Jordan Bardella

Jordan Bardella (2022)

Jordan Bardella (* 13. September 1995 in Drancy, Département Seine-Saint-Denis) ist ein französischer Politiker. Er ist seit November 2022 Vorsitzender der Partei Rassemblement National (RN).[1] Zuvor war er von 2018 bis 2021 Leiter von deren Jugendorganisation Génération nation (GN). Seit 2019 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments.

Leben und politische Karriere

Bardella stammt aus einer Einwandererfamilie, deren Wurzeln in Italien und Algerien liegen.[2][3] Er wuchs in einer Sozialwohnsiedlung in seinem Heimatort Drancy in der Banlieue von Paris auf. Neben der Schule trainierte er sieben Jahre lang die Kampfkunst Aikido.[4] Das Baccalauréat legte er mit dem Prädikat „sehr gut“ ab und erhielt dadurch ein Leistungsstipendium.[5] Sein Studium der Geographie an der Universität Paris-Sorbonne brach er jedoch im dritten Studienjahr ab, um sich vollständig der Politik zu widmen.[6]

Bardella trat mit 16 Jahren dem rechtsextremen Front National (FN) bei, wobei er sich nach eigener Aussage mehr für dessen Anführerin Marine Le Pen als für die Partei an sich begeisterte. 2014 wurde er Sekretär des FN in seinem Heimatdépartement Seine-Saint-Denis.[7] Ab 2015 war er als Assistent des Europaabgeordneten Jean-François Jalkh tätig und wurde zum Beauftragten der Partei für die Probleme der Banlieues ernannt. Er kandidierte im März 2015 für einen Sitz im Départementrat, scheiterte jedoch mit 41 Prozent der Stimmen. Bei der Regionalwahl im Dezember desselben Jahres zog er hingegen in den Regionalrat der Île-de-France ein. Im Januar 2016 initiierte er die FN-Initiative Banlieues patriotes (in etwa „patriotische Vororte“), die sich um die aus ihrer Sicht vernachlässigten Randbezirke der Großstädte kümmern soll.[8]

Bei der Parlamentswahl 2017 kandidierte Bardella im zwölften Wahlkreis von Seine-Saint-Denis, schied jedoch mit 15 Prozent im ersten Wahlgang aus. Innerhalb der Partei stand er zeitweilig Florian Philippot nahe. Als dieser jedoch im Herbst 2017 seine eigene Partei Les Patriotes gründete, blieb Bardella im FN und wurde anschließend von der FN-Vorsitzenden Le Pen zu einem der Sprecher der Partei ernannt.[3] Im März 2018 wurde er in den Parteivorstand (bureau national) gewählt und zum Leiter der Jugendorganisation Front national de la jeunesse (FNJ) ernannt. In dieser Position schloss er ein Bündnis mit der Jugendorganisation der italienischen Lega Nord.[4] Der FN benannte sich im selben Jahr in Rassemblement national um, die Jugendorganisation in Génération nation.

Zur Europawahl 2019 wurde Bardella – im Alter von 23 Jahren – als Spitzenkandidat der RN-Liste aufgestellt. Diese wurde mit 23,3 Prozent der Stimmen landesweit stärkste Kraft und Bardella zog in das Europäische Parlament ein. Dort ist er Teil der Fraktion Identität und Demokratie, Mitglied im Petitionsausschuss und Delegierter im Gemischten Parlamentarischen Ausschuss EU-Mexiko.[9] Er war der zweitjüngste unter den 2019 gewählten Europaparlamentariern (nach der Dänin Kira Marie Peter-Hansen).[10] Im Juni 2019 wurde Bardella zum zweiten Stellvertreter der RN-Vorsitzenden Le Pen gewählt.[11]

Seit 2020 ist Bardella mit Nolwenn Olivier liiert, der Tochter von Marie-Caroline Le Pen und des RN-Politikers Philippe Olivier. Sie ist eine Enkelin von Jean-Marie Le Pen und Nichte von Marine Le Pen.[12][13]

Im Sommer 2022 äußerte Bardella, aufgrund eines angeblich drohenden Bevölkerungsaustauschs bestehe für das französische Volk „Lebensgefahr“.[14]

Im November 2022 wurde Bardella im Alter von 27 Jahren mit über 84 Prozent der knapp 40.000 abgegebenen Mitgliederstimmen zum Parteivorsitzenden des RN gewählt. Er setzte sich bei der online abgehaltenen Wahl gegen seinen Konkurrenten Louis Aliot durch und wurde der erste Vorsitzende seiner Partei, der nicht aus der Familie Le Pen stammt; jedoch in diese eingeheiratet hat.[1][14] Bardella erklärte, dass die Partei unter ihm „moderner, weiblicher und professioneller“ werden solle, und kündigte die Gründung einer Parteikaderschule an.[14]

Weblinks

Commons: Jordan Bardella – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Frankreichs Rechtspopulisten wählen Bardella zum neuen Parteichef. In: spiegel.de. 5. November 2022, abgerufen am 6. November 2022.
  2. Jean-Louis Beaucarnot: Le Tout-Politique 2022. Hrsg.: L'Archipel. 2022, S. 47.
  3. a b Valérie Hacot: Jordan Bardella, le rajeunissement national. In: Le Parisien, 25. September 2018.
  4. a b Tristan Berteloot: Jordan Bardella, poupée de Front pour les européennes. In: Libération, 26. Dezember 2018.
  5. Virginie Le Guay: Européennes : Le Rassemblement national abat sa carte jeune. In: Paris Match, 26. Dezember 2018.
  6. Juliette Campion: Européennes : quatre choses à savoir sur Jordan Bardella, la jeune tête de liste choisie par Marine Le Pen. In: France Info, 13. Januar 2019.
  7. Européennes : Jordan Bardella, tête de liste du Rassemblement national aux airs de faire-valoir. In: Le Journal du Dimanche, 12. Januar 2019.
  8. Emmanuel Galiero: Le FN lance son collectif Banlieues patriotes. In: Le Figaro, 26. Januar 2016.
  9. Jordan Bardella in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
  10. Young, wild and free… remarkable young MEPs. Eamonn Bates Europe Public Affairs, 7. Juni 2019.
  11. Jordan Bardella promu 2ème vice-président du Rassemblement national. In: Europe 1, 16. Juni 2019.
  12. Jordan Bardella en couple avec l’une des petites-filles de Jean-Marie Le Pen. In: Paris Match, 16. Oktober 2020.
  13. Michaela Wiegel: Der Wille zur Macht. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11. Juli 2021, S. 7.
  14. a b c Britta Sandberg: Glatt, smart, radikal – Jordan Bardella ist 27 und der neue Vorsitzende der Partei Marine Le Pens. In: spiegel.de. 5. November 2022, abgerufen am 6. November 2022 (kostenpflichtige Registrierung nötig).

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MEPs discussed the conclusions of 23-24 June European Council summit with President Charles Michel and Commission Vice-President Maroš Šefčovič. Almost all speakers welcomed the decision to commence the accession process for Ukraine and Moldova, as Parliament had already asked. Many MEPs underlined that the road to accession is going to be long and will require many reforms for Ukraine and Moldova. They stresses that the EU should find other ways to support the countries in the meantime, including with military equipment, some argued.


Numerous speakers referred to the need to treat Western Balkan countries fairly and unblock their accession, as Parliament has already repeatedly asked in the past. Regarding the Conference on the Future of Europe and Parliament’s call for a Convention to revise the EU Treaties, many MEPs criticised the lack of ambition shown by the Council in this regard, highlighting that the need to reform the EU and the way it works is urgent. Citizens must not be let down and their expectations must be fulfilled, they insisted.

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