John Bates Clark

John Bates Clark (* 26. Januar 1847 in Providence; † 21. März 1938 in New York City, New York) war ein US-amerikanischer Ökonom der Neoklassik. Er gilt als einer der führenden Autoren der anglo-amerikanischen Grenznutzenschule sowie als Entwickler der Grenzproduktivitätstheorie.

Leben

Clark wuchs in Providence auf und schloss sein Studium am Amherst College in Massachusetts im Alter von 25 Jahren ab. Zwischen 1872 und 1875 studierte er an der Universität Zürich und der Universität Heidelberg, wo er von Karl Knies, einem führenden Vertreter der Historischen Schule, unterrichtet wurde.

Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten lehrte Clark Ökonomie, Geschichte und andere Fächer am Carleton College, Smith College and Amherst College; später unterrichtete er Graduierte an der Johns Hopkins University.

Von 1894 bis 1895 stand Clark der American Economic Association als dritter Präsident vor.[1] Im Anschluss erhielt er einen Lehrstuhl an der Columbia University, die zum Mittelpunkt seines Wirkens wurde.

1916 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Wirken

Nach seiner Rückkehr veröffentlichte J. B. Clark ab 1877 Aufsätze, die noch die kritische Distanz seiner deutschen Lehrer gegenüber der wirtschaftlichen Konkurrenz als Allheilmittel widerspiegeln – besonders die Konkurrenz der Arbeiter untereinander. So schreibt Clark (1878): Es ist ein gefährlicher Fehler, den Wettbewerb zu sehr zu loben, und alle Angriffe auf ihn als revolutionär zu betrachten. … Wir essen keine Menschen … aber wir tun das doch über solch indirekte und verfeinerte Verfahren, dass es uns im Allgemeinen nicht auffällt, dass wir Kannibalen sind.[2] In dieser Zeit ist Clark ein christlicher Sozialist, dessen Feinde die Kommunisten sind, die durch Unterdrückung und Reform zu bekämpfen sind: Unter den Anhängern des Kommunismus gibt es sehr viele die einfach mörderisch sind, und sie verdienen nur das Schicksal eines Mörders. … Es ist möglich, dass ein unbestimmt großer Anteil der erklärten Kommunisten dieses Landes einen wertlosen und kriminellen Charakter haben.[3] Gerechte Löhne gibt es nach Clark nur, wenn den entstehenden Trusts auf der Arbeitnehmerseite entsprechende Gewerkschaften gegenüberstehen und die Vereinbarungen mit Hilfe von Schlichtern ausgehandelt werden.

In The Philosophy of Wealth (1886) fasste Clark diese Aufsätze zusammen. Wichtigster Teil ist darin seine Ausarbeitung des Konzeptes des Grenznutzens, das aber vorher schon von William Stanley Jevons (1871), Carl Menger (1871) und Léon Walras (1878) entwickelt wurde.

1886 drehte sich die theoretische Position Clarks: Bald nach der Philosophy of Wealth begann Clark jedoch das Wettbewerbssystem zu verteidigen. Was diesen Wechsel verursachte, ist unbekannt[4] (Everett 1946) und Homan (1928) schreibt[5]: Clark selbst, wie man sich erinnert, hat in der Philosophy of Wealth einen Abgesang auf den Wettbewerb geschrieben. Jetzt, da er die Richtung gewechselt hat, baut er ein theoretisches Gerüst auf der Grundlage des Wettbewerbs. Anlass des Wechsels war wohl der Haymarket Riot 1886 in Chicago, bei der Streikende erschossen und Streikführer gehängt wurden. In der Folge wurden in den USA Schulen und Universitäten von „sozialistischen“ Reformern gesäubert und die bisher mächtige Gewerkschaft Knights of Labor schrumpfte.

Wettbewerb ist die Grundlage für Clarks künftige Arbeiten: Die geeignete Wissenschaft … war ökonomischer Darwinismus. … Obwohl der Prozess grausam war, die Aussicht, die er ermöglichte, war im Ganzen nicht schlecht. Das Überleben von grober Stärke war, auf lange Sicht, wünschenswert.[6] Dies war die Grundlage der These, die ihn berühmt machte: Bei vollständigem Wettbewerb und homogenen Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital wird gemäß dem produktiven Beitrag der letzten Einheiten dieser Produktionsfaktoren das Gesamtprodukt auf diese Faktoren verteilt als Löhne und Profit. Diese These, heute Grundlage der neoklassischen Mikroökonomie, wurde von Clark (1891)[7] formuliert und 1899 als Buch The Distribution of Wealth[8] ausgearbeitet. Sie wurde später nochmals unabhängig von John Atkinson Hobson (1891) und Philip Henry Wicksteed (1894) formuliert. Die politische Botschaft der These war: Was eine soziale Klasse erhält ist – unter natürlichem Gesetz – das, was sie zur allgemeinen Produktion der Industrie beiträgt.[9]

Clarks These beruht auf dem produktiven Beitrag einer materiellen Einheit Arbeit – eine Stunde unqualifizierte Arbeit – und einer materiellen Einheit Kapital. Er vertrat, dass die heterogenen Kapitalgüter einer Produktion gleichzeitig homogenes Kapital[10] sind (jelly genannt, weil z. B. eine Straße in eine Maschine umgeknetet werden kann) und die Produktivität der letzten Einheit dieses homogenen Kapitals den Profit bestimmt. Marx[11] unterschied ähnlich zwischen der heterogenen Gebrauchsform von Waren und der homogenen gesellschaftlichen Form (jelly). Clark wird dies aus seiner deutschen Zeit gekannt haben; die Ähnlichkeit wurde ihm vorgeworfen[12].

Clarks Kapital sind keine produzierten Produktionsmittel mit unterschiedlicher Produktionslänge, sondern ein abstraktes, immer schon bestehendes und niemals vergehendes großes Werkzeug in der Hand der arbeitenden Menschheit,[13] ähnlich der Produktivität eines Feldes oder eines Wasserfalls, die für Clark auch Kapital darstellen.

Die Schwächen des von Clark begründeten neoklassischen Kapitalbegriffs führten 1954–1965 zur Debatte über die Kapitaltheorie zwischen Cambridge, England, und Cambridge, USA.

Die American Economic Association – deren Präsident er in den Jahren 1894 und 1895 war – vergibt in seinem Andenken die John Bates Clark Medal, die eine der bedeutendsten Auszeichnungen im Bereich der Wirtschaftswissenschaften ist. Als erster erhielt sie 1947 Paul A. Samuelson.

John Bates Clark ist der Vater des Ökonomen John Maurice Clark, der als Autor der Gegengiftthese bekannt wurde.

Einzelnachweise

  1. Past and Present Officers. aeaweb.org (American Economic Association), abgerufen am 24. März 2018 (englisch).
  2. Clark, J. B., 1878, How to Deal with Communism, New Englander, XXXVII, pp. 533-542.
  3. Clark 1878, p. 534.
  4. Everett, J. R., 1946, Religion in Economics, N.Y.: King´s Crown Press, p. 73.
  5. Homan, P. T., 1928, John B. Clark, pp. 15-103 in: derselbe, Contemporary Economic Thought, N.Y. Harpers, p. 91.
  6. Clark, J. B., 1888, The Limits of Competition, pp. 2- 17 in: Clark, J. B./Giddings, F. H., The modern distributive process, Boston: Ginn & Co, p. 2.
  7. Clark, J. B., 1891, Distribution as determinded by a law of rent, pp. 289-318 in: Quarterly Journal of Economics, April.
  8. Clark, J. B., 1908, The Distribution of Wealth, N.Y.: Macmillan; Erstausgabe 1899.
  9. Clark, J. B., 1891, p. 312.
  10. Clark 1908, pp. 59-60.
  11. Anhang Die Wertform der ersten Ausgabe von Das Kapital Band 1, 1867; in späteren Ausgaben in Kap. 1 eingearbeitet
  12. Fetter, Frank A., 1900, Recent Discussions of the Capital Concept, Quarterly Journal of Economics 1900.
  13. Clark, 1908, pp. 59-60.

Hauptwerke

  • The Philosophy of Wealth. Boston: Ginn 1886
  • The Distribution of Wealth: A Theory of Wages, Interest and Profits. New York: Macmillan 1899
  • Essentials of Economic Theory (1907)
  • Social Justice without Socialism (1914)

Weblinks