John Hagenbeck

(c) Bundesarchiv, Bild 102-12796 / CC-BY-SA 3.0
Hagenbeck (stehend, rechts) mit Ludwig Heck (links), Indern und einem asiatischen Elefanten im Berliner Zoo

John Heinrich August Hagenbeck (* 15. Oktober 1866 in Hamburg; † 16. Dezember 1940 in Colombo) war ein deutscher Tierhändler, Plantagenbesitzer, Filmproduzent und Schriftsteller.

Leben und Wirken

John Hagenbeck war der älteste Sohn aus zweiter Ehe von Carl Claes Gottfried Hagenbeck. Sein Vater, der als Fischgroßhändler arbeitete, war ein Halbbruder von Carl Hagenbeck, der eine Tierhandlung betrieb und einen Tierpark besaß. Ab 1881 arbeitete er in Carl Hagenbecks Unternehmen, für das er Tiere transportierte, Völkerschauen und Zirkusaufführungen begleitete. Eine erste Reise führte ihn 1886 nach Ceylon. Hier warb er Darsteller für Hagenbecks Völkerschau an.

1891 endete die Tätigkeit für Carl Hagenbeck. John Hagenbeck ging nach Colombo in Sri Lanka, wo er selbstständig als Schiffsausrüster und Pflanzer arbeitete. In den nächsten Jahren kaufte er Plantagen für Kautschuk, Kakao und Tee. Zudem richtete er eine Tierhandlung ein. Britische Behörden verwiesen Hagenbeck zu Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 des Landes. Er wählte zunächst Batavia als Aufenthaltsort, musste jedoch aufgrund einer drohenden Auslieferung von niederländische Seite an die Briten fliehen. Er tarnte sich als belgischer Kolonialsoldat und verließ den Kontinent auf einem niederländischen Schiff gen Europa.

Hagenbeck ging zurück nach Hamburg, um Lorenz und Heinrich Hagenbeck bei der Führung des Tierparks zu unterstützen. Im März 1920 gründete er in Berlin die John Hagenbeck Film GmbH, die zwischen 1919 und 1923 14 Spielfilme und neun kurze Trickfilme erstellte.[1] Die Filme behandelten Exotik, Abenteuer und wilde Tiere. Der erste Film mit dem Titel Dante wurde 1919 im Zoologischen Garten nahe dem Dammtor gedreht. Bei der John Hagenbeck Film AG (1921–1928) war er Aktionär und Vorstand.[2] Darüber hinaus schrieb Hagenbeck zahlreiche Bücher, die in mehrfachen, teils überarbeiteten Auflagen erschienen. Die Werke behandelten Erfahrungen, die er während seiner Reisen nach Ostasien gemacht hatte.

1927 ging John Hagenbeck zurück nach Colombo. Er wurde erneut ein erfolgreicher Kaufmann und handelte mit Tieren. Einen 1929 in Dehiwala-Mount Lavinia gegründeten Zoo veräußerte er 1935 an den Staat. Die britischen Behörden inhaftierten Hagenbeck zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939. Sie beschlagnahmten sämtlichen Besitz. John Hagenbeck starb Ende 1940 in Colombo.

Werk

Filmografie (Auswahl)

Literatur (Auswahl)

  • John Hagenbecks abenteuerliche Flucht aus Ceylon: meine Ausweisung aus Ceylon und Flucht nach Europa. Verlag Deutsche Buchwerkstätten, 1917
  • Mit Indiens Fahrendem Volk. August Scherl Verlag, Berlin, 1932
  • Die Schnur der sieben Knoten. Iris Verlag, Iserlohn, 1948
  • Menschen und Teufel in Ketten. Adolf Sponholtz Verlag, Hannover, 1951
  • Auf der verbotenen Straße nach Lhasa. Adolf Sponholtz Verlag, Hannover, 1951
  • Der Tyrann des Dschungels. Sponholtz Verlag, Hannover, 1952
  • Im Reiche des weißen Elefanten. Walter Schwerdtfeger Verlag, Frankfurt/M., 1954
  • Gefahr im Dschungel. Neuer Jugendschriften-Verlag, Hannover 1957
  • Heilige Schlangen – Das Schicksal indischer Schlangenbeschwörer. Walter Schwerdtfeger-Verlag, Frankfurt am Main, 1957
  • Auf gefährlichen Pfaden. Kolibri-Verlag, Wuppertal 1959
  • Das Geheimnis des weissen Degi. Kolibri-Verlag, Wuppertal 1959
  • Im Banne des Himalaja. Kolibri-Verlag, Wuppertal 1959
  • Tiger greift an. Kolibri-Verlag, Wuppertal 1959
  • Anuk, der Tiger. Neuer Jugendschriften-Verlag, Hannover 1960
  • Allein unter Raubtieren. Kolibri-Verlag, Wuppertal 1961
  • Unheimliche Mächte. Kolibri-Verlag, Wuppertal 1961
  • Aug' in Aug' mit 1000 Tieren. Buchclub Ex Libris, Zürich 1962
  • Der neue Robinson. Verlag Klein, Lengerich 1962
  • Auf den Spuren der grauen Riesen. Neuer Jugendschriften-Verlag, Hannover 1962
  • Das Geheimnis der Insel Kaa. Hirundo-Verlag, München 1967
  • Raubtierfang auf Sumatra. Engelbert-Verlag, Balve 1977

zusammen mit Victor Ottmann:

  • Fünfundzwanzig Jahre Ceylon: Erlebnisse und Abenteuer im Tropenparadies. Verlag Deutsche Buchwerkstätten, 1922 (Forgotten Books, 2017)
  • Südasiatische Fahrten und Abenteuer: Erlebnisse in Britisch- und Holländisch-Indien, im Himalaya und in Siam. Verlag Deutsche Buchwerkstätten, 1924 (Severus Verlag, 2015) Digitalisat
  • Kreuz und quer durch die indische Welt: Erlebnisse und Abenteuer in Vorder- und Hinterindien, Sumatra, Java und auf den Andamanen. Verlag Deutsche Buchwerkstätten, 1926
  • Unter der Sonne Indiens: Erlebnisse und Abenteuer in Ceylon, Vorder- und Hinterindien, Sumatra, Java und auf den Andamanen. Verlag Deutsche Buchwerkstätten, 1926

Einzelnachweise

  1. Berliner Handelsregister HRB Nr. 18010
  2. Berliner Handelsregister HRB Nr. 23616

Weblinks

Literatur

  • Klaus Gille: Hagenbeck, Heinrich. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 2. Christians, Hamburg 2003, ISBN 3-7672-1366-4, S. 169–170.

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Geheimrat Heck, der Vater des Berliner Zoos, tritt 72jährig von seinem Posten als Direktor zurück!
Geheimrat Heck mit kleinen Negerkindern im Garten des Berliner Zoos. Seit 1888 leitet der verdienstvolle Tierfreund Geheimrat Heck den Berliner Zoologischen Garten. Als Nachfolger wird sein Sohn die Leitung übernehmen.