbrunnen
1830PfarrhausFriesoythe-Neuarenberg
Grabmal für Katharina Schücking1831Grabmal für Katharina Sibylla SchückingFriesoythe-Neuarenberg
1831–1832ForsthausVrees
Amtshaus Nienhaus in Aschendorf1832–1836Amtshaus NienhausPapenburg-Aschendorfspätklassizistisch
Preĝejo St. Bonifatius en Lingen 1.jpg1832–1836St.-Bonifatius-KircheLingen (Ems)dreischiffig, 1904–1907 Turm ergänzt und Chor ersetzt
Mariä Himmelfahrt in Lorup1834–1835Mariä HimmelfahrtLorupSaalkirche mit Turm, 1958–1959 erweitert
Lohne.jpg1835–1837St. GertrudLohne (Oldenburg)Turmneubau
Schloss Mickeln in Himmelgeist1840–1842Schloss MickelnDüsseldorf-Himmelgeistdreigeschossig, quadratischer Grundriss
1841–1842St. AntoniusGeeste1966 abgerissen
St. Bartholomäus in Wippingen1843St. BartholomäusWippingenstark verändert
1844–1845AmtshausMeppenUmbau des Torhauses der Paulsburg zum Amtshaus, 1963 abgebrochen
1846–1847St. AntoniusPapenburgEntwurf für einen Neubau (erst 1873–1877 nach Plänen von Alexander Behnes realisiert)
Altes Rathaus in Haselünne1850Altes RathausHaselünneneuromanische Formen im Obergeschoss
St. Martinus in Lahn1850St. MartinusLahnSaalkirche, 1980 erweitert
1850–1851St. MichaelStavern-Groß Staverneinschiffig, spätklassizistisch
1851Vehmeyersches Haus (Hasestraße 25)HaselünnePatrizierhaus
St. Cosmas und Damian in Barßel1852–1854St. Cosmas und DamianBarßelnachklassizistische Stufenhalle (ohne Turmneubau), 1947 nach Kriegszerstörung renoviert
Haren (Ems) katedralo Emsland-Dom somere 1.JPG1852–1854St. MartinusHaren (Ems)1908 abgerissen, Turm erhalten
1853–1854St. VinzentiusMeppen-Groß Fullennach 1959 abgerissen
1853–1856St. VitusBakum-VestrupErweiterung der 1772 erbauten Kirche
1853–1858St. AntoniusLähden-Vinneneinschiffig
St. Georg in Twist-Bült1855St. GeorgTwist-Bült1964 abgerissen, Turm erhalten
1855–1856St. JodocusBörgerneugotische Formen
St. Vitus in Lünne1857St. VitusLünneTurmneubau
1863St. Maria Darbringung im TempelHaren (Ems)-Tinnen1932 durch Theo Burlage erweitert
1863–1864St.-Vinzenz-HospitalHaselünnemehrmals erweitert, als Kernbau erhalten
St. Sixtus in Werlte1864–1869St. SixtusWerlteneuromanischer Umbau, posthum fertiggestellt durch Johann Bernhard Hensen
St. Vinzenz von Paul in Hebelermeer1865–1866St. Vinzenz von PaulTwist-Hebelermeerneugotische Saalkirche, posthum fertiggestellt durch Johann Bernhard Hensen

Literatur

  • Roswitha Poppe: Der Haselünner Architekt Josef Niehaus. In: Osnabrücker Mitteilungen, Band 68 (1959), Seite 272–308.
  • Andreas Eiynck: Führer durch die katholische Pfarrkirche St. Bonifatius, Lingen-Ems. (= Weick-Kunstführer, Nr. 32.019.97) Passau 1998.
  • Thomas Niemann: Die Bibliothek des Kreisgymnasiums St. Ursula. In: Kreisgymnasium St. Ursula Haselünne. Festschrift zum 150-jährigen Bestehen. Haselünne, 2004. S. 62–64.

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