Josef Nöcker

Josef Nöcker (* 18. Oktober 1919 in Düsseldorf; † 5. August 1989) war ein deutscher Mediziner und Sportfunktionär.

Als Mediziner erlangte er u. a. durch die auf eigenen Forschungen beruhenden Erkenntnis Bedeutung, dass er Frühmobilisation von Patienten nach Herzinfarkten und die präventive therapeutische Wirkung von Training und Sport gegen Herz-Kreislauferkrankungen erkannte. Diese Erkenntnisse überführte er trotz persönlicher Diffamierungen und des Vorwurfs der „wissenschaftlichen Irreführung“ in praktische Anwendungen. Dazu gehörten statisch dynamische Übungen schon nach fünf Tagen und nach drei Wochen das Training mit dem Fahrradergometer. Nach fünf Wochen sollte der Patient schon wieder voller Belastung ausgesetzt sein.

Ausbildung, Beruf und Zugehörigkeiten

Er studierte ab 1939 in Leipzig, Jena, Universität Rostock,[1] Freiburg und Wien. Josef Nöcker war Mitglied der Alten Leipziger Landsmannschaft Afrania.

Seine ärztliche Approbation erhielt er 1945 in Leipzig, wo er auch promovierte. 1950 habilitierte er sich ungewöhnlich jung in seinem Beruf, an der Universität Leipzig mit dem Thema „Die Nährhefe Heil- und Zusatznahrung“. 1955 wurde er außerplanmäßiger Professor und 1957 kommissarischer Leiter der Medizinischen Universitätsklinik.

Am 30. Juni 1959 floh er auf der Fahrt zum Leichtathletik-Länderkampf England – DDR in London in die Bundesrepublik Deutschland. Dort übernahm Nöcker die Chefarztstelle der städtischen Krankenanstalten in Leverkusen, wo er zusammen mit Dr. Dieter Baron für die sportmedizinische Betreuung der Sportler von Bayer Leverkusen zuständig war und vor allem mit Bert Sumser kooperierte.

Eine schwere Erkrankung traf ihn nach seiner Rückkehr aus Mexiko. Im August 1989 starb Josef Nöcker bei einem Autounfall auf der Autobahn bei Leverkusen.

Sport

Im Jahre 1937 gehörte Nöcker dem Olympiakader für die in Tokio vorgesehenen Olympischen Spiele des Jahres 1940 an. Nach dem Krieg wurde er in der Ostzone Meister im Dreisprung, sowie in der 4-mal-100- und 4-mal-400-Meter-Staffel. Über 400 Meter Hürden stellte er einen neuen Ostzonenrekord auf.

1956 berief ihn die DDR als Olympiaarzt für die Olympischen Spiele in Melbourne. Dieselbe Funktion erfüllte er 1964 in Tokio und 1976 in Montreal. 1968 und 1972 war er Chef des deutschen Olympiaaufgebots in Mexiko-Stadt und München.

In den 1970er Jahren erforschte er die Wirkung von Pornofilmen auf die Penisse gedopter Sportler.[2]

Ämter

Zitate

  • „Die Kartoffel hat mir den Weg gewiesen.“ (Seine Dissertation behandelte die biologische Wertigkeit des Kartoffeleiweißes.)
  • „Man darf nicht nur die Frage stellen, was leistet der Mensch sportlich, sondern man muss vielmehr auch die Frage stellen, was leistet der Sport menschlich?“

Ehrungen

Werke

Nöcker verfasste ca. 150 wissenschaftliche Publikationen und hat ca. 35 in der Deutschen Nationalbibliothek katalogisierte Bücher veröffentlicht.[5]

  • Die Nährhefe als Heil- und Zusatznahrung von Josef Nöcker, Marhold (1950)
  • Grundriss der Biologie der Körperübungen. [Hauptwerk] von Josef Nöcker. (1953)
  • Grundlagen der sportlichen Ausbildung von Josef Nöcker, u. a. (1958)
  • Ernährung im Alter von Josef Nöcker, Friedrich-Horst Schulz, E. Merck AG (1961)
  • Physiologie der Leibesübungen für Sportlehrer, Trainer, Sportstudenten und Sportärzte von Josef Nöcker/Enke (1964) ISBN 3432842147 ISBN 978-3432842141
  • Bedeutung des Sports in der Zivilisation von Josef Nöcker, Landessportverband Schleswig-Holstein e.V. (1965)
  • Physiologie der Leibesübungen von Josef Nöcker, Thieme, Stuttgart (1980)
  • So essen Sportler richtig. Der Ernährungsplan zur Steigerung der sportlichen Leistung von Josef Nöcker, u. a., Dr. Oetker Vlg, Bielef. (1984) ISBN 3767001195 ISBN 978-3767001190
  • Die Ernährung des Sportlers. Fit und gesund durch leistungsspezifische Ernährung. Josef Nöcker/K. Hofmann, Schorndf. (1987)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siehe dazu die Immatrikulation von Josef Nöcker im Rostocker Matrikelportal
  2. Oliver Fritsch: BRD-Sportgeschichte: Doping-Forschung am Penis. In: Zeit Online. 27. August 2013, abgerufen am 21. August 2013.
  3. Arnd Krüger (1975). Sport und Politik. Von Turnvater Jahn zum Staatsamateur. Hannover: Fackelträger ISBN 3771620872
  4. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 25, Nr. 43, 9. März 1973.
  5. GND 140583475