Johanniskirche (Lahnstein)

Die Johanniskirche in Lahnstein
Die Johanniskirche vom Rhein gesehen
Innenraum mit den beiden Barockfiguren und dem Taufbecken
Innenraum mit Blick auf den Altarraum
Blick ins Kirchenschiff nach Westen mit Orgelneubau

Die Johanniskirche ist eine katholische Kirche in Lahnstein (Rheinland-Pfalz). Die spätromanische Basilika, deren heutiger Bau im 12. Jahrhundert errichtet wurde, befindet sich mit dem angeschlossenen ehemaligen Johanniskloster der Kongregation vom Heiligsten Herzen Jesu und Maria unweit der Lahnmündung in den Rhein und des privaten Johannes-Gymnasiums Lahnstein im Stadtteil Niederlahnstein. Die Kirche, die zum Bistum Limburg gehört, trägt das Patrozinium des heiligen Johannes.

Geschichte

Die Johanniskirche ging aus Resten eines Burgus hervor, den die Römer im Jahr 369 an der Lahnmündung erbauten. Er diente als Grenzbefestigung und war eine Art Wachtposten für das Kastell Confluentes (heute Koblenz). Nach Abzug der römischen Truppen bauten fränkische Adlige die Anlage zu einer Wohnburg um. Mitte des 9. Jahrhunderts kam eine kleine Eigenkirche dazu, deren Fundamente im Mittelschiff der heutigen Kirche gefunden wurden. Der Westturm, an den eine größere Saalkirche angebaut wurde, ist aus der Zeit vor dem Jahr 1000.

Die ältesten Teile des heutigen Kirchengebäudes wurden zwischen 1130 und 1136 erbaut, es war die früheste Emporenkirche am Rhein. Auf der Nordseite wurde um 1180 ein Flankierungsturm angebaut, der 1844 einstürzte. Das wehrhafte Kirchengebäude bot der Bevölkerung in verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen Schutz. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Kirche Schäden und wurde danach im Stil des Barock umgestaltet. Bei der Eroberung von Kurtrier 1794 durch französische Revolutionstruppen wurde die Kirche so stark beschädigt, dass das Gebäude fast 60 Jahre zur Ruine verwahrloste.

Nachdem der nördliche Chorflankenturm 1844 eingestürzt war, drängte der preußische König Friedrich Wilhelm IV., der von seiner Sommerresidenz Schloss Stolzenfels aus auf diese Ruine direkt an der Lahnmündung schaute, auf eine Wiederherstellung der Kirche. Die Kirchengemeinde konnte jedoch die hohen Kosten dafür nicht aufbringen. 1855 erklärte sich der Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung in Wiesbaden bereit, den Wiederaufbau zu finanzieren. Er erfolgte von 1856 bis 1866 nach den Plänen von Baurat Eduard Zais und Oberbaurat Richard Götz.[1][2] Ein spätgotischer Apostelschrein aus der Johanniskirche, der im Mittelalter für die Reliquien der Bischöfe Martin und Dionysius hergestellt wurde, befindet sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Dominikanerkirche St. Andreas in Köln. Hier diente er zunächst der Aufbewahrung der Gebeine von Albertus Magnus. Heute enthält er die Armreliquie des Apostels Andreas und steht auf dem Hochaltar der Kölner Kirche.[3]

1906 und 1907 wurde die Johanniskirche durch Max Cronenberg erneut umgebaut, als Benediktinerinnen aus Bonn-Endenich dort ihr Kloster errichteten[4], das 1920 von den Patres der Kongregation vom Heiligsten Herzen Jesu und Maria übernommen wurde. Da die Patres das Kloster wegen Nachwuchsmangels nicht mehr nutzen konnten, wurde das Gebäude 2010 verkauft und zu Wohnungen und Praxisräumen umgebaut. Das Klostergebäude schließt sich an die Nordseite der Kirche an. Bei seiner Errichtung wurden Reste einer spätgotischen Sakristei beseitigt und ein (heute wieder vermauerter) Durchbruch zum Chor der Kirche ausgeführt, der die Hauskapelle der Benediktinerinnen mit der Kirche verband.

Vollständig restauriert wurde die Kirche von 1940 bis 1942, von 1960 bis 1962 und von 1996 bis 2005. Die letzte Restaurierung war wegen Schäden durch die Rheinhochwasser 1993 und 1995 notwendig geworden. Dabei erhielt die Kirche schrittweise wieder einen Außenputz mit weiß-roter Farbfassung.

Bau und Ausstattung

Innenraum

Der Altarraum der vierjochigen Pfeilerbasilika wurde von dem Bildhauer Hubert Elsässer gestaltet. Die alte hölzerne Kirchenausstattung ist im Krieg von 1794 weitestgehend verbrannt worden. Neben dem Altar steht eine Madonna mit Kind, deren Haupt von einem Perlenturban geschmückt ist.

Aus der Erbauungszeit ist nur ein spätromanisches Taufbecken in der Halle des Westturms erhalten. Zur Ausstattung gehören ferner ein barockes Vesperbild und das Missionskreuz aus dem Jahr 1723 im Seitenschiff sowie die beiden Barockfiguren des hl. Johannes des Täufers und des hl. Johannes Nepomuk. Neben dem Zugang zur Krypta befindet sich ein Epitaph aus dem Jahr 1408, weitere Epitaphe hängen in der Krypta selbst.

Orgel

Die Orgel wurde von dem Orgelbauer Claudius Winterhalter aus Oberharmersbach erbaut und am 13. Oktober 2013 eingeweiht.[5] Zuvor stand in der Johanniskirche eine Orgel aus dem Jahr 1924 von dem Orgelbauer Peter Klein aus Obersteinebach, welche 1969 in der Kirche aufgestellt worden war und 20 Register auf zwei Manualen und Pedal vereinte. Die neue Orgel hat 21 Register (darunter 1 Vorabzug und 4 Transmissionen ins Pedal) auf zwei Manualwerken und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.[6]

I Hauptwerk C–a3
1.Principal8'
2.Traversflöte8'
3.Octave4'
4.Rohrflöte4'
5.Superoctave (= Vorabz. von Nr. 6)02'
6.Mixtur2'
7.Trompete8'
II Nebenwerk C–a3
8.Bourdon8'
9.Salicional8'
10.Fugara4'
11.Holzflöte4'
12.Quinte223'
13.Flageolet2'
14.Terz135'
15.Dulcian8'
Tremulant
Pedal C–f1
16.Subbass16'
17.Octavbass (= Transm. von Nr. 1)08'
18.Flötbass (= Transm. von Nr. 2)08'
19.Bassoctave (= Transm. von Nr. 3)04'
20.Fagott16'
21.Trompete (= Transm. von Nr. 7)08'
  • Koppeln: II/I (auch als Suboktavkoppel), I/P, II/P

Glocken

Im Turm befindet sich die „Apolloniaglocke“, die älteste und einzig original erhaltene Glocke des Kirchengebäudes, gegossen um 1320.

Denkmalschutz

Die Johanniskirche ist ein geschütztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz (DSchG) und in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz eingetragen. Sie liegt in der Johannesstraße.[7]

Seit 2002 ist die Johanniskirche Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal. Des Weiteren ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention und mit dem blau-weißen Schutzzeichen gekennzeichnet.

Literatur

  • Alexander Thon, Udo Liessem: Die Johanniskirche in Lahnstein. (Große Kunstführer, Band 275 = Schriftenreihe des Lahnsteiner Altertumsvereins 1880 e. V., Band 1). Schnell & Steiner, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7954-2697-2.

Weblinks

Commons: Johanniskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Caspary, Wolfgang Götz, Ekkart Klinge (Bearb.): Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag, München 1972.
  2. Markus Backes: Ganztagesfahrt, verbunden mit der Jahreshauptversammlung nach Lahnstein am 25. April 1971. In: Nassauische Annalen, Band 83 (1972), S. 323.
  3. Lucie Hagendorf-Nußbaum: Dominikanerkirche St. Andreas, Köln. Nr. 2831. Schnell & Steiner, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7954-6982-5, S. 42.
  4. Heinz Odenthal: Zum 125. Geburtstag des Bonner Architekten Max Cronenberg. In: Bonner Geschichtsblätter, Jahrbuch des Bonner Heimat- und Geschichtsvereins. Band 35, 1984, S. 179–186, hier S. 183–184.
  5. Über die Orgel. Förderkreis Johanniskirche Lahnstein e. V., abgerufen am 24. Oktober 2021.
  6. Vgl. die Informationen zur Orgel auf der Website der Orgelbaufirma.
  7. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Rhein-Lahn-Kreis. Mainz 2021, S. 51 (PDF; 6,2 MB).

Koordinaten: 50° 18′ 36,4″ N, 7° 35′ 43″ O

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