John Clauser

John Clauser (2016)

John Francis Clauser (* 1. Dezember 1942 in Pasadena, Kalifornien)[1] ist ein US-amerikanischer Experimentalphysiker, der sich mit Grundlagen der Quantenmechanik beschäftigt. Im Jahr 2022 wurde ihm der Nobelpreis für Physik gemeinsam mit Alain Aspect und Anton Zeilinger zuerkannt.

Leben und Wirken

Clauser ist der Sohn eines Professors für Flugzeugbau (Francis Hettinger Clauser, 1913–2013) am Caltech und studierte am Caltech (Bachelor 1964) und an der Columbia University, wo er 1966 seinen Master-Abschluss machte und 1969 bei Patrick Thaddeus über die Messung des Kosmischen Mikrowellenhintergrunds promovierte. Danach war er bis 1975 am Lawrence Berkeley National Laboratory und 1975 bis 1986 am Lawrence Livermore National Laboratory. Anschließend war er als Forschungsphysiker an der University of California, Berkeley.

In einem grundlegenden Experiment[2] testete er mit Stuart Freedman die Bellsche Ungleichung, die sie zuvor zur CHSH-Ungleichung (Clauser, Michael Horne, Abner Shimony und Richard Holt 1969) verallgemeinert hatten.[3] In diesem wiesen sie die Verletzung der Bellschen Ungleichung (eine quantitative und experimentell überprüfbare Formulierung des EPR-Paradoxons) nach und damit die Widerlegung, dass das Hinzufügen verborgener Variablen zur Quantenmechanik, wie im Einstein-Podolski-Rosen-Paradoxon angenommen, dazu führt, die Nichtlokalität der Quantenmechanik zu überwinden. Gleichzeitig war dies der Beginn von Experimenten mit verschränkten Zuständen in der Quantenmechanik und machte ihn auch zu einem Pionier der Quanteninformationswissenschaft.[4][5] Das war die erste Beobachtung von Quantenverschränkung und das erste Experiment, das die Verletzung der Bell-Ungleichung zeigte (und damit die Quantenmechanik bestätigte). Das Experiment wurde später von vielen Gruppen in verbesserter Form wiederholt, die jeweils Clausers Ergebnisse und die Quantenmechanik bestätigten.

Seit Ende der 1980er Jahre befasste Clauser sich hauptsächlich mit Atominterferometern. Unter anderem schlug er 1992 ein neuartiges Interferometer vor (Talbot-Lau Interferometer), das optische Gitter verwendet und sich besonders für Experimente mit Quellen geringer Kohärenz eignet.[6][7] Zuvor war er auch an Forschungen zum Einschluss von Plasmen mit magnetischen Spiegeln (Magnetische Flasche) beteiligt.

2010 erhielt er mit Alain Aspect und Anton Zeilinger den Wolf-Preis in Physik und 2022 ebenfalls gemeinsam mit diesen beiden Forschern den Nobelpreis für Physik.

Klimawandelleugnung

Nach dem Gewinn des Nobelpreises trat Clauser, der in seiner Karriere keine einzige peer-reviewte Studie zum Thema Klimawandel publiziert hat, wiederholt öffentlich als Klimawandelleugner auf. Unter anderem hielt er als Hauptredner neben Marc Morano einen Vortrag bei einer Veranstaltung der Deposit of Faith Coalition. Diese setzt sich gemäß Website dafür ein, dass „diejenigen, die die gott- und familienfeindliche Klima-Agenda vorantreiben, genannt und entlarvt werden müssen“.[8] Seit Mai 2023 gehört Clauser dem Vorstand der CO2 Coalition an, einer Organisation, die die Existenz des anthropogenen Klimawandels bestreitet.[9] Er ist auch Unterzeichner der Klimadeklaration von Clintel, die behauptet, dass es keinen Klimanotstand gebe.[10]

Weblinks

Commons: John Clauser – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Geburts- und Karrieredaten American Men and Women of Science, Thomson Gale 2004
  2. Stuart J. Freedman, Clauser: Experimental test of local hidden variable theories. In: Physical Review Letters. Band 28, 1972, S. 938. Nach den Erinnerungen von Clauser wurden diese Art Experimente damals sehr kritisch aufgenommen und nur die Unterstützung durch Charles H. Townes ermöglichte die Durchführung in Berkeley.
  3. John F. Clauser, Michael Horne, Abner Shimony, Richard Holt: Proposed experiment to test local hidden variable theories. In: Physical Review Letters. Band 23, 1969, S. 880. Clauser, Horne: Experimental consequences of objective local theories. In: Physical Review D. Band 10, 1974, S. 526
  4. Esther Megbel: So lief die Verleihung des Physik-Nobelpreises. In: spektrum.de. 4. Oktober 2022, abgerufen am 4. Oktober 2022.
  5. Nobelpreis für Physik 2022, von der Webseite der Nobelstiftung
  6. J. F. Clauser, M. W. Reinsch: New theoretical and experimental results in Fresnel optics with applications to matter-wave and x-ray interferometry. In: Appl. Phys. B. Band 54, 1992, S. 380–395, doi:10.1007/BF00325384 (englisch).
  7. Talbot-Lau interferometry: Coherent imaging with incoherent sources. In: univie.ac.at. Abgerufen am 31. Juli 2023 (englisch).
  8. He won a Nobel Prize. Then he started denying climate change.. In: The Washington Post, 16. November 2023. Abgerufen am 16. November 2023.
  9. Cho Seunghan: 노벨물리학상 수상자 "정치인들, 잘못된 과학정보 만들어내". (Nobelpreisträger für Physik: "Politiker verbreiten falsche wissenschaftliche Informationen"). In: The Korea Economic Daily/Yonhap News Agency. 26. Juni 2023, abgerufen am 28. Juli 2023 (koreanisch).
  10. The World Heats Up To Record Levels While Climate Change Deniers Turn Up their Misinformation Campaigns. In: Medium.com, 3. September 2023. Abgerufen am 16. November 2023.

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Autor/Urheber: Peter Lyons, Lizenz: CC BY-SA 4.0
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