John Paul junior

John Paul junior im Lola T600 beim IMSA-GTP-Rennen in Laguna Seca 1982
Der Porsche 956 mit dem Jean Rondeau und John Paul den zweiten Gesamtrang beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1984 erreichten

John Lee Paul junior (* 19. Februar 1960 in Muncie; † 29. Dezember 2020) war ein US-amerikanischer Autorennfahrer, Rennstallbesitzer und Drogenhändler.

Herkunft und Ausbildung

John Paul junior ist der Sohn von John Paul senior und dessen erster Ehefrau Joyce. John Paul junior wuchs erst in Muncie auf und zog nach der Scheidung seiner Eltern 1970 mit seiner Mutter nach Indianapolis. Um die High School zu besuchen, kehrte er Mitte der 1970er-Jahre nach Muncie zurück und ging dort auf die Delta High School. Nachdem sein Vater 1977 mit JLP Racing ein eigenes Rennteam gegründet hatte, begann er im selben Jahr dort zu arbeiten. Er war Mechaniker, arbeitete in der Logistik und kümmerte sich um Verwaltungsarbeiten. Sein Vater war auch als Fahrer aktiv und bezahlte dem Sohn einen Fahrerlehrgang bei der Skip Barber Racing School, der Rennfahrerschule des ehemaligen Formel-1-Piloten Skip Barber[1]. Sein Fahrlehrer qualifizierte die Übungsfahrten seines Schülers als hoffnungslos.

Drogenhandel

Ab seinem 15. Lebensjahr war John Paul junior in die illegalen Drogengeschäfte seines Vaters verwickelt. Am 10. Januar 1979 wurden er und ein Freund an einem Bayou in Louisiana verhaftet, als sie Kisten auf einen Pick-up verluden. Zoll- und Drogenfahnder, die auf das Duo aufmerksam wurden, hatten auf der Ladefläche des Wagens Spuren von Marihuana gefunden. Folgende Ermittlungen führten die Fahnder auf die neue 42-Fuß-Segelyacht von John Paul senior, die in der Nähe im Fluss lag. An Bord befanden sich neben 10.000 US-Dollar weitere Rauschgiftspuren. In der Nähe stand in einer Lichtung ein von den Pauls gemieteter Lkw, in dem die Ermittler 710 kg Haschisch fanden. Alle drei Beteiligten wurden angeklagt, zu jeweils drei Jahren Haft auf Bewährung und zur Bezahlung von 32.000 US-Dollar Strafe verurteilt[2].

Obwohl die Strafe auf Bewährung ausgesetzt war, schmuggelten die Pauls weiter Drogen (vor allem Marihuana) aus Kolumbien in die Vereinigten Staaten. In den 1980er-Jahren war der Drogenring auf mehr als ein Dutzend Personen angewachsen. Dazu zählte neben John Paul junior und seinem Vater auch sein Großvater. 1985 kam es zum Prozess. Sein Vater war nach einem Schussattentat auf den Informanten Stephen Carson verhaftet worden. Carson war Mitglied des Drogenrings und hatte sich den Behörden als Zeuge zur Verfügung gestellt. Bei dem Attentat wurde Carson schwer verletzt und Paul senior auf der Flucht gefasst. Er wurde angeklagt, auf Kaution freigelassen und floh in die Schweiz.[3] In der Schweiz wurde er wegen eines gefälschten Passes festgenommen und nach einer Haftstrafe von sechs Monaten an die USA ausgeliefert. Im folgenden Prozess wurden alle Mitglieder des Drogenringes, soweit die Behörden ihrer habhaft werden konnten, angeklagt. John Paul junior wurde 1986 zu fünf Jahren Haft verurteilt, nachdem er sich im Sinne der Anklage schuldig bekannt hatte.[4] 28 Monate der Strafe verbüßte er im Gefängnis der Maxwell-Gunter Air Force Base in Montgomery im US-Bundesstaat Alabama.[5]

Karriere als Rennfahrer

Nach der negativen Erfahrung in der Barber-Rennschule nahm John Paul senior die Ausbildung seines Sohnes selbst in die Hand. Er kaufte ihm einen Formel-Ford-Rennwagen und meldete seinen Sohn bei einigen lokalen Rennveranstaltungen, wo er Erfahrungen sammeln konnte. Danach folgten Einsätze in der Formel Atlantic.

1980 wurde er Fahrer im Team seines Vaters. Gleich der erste Renneinsatz endete mit einem Gesamtsieg. Gemeinsam mit seinem Vater gewann er auf einem Porsche 935 das 1,5-Stunden-Rennen von Lime Rock 1980, einem Wertungslauf der IMSA-GT-Serie[6]. Bis zum Ende seiner Fahrerkarriere 2002 bestritt er 175 Sportwagenrennen, von denen er 20 gewann. Dazu kamen 21 zweite und 13 dritte Plätze sowie ein Klassensieg.

Bereits sein zweiter Sportwageneinsatz brachte ihn nach Europa zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Partner der beiden Pauls war der Brite Guy Edwards. Das Trio fuhr einen Porsche 935 JLP-2 und erreichte den neunten Rang im Endklassement. Mit dem Beginn der IMSA-GTP-Serie 1981 gingen die Pauls mit ihrem Rennstall in diesem Championat an Start und rasch entwickelte sich John Paul junior zu einem der erfolgreichsten Fahrer dieser Meisterschaft. 1981 waren Brian Redman und John Fitzpatrick die Gegner von Paul junior, der mit den Siegen bei den letzten Saisonrennen in Pocono und Daytona den zweiten Gesamtrang erreichte.[7] 1982 war er der dominierende Fahrer der Serie. Mit acht Saisonsiegen gewann er überlegen die Gesamtwertung. Zu den Erfolgen zählten auch die Siege beim 24-Stunden-Rennen von Daytona (mit John Paul senior und Rolf Stommelen als Partner im Porsche 935-JLP3) und beim 12-Stunden-Rennen von Sebring (mit seinem Vater erneut im Porsche 935-JLP3).[8] Bis Mitte der Saison 1986 fuhr Paul junior in der GTP-Serie, dann wurde seine Karriere wegen des Prozesses und der daraus resultierenden Gefängnisstrafe unterbrochen.

1989 gab er sein Comeback im Motorsport.[9] Er kehrte in die IMSA-Serie zurück und da das Rennteam seines Vaters inzwischen aufgelöst war, nahm er Engagements bei unterschiedlichen Teams an. Neben diesen Einsätzen bestritt er fünfmal das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis und fuhr in der NASCAR. An seine großen Erfolge vor seiner Verhaftung konnte er nicht mehr anschließen. Seine beste Saison hatte er 1993, als er in der letzten Saison der IMSA-GTP-Serie Gesamtfünfter wurde.[10]

Krankheit

Die Rennkarriere von John Paul junior wurde durch eine schwere Krankheit beendet. Wie bei seiner Großmutter und seiner Mutter, die beide an den Folgen der Neurodegenerativen Erkrankung starben, wurde bei ihm 2002 Chorea Huntington diagnostiziert. Chorea Huntington ist eine bis heute unheilbare erbliche Erkrankung des Gehirns, die „typischerweise durch unwillkürliche, unkoordinierte Bewegungen bei gleichzeitig schlaffem Muskeltonus gekennzeichnet ist“. Im Dezember 2020 starb er an den Folgen der Erkrankung.[11]

In den letzten Jahren lebte John Paul junior in Los Angeles in der Nähe der California State University, Los Angeles, wo am UCLA Designated Center of Excellence by Huntington’s Disease seine Krankheit behandelt wurde. Finanziert wurde die Behandlung über eine von ihm ins Leben gerufene Foundation, die auch andere Menschen unterstützt, die an dieser Krankheit leiden.[12][13]

Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1980Vereinigte StaatenVereinigte Staaten JLP RacingPorsche 935 JLP-2Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Guy EdwardsVereinigte StaatenVereinigte Staaten John Paul seniorRang 9
1984Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Henn’s T-Bird Swap ShopPorsche 956FrankreichFrankreich Jean RondeauRang 2
1995Vereinigte StaatenVereinigte Staaten ZR-1 Corvette Team USAChevrolet Corvette ZR-1Kanada Chris McDougallVereinigte StaatenVereinigte Staaten James MeroAusfallMotorschaden

Sebring-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1981Vereinigte StaatenVereinigte Staaten JLP RacingPorsche 935JLP-3Vereinigte StaatenVereinigte Staaten John Paul seniorAusfallAufhängung
1982Vereinigte StaatenVereinigte Staaten JLP RacingPorsche 935JLP-3Vereinigte StaatenVereinigte Staaten John Paul seniorGesamtsieg
1983Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Henn’s Swap Shop RacingPorsche 935LVereinigte StaatenVereinigte Staaten Michael AndrettiVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Derek BellAusfallMotorschaden
1985Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Pegasus RacingMarch 84GVereinigte StaatenVereinigte Staaten Ken MadrenVereinigte StaatenVereinigte Staaten Wayne PickeringAusfallKupplungsschaden
1986Vereinigte StaatenVereinigte Staaten RC Buick HawkHawk-March 85GVereinigte StaatenVereinigte Staaten Ken MadrenVereinigte StaatenVereinigte Staaten Whitney GanzAusfallMotorschaden
1990Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Busby RacingNissan GTP ZX-TurboVereinigte StaatenVereinigte Staaten Kevin CoganRang 5
1991Vereinigte StaatenVereinigte Staaten John ShapiroPorsche 962 GTiVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich James WeaverAusfallAufhängung
1992Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Leitzinger RacingNissan 240SXVereinigte StaatenVereinigte Staaten David LoringRang 8 und Klassensieg
1993ItalienItalien MomoNissan NPT-90ItalienItalien Giampiero MorettiVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Derek BellRang 2
1994Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Champion PorschePorsche 911 TurboKanada Bill AdamVereinigte StaatenVereinigte Staaten Victor GonzalesAusfallMechanik
1995Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Prototype Technology GroupBMW M3OsterreichÖsterreich Dieter QuesterRang 20
1996Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Dyson RacingRiley & Scott Mk IIIVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich James WeaverVereinigte StaatenVereinigte Staaten Rob DysonRang 24
1997Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Dyson RacingRiley & Scott Mk IIIVereinigte StaatenVereinigte Staaten Elliott Forbes-RobinsonVereinigte StaatenVereinigte Staaten John SchneiderRang 5
1999Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Corvette RacingChevrolet Corvette C5-RKanada Ron FellowsVereinigte StaatenVereinigte Staaten Chris KneifelRang 22
2000Deutschland Konrad MotorsportPorsche 911 GT2Deutschland Franz KonradVereinigte StaatenVereinigte Staaten Charles SlaterRang 12

Literatur

  • Christian Moity, Jean-Marc Teissèdre, Alain Bienvenu: 24 heures du Mans 1923–1992. Éditions d’Art, Besançon 1992, ISBN 2-909413-06-3.

Weblinks

Commons: John Paul junior – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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Lola T600.jpg
Autor/Urheber: Dan Wildhirt, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lola T600 racing car, driven by John Paul, Jr. at Laguna Seca Raceway, Monterey, Calif., USA.
Porsche 956 chassis103 - 2nd at Le Mans 1984 - Henn's T-Bird Swap Shop (USA) driven by Jean Rondeau and John Paul jr.jpg
Autor/Urheber: David Merrett from Daventry, England, uploaded by Micap, Lizenz: CC BY 2.0
Porsche 956 chassis#103, classified 2nd at 24H of Le Mans 1984, from U.S. team "Henn's T-Bird Swap Shop" driven by Jean Rondeau and John Paul,jr. displayed at Coventry Transport Museum