Johannes Schué

Johannes Schué mit einem Buch als Gelehrtenattribut und dem ihm 1863 verliehenen Roten Adlerorden

Johannes Schué, gesprochen Schuh (* 9. Dezember 1792 in Neumagen; † 22. Januar 1867 in Urexweiler), war ein katholischer Theologe, Philologe und Schulleiter. Er gehörte im Vormärz neben dem Advokaten Nikolaus Hallauer und dem Pfarrer Karl Juch zu den führenden Köpfen des St. Wendeler Aufruhrs von 1831/32 im sachsen-coburgischen Fürstentum Lichtenberg.

Leben und Wirken

Johannes Schué war ein Sohn von Adolph Schue, einem Weingärtner aus Neumagen, und von dessen Ehefrau Anna Maria geb. Jüngling.[1] Er studierte Theologie und Philologie in Trier, wo er 1811/12 kommissarischer und 1813 provisorisch angestellter Repetitor an der École ecclésiatique wurde; in Paris erwarb er schließlich die Licence ès lettres.[2] Offenbar unter dem Eindruck der Befreiungskriege verließ er die genannte Trierer Domschule jedoch und leistete von 1815 bis 1817 freiwilligen Militärdienst, zuletzt im Range eines Feldwebels beim 8. Rheinischen Landwehr-Regiment.[1] Am 19. Februar 1817 heiratete er in Trier die aus Luxemburg stammende Catharina Stockert.[1] Wenige Monate später bewarb er sich erfolgreich auf die vakante Stelle des Volksschullehrers in St. Wendel.[2] Hier führte er nebenbei eine private höhere Schule und wurde 1824 dann erster Rektor einer von Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha gegründeten höheren Schule (Lyzeum). Diesem Vorläufer des heutigen Gymnasium Wendalinum stand er bis zu deren Umwandlung in ein dreiklassiges Progymnasium im Jahre 1854 vor. An der nunmehr aufgewerteten Lehranstalt unter einem neuen Rektor arbeitete der bisherige „Stadtschul-Rektor“[3] Schué noch bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1863 als zweiter ordentlicher Lehrer.[4] Daneben machte er sich als Erforscher der Vor- und Frühgeschichte im St. Wendeler Raum einen Namen.[5]

Zahlreiche Schüler Schués zeigten eine große Verbundenheit mit ihrem alten Lehrer. So wurde am 3. September 1856 ein „Ehren- und Dankfest“ von Ehemaligen ausgerichtet, in dessen Rahmen ihm ein eigens angefertigter silberner Ehrenpokal „in ächt germanischem Style“ überreicht wurde.[6] Einer von Schués Zöglingen war der als Redner beim Hambacher Fest aufgetretene und deswegen später außer Landes geflohene Advokat Nikolaus Hallauer, der bei Schués 50-jährigem Dienstjubiläum am 5. Mai 1863 als einer der ältesten ehemaligen Schüler vor 140–150 Teilnehmern in Gegenwart des konservativen preußischen Landrats Rumschöttel tiefgefühlte Worte des Dankes […] zu seinem ersten Lehrer auf dem Gebiete der Wissenschaften sprach.[7]

Gemeinsam mit seinem Sohn, Pastor Victor Schué (* 1832), in dessen Pfarrhaus in Urexweiler er seinen Lebensabend verbrachte,[8] nahm der Gymnasiallehrer a. D. an der 1865 in Trier abgehaltenen Generalversammlung der Katholischen Vereine teil, deren Wurzeln auch in der Begeisterung für die Deutsche Revolution 1848/1849 und der Positionierung gegen die antikatholischen Maßnahmen der preußischen Regierung im Rheinland zu finden sind.[9]

Werke

Ehrungen

1863: Roter Adlerorden (Preußischer Verdienstorden) 4. Klasse[10]

Literatur

  • St. Wendel im Vormärz. 190 Jahre St. Wendeler Freiheitsfeste. Hrsg. vom Stadtarchiv St. Wendel. St. Wendel 2022, S. 43 f. und passim.
  • Walter Burnikel: Johannes Schue: Porträt eines aufrechten Erziehers und Bürgers. In: Gerhard Heckmann, Michael Landau, Peter Luy (Hrsg.): Das ganze Deutschland sollt es sein - politische Kultur in St. Wendel und der Saarregion 1830–1850 (Veröffentlichungen des Adolf-Bender-Zentrums e.V., Verein zur Förderung demokratischer Traditionen, Bd. 3). St. Wendel 1992, ISBN 3-929311-00-3, S. 207–243 (mit weiterer Literatur).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Trier, Heiratsregister 1817, Nr. 33 vom 19. Februar 1817 (online bei Ancestry).
  2. a b Theobald Edelbluth: Geschichte des Gymnasiums zu St. Wendel. In: Geschichte der Schulen der Stadt St. Wendel. Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens des Gymnasiums. Hrsg. von Theobald Edelbluth. Müller, St. Wendel 1924, S. 9–132, S. 17 Anm. *.
  3. Königlich Preußischer Staats-Anzeiger. Nr. 216 vom 15. September 1855, S. 1618 (online bei digiPress).
  4. Personal-Veränderungen an den höheren Unterrichts-Anstalten, soweit dieselben von den Provinzialbebörden ausgehen, vom 1. Januar bis 31. October 1863. In: Centralblatt für die gesamte Unterrichts-Verwaltung in Preußen. Jg. 1864. Hertz, Berlin 1864, S. 14–20, S. 19 (online bei Google Books).
  5. Alfons Kolling: Frühe archäologische Denkmalspflege im Kreis St. Wendel. In: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 12 (1967/68) (PDF online), S. 18–23, S. 21.
  6. Bericht über das Fest der vormaligen Schüler des Hrn. Rectors Schué, gehalten am hier [sic!] 3. Sept. 1856. In: Wochen-Blatt für die Kreise St. Wendel und Ottweiler. Nr. 108 vom 9. September 1856, S. (4) (online bei Zeitungsportal NRW).
  7. Julius Bettingen: Geschichte der Stadt und des Amtes St. Wendel. Eigenverlag, St. Wendel 1865; unveränd. Nachdr. Neustadt an der Aisch 1997 ISBN 3-89557-078-8, S. 507 Anm. **.
  8. Walter Burnikel: Johannes Schue: Porträt eines aufrechten Erziehers und Bürgers. In: Gerhard Heckmann, Michael Landau, Peter Luy (Hrsg.): Das ganze Deutschland sollt es sein - politische Kultur in St. Wendel und der Saarregion 1830–1850 (Veröffentlichungen des Adolf-Bender-Zentrums e.V., Verein zur Förderung demokratischer Traditionen, Bd. 3). St. Wendel 1992, ISBN 3-929311-00-3, S. 207–243, S. 217 mit Anm. 34 (S. 241).
  9. Verhandlungen der siebenzehnten General-Versammlung der katholischen Vereine Deutschlands in Trier am 10., 11.,12., 13. und 14. September 1865. Amtlicher Bericht. Lintz, Trier 1865, S. 382 (online bei Google Books).
  10. Neue Jahrbücher für Philologie und Paedagogik 88 (1863), S. 386 (online bei Google Books).

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