Joint Chiefs of Staff

Wappen der Joint Chiefs of Staff

Die Joint Chiefs of Staff (kurz JCS, deutsch etwa Vereinigte Stabschefs oder auch Vereinigter Generalstab) sind ein Gremium, das den US-Präsidenten und den US-Verteidigungsminister sowie den Vorsitzenden des United States Homeland Security Council und des United States National Security Council in militärischen Fragen zu beraten hat. Sie haben aber aus ihrer Mitgliedschaft in dem Gremium weder einzeln noch gemeinsam Befehlsgewalt. Mitglieder sind der Vorsitzende (chairman) sowie der stellvertretende Vorsitzende (vice chairman) der JCS, die Generalstabschefs der US-amerikanischen Teilstreitkräfte und der Chief of the National Guard Bureau. Die Mitglieder des Gremiums werden vom Präsidenten benannt und vom US-Senat bestätigt.[1] Ihnen untersteht ein umfangreicher militärischer und ziviler Planungs- und Führungsapparat. Im Oktober 2008 verfügten die JCS über knapp 210 zivile Mitarbeiter.

Geschichte

Flagge des Vorsitzenden

Am 20. Juli 1942 wurde Admiral William D. Leahy Chief of Staff to the Commander in Chief of the Army and Navy (dt. etwa Generalstabschef des Oberbefehlshabers des Heeres und der Marine, d. h. mit anderen Worten: Stabschef des Präsidenten). Dieser Posten war zwar nicht de jure, aber doch de facto der des Chairman of the Joint Chiefs of Staff (dt. Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs). Der erste offizielle CJCS war der General of the Army Omar N. Bradley 1949. Hintergrund der Einrichtung dieser Institution war das Ziel, eine bessere Koordination der Streitkräfte, gleichzeitig mit ihrem kriegsbedingt massiven Ausbau, zu erzielen. Als Beispiel galt das bereits bestehende Gremium des britischen Generalstabs (Chiefs of Staff Committee), mit dem eine enge Zusammenarbeit angestrebt wurde. Für die Dauer des Zweiten Weltkriegs wurde aus beiden Organisationen die Combined Chiefs of Staff, bestehend aus den britischen und US-amerikanischen Generalstabschefs gegründet.

Nach der 1986 durch den Goldwater-Nichols Act durchgeführten Reorganisation der militärischen Kommandokette haben die Joint Chiefs of Staff keinerlei operative Befehlsgewalt über die US-Streitkräfte mehr, vielmehr ist ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Bereitschaft jedes Teilbereiches der Streitkräfte sichergestellt ist. Die operative Befehlskette läuft vom US-Präsidenten über den US-Verteidigungsminister bis zu den einzelnen Kommandeuren der Unified Combatant Commands.

Außerdem sind die JCS beratend für den Präsidenten und seinen Verteidigungsminister tätig, der Vorsitzende ist der Hauptberater des Präsidenten in militärischen Fragen. Für Deutschland von besonderer Bedeutung waren zwei Leitlinien (directives), die dem US-Präsidenten Harry S. Truman vom JCS vorgelegt wurden: die Joint Chiefs of Staff directive 1067, die von ihm im Mai 1945 unterzeichnet wurde, und die Joint Chiefs of Staff directive 1779, die von ihm im Juli 1947 in Kraft gesetzt wurde.[2][3]

Seit Oktober 2005 existiert der Posten des Senior Enlisted Advisor to the Chairman of the Joint Chiefs of Staff (SEAC). Dieser Unteroffizier ist der Berater des Generalstabschefs in Fragen, die die Unteroffiziere und Mannschaftssoldaten der US-Streitkräfte in gemischten Großverbänden betreffen.

Seit dem Finanzjahr 2012 ist der Chief of the National Guard Bureau Mitglied der Joint Chiefs of Staff.

Mit der Gründung der United States Space Force als unabhängige Teilstreitkraft des Militärs am 20. Dezember 2019 gab es auch ein neues Führungsamt, den Chief of Space Operations. Am 20. Dezember 2020 wurde dieser auch in die Joint Chiefs of Staff aufgenommen.[4]

Auftrag

Die Joint Chiefs mit US-Präsident und US-Verteidigungsminister im Mai 2007. V. l. n. r.: Gen. Casey, Gen. Moseley, Adm. Giambastiani, Gates, Bush, Gen. Pace, Adm. Mullen und Gen. Conway.

Der Goldwater-Nichols Act von 1986 legt den Vorsitzenden (chairman) als höchstrangigen Soldaten der US-Streitkräfte fest. In dieser Position ist er prinzipiell der erste militärische Ansprechpartner bzw. Berater des US-Präsidenten. Bei seiner Arbeit kann er sich mit den anderen Mitgliedern der JCS und den Combatant Commanders beraten. So soll er die ganze Fülle der Meinungen, die er gehört hat, präsentieren und sie mit den Kommentaren der anderen Stabschefs ergänzen. Dennoch verkörpert der Vorsitzende nicht die Spitze der Kommandokette, denn die operative Führung liegt bei den Combatant Commanders, denen ihrerseits die National Command Authority vorsteht.

Der stellvertretende Vorsitzende (vice chairman) ist dem Gesetz nach der zweithöchste Soldat der US-Streitkräfte und übt die Tätigkeiten aus, die ihm der Vorsitzende zuweist. Er nimmt den Platz des Vorsitzenden in seiner Abwesenheit oder bei dessen Unfähigkeit, weiter sein Amt zu führen, ein. Ursprünglich war der Stellvertreter kein Mitglied der JCS, wurde aber durch Section 911 des National Defense Authorization Act von 1992 ein stimmberechtigtes Mitglied.

Der Joint Staff

Organigramm des JCS

Dem Vorsitzenden bzw. den JCS an sich ist ein ganzer Stab unterstellt, der Joint Staff. Dieser Stab unterstützt den Vorsitzenden bei seinen Aufgaben: die verbundene strategische Gesamtführung der Kampftruppen, deren Operation unter den einzelnen Unified Combatant Commands, die Integration in effiziente Teams – im Sinne des Gefechts der verbundenen Waffen – aus Land-, maritimen und Luftstreitkräften. Der Joint Staff wird wenn möglich zu gleichen Teilen mit Personal aus allen Teilstreitkräften besetzt. In der Praxis machen die Marines 20 % der Stellen aus, die der US Navy zugewiesen sind. Seit seiner Aufstellung 1947 verbieten es die Statuten, dass der Joint Staff als genereller Teilstreitkräfte-übergreifender Generalstab arbeitet. Daher hat der Joint Staff keine ausführende Gewalt gegenüber den Kampftruppen.

Nach der Beratung mit den anderen JCS und der Zustimmung des Verteidigungsministers ernennt der Vorsitzende den Direktor des Joint Staff, der ihm dabei hilft, diesen Stab effektiv zu nutzen. Dem Gesetz nach liegt die Leitung dennoch letztinstanzlich bei dem Vorsitzenden. Wenn es der Vorsitzende befiehlt, kann der Joint Staff auch den einzelnen Mitgliedern der JCS zur Seite stehen.

Der Joint Staff setzt sich wie folgt zusammen:

  • Direktor des Joint Staff
    • J-1 Personal
    • J-2 Joint Staff Nachrichtendienst
    • J-3 Operationen
    • J-4 Logistik
    • J-5 Strategische Planung und Richtlinien
    • J-6 C4CS (Command, Control, Communication, Consultation and Computer Systems)
    • J-7 Operationspläne und Interoperabilität
    • J-8 Truppenstruktur, Ressourcen und Beurteilung
    • Management Direktorat (geleitet vom Vizedirektor des Joint Staff)

Bei der Teilstreitkräfte-übergreifenden Arbeit assistiert eine ganze Reihe von Offizieren der Generalität des JCS in Sachen von geringerer Relevanz. Jeder Stabschef einer Teilstreitkraft ernennt einen Operationsstellvertreter (operations deputy), der mit dem Direktor des Joint Staff zusammenarbeitet. Diese Operations Deputies (OPSDEPS) halten Sitzungen ab, um vorbereitende Sachen zu erledigen und sie später den JCS vorzulegen. Mit Ausnahme des Direktors ist dieser weitere Stab kein Teil des Joint Staff. Neben diesem Beraterstab gibt es noch die stellvertretenden Operationsstellvertreter (deputy operations deputies), die sich aus dem Vizedirektor des Joint Staffs und einem Rear Admiral bzw. Major General aus der jeweiligen Teilstreitkraft zusammensetzen. Derzeit sind dies jeweils die Direktoren für Planung und Strategie der einzelnen Teilstreitkräfte. Sie bereiten Themen für die Operationsstellvertreter vor. Mit Ausnahme des Vizedirektors gehört auch dieser Stab nicht zum Joint Staff. Was diese Beraterstäbe genau bearbeiten, bestimmen die JCS bzw. deren Strategiepapiere selbst. Der Direktor des Joint Staff ist dabei berechtigt, die bearbeiteten Sachverhalte zu überprüfen und zu genehmigen, wenn es keinen abweichenden Standpunkt zwischen den Teilstreitkräften gibt, die Regelungen mit der Strategie des Vorsitzenden übereinstimmt, der Sachverhalt von keinem der Mitglieder der JCS angeregt wurde und es daher nicht der Aufmerksamkeit der JCS bedarf. Daher haben Bestimmungen bzw. Entscheidungen der Operationsstellvertreter bzw. deren Stellvertreter dieselbe Wirksamkeit wie Entscheidungen der JCS selbst.

Gelegentlich nimmt auch der Commandant of the Coast Guard an den Sitzungen des JCS teil. Gemäß Titel 14, § 101 des United States Code untersteht die US Coast Guard, die eines der sechs Teilstreitkräfte des US-Militärs darstellt, dem Heimatschutzministerium und nicht dem Verteidigungsministerium, es sei denn, der Präsident (z. B. in Kriegszeiten oder einem nationalen Notstand) überträgt sie dem Marineministerium. Der Kommandant der Küstenwache ist jedoch de jure kein Mitglied der Joint Chiefs of Staff, wird jedoch manchmal als De-facto-Mitglied angesehen, da er Anspruch auf die gleiche Zusatzvergütung wie die Joint Chiefs hat und gelegentlich, auf Einladung des JCS, an Sitzungen des JCS teilnimmt. Im Gegensatz zu den Joint Chiefs, die eigentlich nicht zur operativen Befehlskette ihrer ihr vorstehenden Teilstreitkraft gehören, ist der Kommandant der US-Küstenwache sowohl administrativer als auch operativer Befehlshaber seiner Teilstreitkraft.

Am 9. August 2010 kündigte US-Verteidigungsminister Robert Gates an, dass das US Joint Forces Command aufgrund von Sparzwängen innerhalb eines Jahres aufgelöst und die Aufgaben an den Joint Staff abgegeben werden sollen.[5]

Gegenwärtige Zusammensetzung

Stand 29. September 2023 setzt sich das Joint Chiefs of Staff aus folgenden Amtsführern zusammen:

PositionFotoNameTeilstreitkraftFlagge
VorsitzenderGeneral
Charles Q. Brown Jr.
US Air Force
Stellvertretender VorsitzenderAdmiral
Christopher W. Grady
US Navy
Chief of Staff of the Army
General
Randy A. George
US Army
Commandant of the Marine Corps
General
Eric M. Smith
US Marine Corps
Chief of Naval Operations
Admiral
Lisa Franchetti
US Navy
Chief of Staff of the Air Force
General
David W. Allvin
US Air Force
Chief of Space Operations
General
B. Chance Saltzman
US Space Force
Chief of the National Guard Bureau
General
Daniel R. Hokanson
US Army

Vorsitzender

Bisherige stellvertretende Vorsitzende

Nr.Name und RangBildAmtsbeginnAmtsende
1General Robert T. Herres (USAF)6. Februar 198728. Februar 1990
2Admiral David E. Jeremiah (USN)1. März 199028. Februar 1994
3Admiral William A. Owens (USN)1. März 199427. Februar 1996
4General Joseph W. Ralston (USAF)1. März 199629. Februar 2000
5General Richard B. Myers (USAF)29. Februar 20001. Oktober 2001
6General Peter Pace (USMC)1. Oktober 200112. August 2005
7Admiral Edmund P. Giambastiani (USN)12. August 200527. Juli 2007
8General James E. Cartwright (USMC)31. August 2007
(Amtsführung seit dem 3. August)
3. August 2011
9Admiral James A. Winnefeld Jr. (USN)4. August 201130. Juli 2015
10General Paul J. Selva (USAF)31. Juli 201531. Juli 2019
11General John E. Hyten (USAF)21. November 201919. November 2021
12Admiral Christopher W. Grady (USN)20. Dezember 2021

Literatur

  • Sharon K. Weiner: Managing the Military: The Joint Chiefs of Staff and Civil-Military Relations. Columbia University Press, New York 2022, ISBN 978-0-231-20734-8.
  • Mark A. Stoler: Allies and Adversaries: The Joint Chiefs of Staff, the Grand Alliance, and U.S. Strategy in World War II. University of North Carolina, Chapel Hill 2003, ISBN 978-0-8078-5507-2.
  • Amy B. Zegart: Flawed by design. The evolution of the CIA, JCS, and NSC. Stanford University Press, Stanford CA 1999, ISBN 0-8047-3504-2.

Weblinks

Commons: Joint Chiefs of Staff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 10 USC § 151 - Joint Chiefs of Staff: composition; functions.
  2. Directive to the United States Military Governor for Germany (Clay)
  3. Robert A. Selig: America's Long Road to the Federal Republic of Germany (West). In: German Life, Juni/Juli 1998 pdf 131 kB
  4. Nichols Martin: USSF Chief Gen. John Raymond Joins Joint Chief of Staff. In: ExecutiveGov. Executive Mosaic, 21. Dezember 2020, abgerufen am 22. Dezember 2020 (englisch).
  5. Gates to close JFCOM, cut gen. officer billets (Memento desOriginals vom 15. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.marinecorpstimes.com (MarineCorpsTimes.com vom 10. August 2010; englisch)

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U.S. Navy ADM David E. Jeremiah, Vice Chairman of the Joint Chiefs of Staff.
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General Eric M. Smith, 36th Assistant Commandant of the Marine Corps
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Gen B. Chance Saltzman, Chief of Space Operations, U.S. Space Force, the Pentagon, Arlington, Va.
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Admiral Christopher W. Grady, USN
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Vice Chief of Staff of the Air Force General Donald Allvin Offical Portrait. (US Air Force Photo by Andy Morataya)
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President George W. Bush makes a statement to reporters about the war in Iraq after his meeting with senior national defense leaders at the Pentagon May 10, 2007. From left, Army Chief of Staff Gen. George Casey, Air Force Chief of Staff Gen. T. Michael Moseley, Vice Chairman of the Joint Chiefs of Staff Navy Adm. Edmund P. Giambastiani, Secretary of Defense Robert Gates, President George W. Bush, Chairman of the Joint Chiefs of Staff Marine Gen. Peter Pace, Chief of Naval Operations Adm. Michael G. Mullen and Commandant of the Marine Corps Gen. James T. Conway.
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ARLINGTON, Va. - U.S. Navy, Vice Chairman of the Joint Chiefs of Staff Admiral Christopher Grady poses for his official portrait in the Army portrait studio at the Pentagon in Arlington, Va., Dec. 20, 2021. (U.S. Army photo by Leonard Fitzgerald)
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Chief of the National Guard Bureau U.S. Army Gen. Daniel R. Hokanson, poses for his official portrait in the Army portrait studio at the Pentagon in Arlington, Va, Aug. 03, 2020. (U.S. Army photo by William Pratt)
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Flag of the United States Chief of Naval Operations. The position was created in 1915, but the flag just dates from 1964. It is defined in naval regulations, document NTP 13(B) [1] section 1810, as:

The personal flag of the Chief of Naval Operations consists of a blue and white rectangular background divided diagonally from lower hoist to upper fly, blue above and white below. In the center of the flag appears an adaption of the center of the official seal of the Chief of Naval Operations, consisting of an eagle clutching an anchor, all in proper colors, encircled by fifty links of gold chain. Directly above, below and to each side of the circular center design is a 5-point star with one point upward. On the blue field the two stars are white and on the white field the two stars are blue. A gold fringe is authorized for use with the flag when it is displayed in a static indoor position. The cord and tassels are of golden yellow.
For more information, see SeaFlags.
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Admiral Lisa Franchetti assumed the duties as Vice Chief of Naval Operations Sept. 2, 2022.
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Gen. Paul Selva, photographed in the Pentagon, July 31, 2015, in preparation for his taking the position of Vice Chairman, Joint Chiefs of Staff. (U.S. Air Force photo/Scott M. Ash)