Joker

Eine moderne Darstellungsform des Jokers

Ein Joker (englisch für Spaßmacher, von lateinisch iocus, Scherz, Spaß, oder joculator Gaukler, Narr, Harlekin) in Österreich, Deutschland und Frankreich auch Jolly genannt, ist eine Spielkarte verschiedener Kartenspiele. Darauf findet sich gewöhnlich das Bild eines Hofnarren[1]. Der Joker wird meist als Ersatz für eine beliebige Karte eingesetzt. Er ist keiner der übrigen Kartenfarben zugeordnet, sondern in diesem Sinne ungebunden (engl. „wild card“). Die Hilfen für Kandidaten in Quizshows (jemanden anrufen, Publikum befragen, falsche Antworten werden gelöscht, Kategorie oder Fragen wechseln), werden ebenfalls als Joker bezeichnet. Joker (Comicfigur) heißt auch der Erzfeind des Superhelden Batman.

Überblick

Der Joker kommt nur in Spielen mit französischen Farben vor. Normalerweise gibt es pro Spielstapel mit 52 regulären Karten drei Joker, jedoch werden nicht unbedingt alle drei verwendet: bei der häufigsten Rommé-Variante gibt es zum Beispiel zwei Kartenstapel[2], aber insgesamt nur vier Joker. „Da der Joker als zusätzliche, beliebig einsetzbare Karte für dieses Spiel charakteristisch ist, kann es nach ihm seinen Namen haben, vgl. engl. (umgangssprachlich) rum, rummy ‘ulkig, komisch, sonderbar, ulkiger, komischer Kerl’.“[3] Außerdem gibt es Joker im Canasta, Buraco sowie in einigen Poker-Varianten (siehe auch Wildcard (Poker)).

Der Joker wird gelegentlich als der letzte Überrest der eigenständigen, nummerierten Trumpfreihe im Tarock- bzw. Tarot-Blatt angesehen. Dieser Trumpf wird als Torheit, Le Fou, Il Matto, oder The Fool bezeichnet, später wurde er zum Skys.[4] Im Tarock-Spiel gilt er als höchster Kartenwert – der Skys übertrifft alle anderen Trümpfe. Hier narrt der Narr, hier macht sich der Narr einen Spaß oder Joke; in seiner modernen Entwicklung wird er jedoch auf eine US-amerikanische Entwicklung des 19. Jahrhunderts zurückgeführt, ausgehend von dem Spiel Euchre, das durch elsässische Einwanderer nach Amerika gebracht wurde. Auf der anderen Seite waren Tarot, Tarock, Tarocchi und auch die baden-württembergische Variante Cego von zirka 1750 bis tief ins 19. Jahrhundert hinein sehr populäre Spiele, und das Elsass gehörte zu den Verbreitungsgebieten – womit die Möglichkeit besteht, dass die Ausgangsidee tatsächlich vom Tarot stammt.

In England wurde der Joker lange Zeit als Jester (Hofnarr) bezeichnet.

Joker werden gewöhnlich nur bei Spielen mit 52 oder mehrmals 52 regulären Karten verwendet. Bei Spielen mit reduziertem Blatt (wie etwa Schafkopf, Skat und Bayerisches Tarock) gibt es meist keine Joker. Ausnahmen sind Euchre und eine Variante des Spiels Doppelkopf. Im deutschen Blatt gibt es generell keine Joker. Bei einigen Spielen mit deutschen Karten wird der Weli als Joker verwendet.

Geschichte

Vor 1850 ist das Vorhandensein von Jokern nicht belegbar. Seit diesem Datum entwickelte sich in den USA das Spiel Euchre. Hierbei wurde der Trumpf-Bube als Bower bezeichnet. Die modifizierte Form war nun eine neue Karte, als höchster Wert des Spiels war der best Bower geboren, der Vorläufer des Joker. So wurde nun die alte Grenze des 52er-Spiels gesprengt und eine 53ste Karte eingeführt. Der erste amerikanische Joker bzw. best Bower wurde 1857 von dem Spielkartenhersteller Samuel Hart in New York dem Spiel London Club Pack beigefügt.[4] In Europa kam der Joker etwa 1880 in Mode. In Belgien wurde er erstmals am 14. Juni 1882 in der Firma Mesmaekers erwähnt bzw. produziert.

Siehe auch

Literatur

  • Tom Dawson, Judy Dawson: The Hochmann Encyclopedia of American Playing Cards. U.S. Games Systems; 2000.

Weblinks

Commons: Joker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Duden | Joker | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  2. Rommé. In: ASS Altenburger Spielkarten. Abgerufen am 22. Oktober 2019 (deutsch).
  3. DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  4. a b Geschichte der Joker. Abgerufen am 22. Oktober 2019.

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