Johannes Reich-Rohrwig

Johannes Reich-Rohrwig (* 4. November 1954 in Linz) ist ein österreichischer Rechtsanwalt mit den Schwerpunkten Unternehmens- und Gesellschaftsrecht und Universitätsprofessor an der Universität Wien. Er hat zahlreiche Funktionen in Aufsichts- und Stiftungsräten inne.

Leben

Reich-Rohrwig studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien und promovierte 1977 zum Dr. iur. Er wurde 1983 als Rechtsanwalt zugelassen[1]. 2004 erfolgte seine Habilitation an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien zum Universitäts-Dozent, 2008 die Verleihung des Titels „Universitätsprofessor“. 2014, zu seinem 60. Geburtstag, war die Überreichung der Festschrift, herausgegeben von Bernhard Hainz und Heinz Krejci[2].

Johannes Reich-Rohrwig ist einer der beiden Namensgeber der in Österreich und CEE vertretenen Rechtsanwaltskanzlei CMS Reich-Rohrwig Hainz. Reich-Rohrwig ist auf Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht spezialisiert, berät in Erb- und Nachfolgefragen. Zusätzlich zu seiner Anwaltstätigkeit ist er selbst regelmäßig als Schiedsrichter oder Vorsitzender von Schiedsgerichten im Einsatz[3].

Als Mitglied einer vorbereitenden Kommission im Justizministerium hat Johannes Reich-Rohrwig auch mehrere Novellen des Gesellschaftsrechts mitgestaltet und auf die Rechtsentwicklung des GmbH-Rechts Einfluss genommen: So sind die Ausweitung der Abberufungsklage gegen Fremd-Geschäftsführer einer GmbH (§ 16 Abs. 2), die Regelung des Rücktritts (§ 16a), die Auskunftspflicht der Geschäftsführer (§ 24a), die Ausweitung der Abberufung von Aufsichtsratsmitgliedern aus wichtigem Grund (§ 30b Abs. 5) und die vereinfachte Kapitalherabsetzung (§§ 54ff GmbH-Gesetz) auf seine Anregungen zurückzuführen. Des Weiteren hat er an der Reform des Umgründungsrechts (Verschmelzung, Spaltung, Umwandlung) durch das EU-GesRÄG 1996 im Arbeitsausschuss des BMJ mitgewirkt[4] und dazu auch ein Buch veröffentlicht. Im Jahr 2015 ist Reich-Rohrwig bei der gesetzlichen Einführung der Business Judgement Rule in § 84 AktG und § 25 GmbHG beratend zur Seite gestanden.

1987 wirkte er an der Gründung der österreichischen rechtswissenschaftlichen Zeitschrift "Wirtschaftsrechtliche Blätter" mit[5], 1990 war er einer der Gründer der Zeitschrift für Wirtschaftsrecht "ecolex" mit und ist dort seither Leiter des Fachbereichs Gesellschaftsrecht[6].

2008 und 2015 hat Reich-Rohrwig im Wiener Kommentar zum GmbH-Gesetz die Haftung (Verantwortlichkeit) des GmbH-Geschäftsführers umfangreich kommentiert. Im Jahr 2018 verfasste Reich-Rohrwig die Kommentierung der §§70 bis 85 Aktiengesetz über die Rechtsstellung, Aufgaben und Haftung des Vorstandes von Aktiengesellschaften in dem von Artmann/Karollus herausgegebenen Kommentar zum österreichischen AktG.

Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit am Institut für Unternehmens- und Wirtschaftsrecht[7] der Universität Wien hält er Vorlesungen zu folgenden Themen: Schwerpunkte des Kapitalgesellschaftsrechts, M&A Vertragsgestaltung, praktische Vertragsgestaltung im Unternehmens- und Gesellschaftsrecht, Recht und Wirtschaft in China.

Als Fach(buch)autor hat Johannes Reich-Rohrwig mehr als 200 Publikationen verfasst. Sowohl sein erstes Buch „Das österreichische GmbH Recht“ aus dem Jahr 1983 als auch seine Habilitationsschrift über „Grundsatzfragen der Kapitalerhaltung bei AG, GmbH sowie GmbH & Co. KG“ aus dem Jahr 2004 gelten als richtungsweisend. In zahlreichen Fällen berief sich der österreichische Oberste Gerichtshof auf die von Reich-Rohrwig vertretenen Rechtsauffassungen.[8][9][10][11][12][13][14][15][16][17][18][19][20][21][22][23][24][25][26][27][28][29]

Publikationen (Auswahl)

  • Das Österreichische GmbH-Recht, 1. Auflage, MANZ 1983; 2. Auflage, Band 1, MANZ 1997
  • Erbrecht: Richtig vererben, richtig schenken, Fehler vermeiden, 2. Auflage, Linde 2020
  • EU-Gesellschaftsrechtsänderungsgesetz, MANZ 1996
  • Unternehmens- und Anteilsübertragung aus zivil- und gesellschaftsrechtlicher Sicht in Unternehmensnachfolge, hrsg. von Bank Austria, 1999, 10 ff
  • Sanierung durch vereinfachte Kapitalherabsetzung und -erhöhung, GesRZ 2001, 69 ff
  • Grundsatzfragen der Kapitalerhaltung bei AG, GmbH sowie GmbH & Co KG, MANZ, 2004
  • Societas Europea – SE, MANZ 2006
  • Kapitalerhöhung bei der börsennotierten AG in Österreich, Festschrift für Günther H. Roth (2011) 635 ff
  • Handbuch Generalversammlung der GmbH, gemeinsam herausgegeben mit Dr. Ginthör und Dr. Gratzl, 2. Auflage, MANZ 2021 (im Druck)
  • Auslegung und Reichweite von Bilanzgarantien, in Althuber/Schopper (Hrsg.), Handbuch Unternehmenskauf, 2. Auflage (2015), 391ff
  • Vertragspraxis beim Zinshaus-Kauf, immolex 2020, 374ff

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rechtsanwaltskammer Wien. Abgerufen am 2. August 2016.
  2. Festschrift Johannes Reich-Rohrwig - MANZ Verlag. Abgerufen am 9. August 2016.
  3. Schiedsrichter des Ständigen Schiedsgericht der Wirtschaftskammer Wien. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 8. August 2016; abgerufen am 2. August 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wko.at
  4. Regierungsvorlage EU-Gesellschaftsrechtsänderungsgesetz 1996. S. 53, abgerufen am 2. August 2016.
  5. Der Springer-Verlag: Katalog Seiner Zeitschriften 1843–1992. Abgerufen am 2. August 2016.
  6. ecolex: Fachzeitschrift für Wirtschaftsrecht. Abgerufen am 2. August 2016.
  7. Institut für Unternehmens- und Wirtschaftsrecht Universität Wien. Abgerufen am 2. August 2016.
  8. OGH Entscheidung 7Ob539/90. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 4. August 2016.
  9. OGH Entscheidung 6Ob235/07p. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 2. August 2016.
  10. OGH Entscheidung 2Ob225/07p. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 4. August 2016.
  11. OGH Entscheidung 6Ob171/15p. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 4. August 2016.
  12. OGH Entscheidung 6Ob160/15w. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 4. August 2016.
  13. OGH Entscheidung 6Ob91/08p. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 1. August 2019.
  14. OGH Entscheidung 5Ob93/09a. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 1. August 2019.
  15. OGH Entscheidung 7Ob77/10i. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 1. August 2019.
  16. OGH Entscheidung 6Ob204/11k. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 1. August 2019.
  17. OGH Entscheidung 6Ob202/10i. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 1. August 2019.
  18. OGH Entscheidung 6Ob110/12p. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 1. August 2019.
  19. OGH Entscheidung 6Ob100/12t. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 1. August 2019.
  20. OGH Entscheidung 6Ob194/17y. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 1. August 2019.
  21. OGH Entscheidung 6Ob104/17p. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 1. August 2019.
  22. OGH Entscheidung 6Ob43/19w. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 1. August 2019.
  23. OGH Entscheidung 6Ob183/18g. Abschnitt Rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 1. August 2019.
  24. OGH Entscheidung 6 Ob 29/19m. Abschnitt rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 14. April 2021.
  25. OGH Entscheidung 6 Ob 72/16f. Abschnitt rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 14. April 2021.
  26. OGH Entscheidung 6 Ob 80/16g. Abschnitt rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 14. April 2021.
  27. OGH Entscheidung 6 Ob 160/15w. Abschnitt rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 14. April 2021.
  28. OGH Entscheidung 6 Ob 198/15h. Abschnitt rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 14. April 2021.
  29. OGH Entscheidung 8 ObA 12/19a. Abschnitt rechtliche Beurteilung. Abgerufen am 14. April 2021.