John Whitmore

Sir John Whitmore (links) 2013
(c) John Winfield, CC BY-SA 2.0
Orsett Hall, der Familiensitz der Whitmore Baronets
Ein Ford Lotus Cortina, hier als Zugfahrzeug für einen Lotus Seven. 1965 wurde Whitmore auf einem Ford Lotus Cortina Tourenwagen-Europameister in der Division II.
Ford GT 40 von John Whitmore/Jochen Neerpasch 1966 beim Training zum 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring

Sir John Henry Douglas Whitmore, 2. Baronet (* 16. Oktober 1937; † 28. April 2017) war ein britischer Automobilrennfahrer und Sachbuchautor, der nach seiner aktiven sportlichen Laufbahn als Coach und Berater tätig war.

Herkunft und Ausbildung

John Whitmore kam als Sohn von Sir Francis Henry Charlton Douglas Whitmore, 1. Baronet und dessen zweiter Ehefrau Ellis Johnson zur Welt. Von seinem Vater erbte er 1962 dem Adelstitel Baronet, of Orsett in the Count of Essex, ein nicht unbeträchtliches Vermögen sowie den Familiensitz Orsett Hall. Whitmore, der ein begeisterter Hobbyflieger war, nutzte die großzügigen Parkflächen, um mit seinem Privatflugzeug im eigenen Areal starten und landen zu können[1]. Er verkaufte Orsett Hall 1968. Das Gebäude wurde 2007 durch einen Brand völlig zerstört, zwei Jahre später jedoch im alten Stil neu errichtet. Sein Vater soll den Besitz seinerzeit beim Kartenspiel vom vorherigen Besitzer Digby Windfeld gewonnen haben.[2]

Whitmore besuchte Eliteschulen und Eliteuniversitäten wie das Eton College und die Royal Military Academy Sandhurst. Außerdem machte er in Cirencester eine Ausbildung zum Agraringenieur.

Karriere als Rennfahrer

Im Gegensatz zu seinem Vater, der Oberstleutnant in der britischen Armee war, schlug Whitmore keine militärische Laufbahn ein. Ende der 1950er-Jahre machte er seine zweite Leidenschaft zum Beruf, den Automobilsport. Nach ein paar Clubrennen stieg er 1959 professionell in den Tourenwagensport ein. In der Rückschau wurde Whitmore großes Talent attestiert. Er verzichtete fast vollständig auf den Monopostosport und erzielte seine Erfolge ausschließlich bei Touren- und Sportwagenrennen. In den 1960er-Jahren galt er als einer der besten britischen Tourenwagenfahrer. Selbst Formel-1-Piloten hatten es schwer ihn zu schlagen. Die britische Fachpresse bezeichnete ihn als Meister im Mini Cooper. 1961 gewann er mit dem kleinen Rennwagen die Gesamtwertung der britischen Tourenwagenmeisterschaft. Neben dem Mini Cooper war der Ford Lotus Cortina das zweite Rennfahrzeug, das Whitmore mit großer Meisterschaft bewegte. Mit dem Cortina gewann er 1965 die Gesamtwertung der Division II der Tourenwagen-Europameisterschaft.

Schon 1959 hatte er mit wenig Rennerfahrung sein Debüt beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans gegeben und wurde als Partner von Jim Clark Zehnter in der Gesamtwertung. Insgesamt war Whitmore fünfmal bei diesem Langstreckenrennen am Start, der zehnte Rang 1959 blieb seine beste Platzierung in der Gesamtwertung.

1966 fuhr er eine starke Saison in der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Sowohl beim 1000-km-Rennen von Monza als auch beim 1000-km-Rennen von Spa-Francorchamps verfehlte er als Zweiter den Gesamtsieg nur knapp. In Monza war Masten Gregory sein Partner, in Spa fuhr er gemeinsam mit Frank Gardner. In beiden Fällen war ein Ford GT40 das Rennfahrzeug. Beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1966 war Whitmore von Platz zehn des 77 Wagen starken Feldes gestartet, fiel jedoch in der ersten Runde mit gebrochener Hinterradaufhängung seines GT40 im Streckenabschnitt Flugplatz aus.

Nach Ablauf der Saison 1966 erklärte er erst 29-jährig seinen Rücktritt vom Rennsport und wandte sich anderen Betätigungsfeldern zu.

Sportpsychologe, Coach und Buchautor

Nach seiner Rennkarriere arbeitete Whitmore als Sportpsychologe, schrieb Bücher übers Coaching und eine Biographie über seinen Rennfahrerkollegen Jack Sears. Zuletzt arbeitete Whitmore als Executive Chairman und Coach bei Performance Consultants und coachte Manager weltweit.[3]

Er starb im April 2017.[4]

Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1959Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Border ReiversLotus Elite Mk.14Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jim ClarkRang 10
1962Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ecurie ChilternAustin-Healey 3000Sudafrika 1961 Bob OlthoffAusfallZylinderschaden
1963Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Donald Healey Motor CompanyAustin-Healey Sprite 1100Sudafrika 1961 Bob OlthoffAusfallUnfall
1965Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ford Advanced VehiclesFord GT40 Mk.IVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Innes IrelandAusfallZylinder überhitzt
1966Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Alan Mann Racing Ltd.Ford GT40 Mk.IIAustralienAustralien Frank GardnerAusfallKupplungsschaden

Sebring-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1961Vereinigte StaatenVereinigte Staaten British Motors Corp. USAMGAVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter RileyRang 16
1962Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ecurie Safety FastMGASudafrika 1961 Bob OlthoffVereinigte StaatenVereinigte Staaten Frank MorrillRang 20
1966Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Alan Mann RacingFord GT40AustralienAustralien Frank GardnerAusfallMotorschaden

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

SaisonTeamRennwagen12345678910111213141516171819202122
1959Border ReiversLotus EliteVereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTT
10
1961British Motors Corp. USA
Bob Olthoff
MAGVereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMItalien PES
1628
1962Ecurie Safety Fast
Bob Olthoff
Ecurie Chiltern
Chris Barber
Essex Racing Stable
MGA
Austin-Healey 3000
Lotus Elite
Aston Martin DB4
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigte Staaten SEBItalien MAIItalien TARDeutschland BERDeutschland NÜRFrankreich LEMFrankreich TAVItalien CCAVereinigtes Konigreich RTTDeutschland NÜRVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRIFrankreich PAR
20DNFDNFDNFDNF
1963Daniel Richmond
Donald Healey
SMART
Mini
Austin-Healey Sprite
Lotus Elan
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigte Staaten SEBItalien TARBelgien SPAItalien MAIDeutschland NÜRItalien CONDeutschland ROSFrankreich LEMItalien MONDeutschland WISFrankreich TAVDeutschland FREItalien CCEVereinigtes Konigreich RTTSchweiz OVIDeutschland NÜRItalien MONItalien MONFrankreich TDFVereinigte Staaten BRI
27DNFDNF
1964Ian WalkerLotus ElanVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien TARItalien MONBelgien SPAItalien CONDeutschland NÜRDeutschland ROSFrankreich LEMFrankreich REIDeutschland FREItalien CCEVereinigtes Konigreich RTTSchweiz SIMDeutschland NÜRItalien MONFrankreich TDFVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRIFrankreich PAR
DNF
1965Alan Mann Racing
Ford
Willment Racing Team
Shelby Daytona
AC Cobra
Ford GT40
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien BOLItalien MONItalien MONVereinigtes Konigreich RTTItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRItalien MUGDeutschland ROSFrankreich LEMFrankreich REIItalien BOZDeutschland FREItalien CCESchweiz OVIDeutschland NÜRVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRI
94DNFDNFDNFDNF9
1966Alan Mann Racing
Essex Wire
Ford GT40Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MONItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRFrankreich LEMItalien MUGItalien CCEDeutschland HOKSchweiz SIMDeutschland NÜROsterreich ZEL
DNF22DNFDNF

Weblinks

Commons: John Whitmore – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Orsett Hall und die Whitmore Familie
  2. Edward John T. Collins: A History of the Orsett Estate, 1743–1914 (= Thurrock (District). Museums Department. Publications. Nr. 2). Thurrock Borough Council, Grays 1978.
  3. John Whitmore bei Performance Consultants
  4. British Racing Driver Club. Abgerufen am 8. Mai 2017.
VorgängerTitelNachfolger
Francis WhitmoreBaronet, of Orsett
1962–2017
Jason Whitmore

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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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Flag of South Africa, used between 1928 and 1982. It is identical to the 1982 to 1994 version except that the shade of blue is darker. It is also known as the "Oranje-Blanje-Blou".
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Ford GT 40 - Whitmore-Neerpasch 1966-06-03.jpg
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Lotus Cortina and a 7
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Co-Founder of the European Mentoring and Coaching Council ("EMCC"), Sir John Whitmore with an active member of the EMCC and Author, Nigel Cumberland. Together in India in June 2013