Johannes Gessner

Johannes Gessner, Porträt von Johann Rudolf Dälliker (1694–1769), um 1749

Johannes Gessner (auch Gesner oder Geßner, * 18. März[1] 1709 in Zürich; † 6. Mai 1790 ebenda) war ein Schweizer Naturforscher. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Gessner“.

Leben und Wirken

Gessner ist ein Sohn von Christoph Gessner (1674–1742), Pfarrer an der Kirche Zum Kreuz, und dessen Frau Esther Maagin, eine Tochter von Melchior Maag (1638–1689). Gessner erhielt seine schulische Ausbildung am Collegium Carolinum. Nach dem Besuch der Lateinschule, wechselte er 1721 auf das „Collegium humanitatis“ und 1723 auf das „Collegium publicum“. Dort wurde er von Johannes von Muralt und Johann Jakob Scheuchzer unterrichtet. 1726 begann Gessner in Basel Medizin zu studieren. Im Herbst setzte er sein Studium an der Universität Leiden fort, wo Herman Boerhaave und Bernhard Siegfried Albinus zu seinen Lehrern gehörten. Dort begegnete er Albrecht von Haller, mit dem er lebenslang verbunden war. Gemeinsam hielten sich beide zu weiteren Studien in Paris auf. Dort wurden sie unter anderem von Antoine de Jussieu und Jacob Winslow unterrichtet. Ab 1728 studierte Gessner in Basel bei Johann Bernoulli Mathematik. 1730 erwarb er dort den akademischen Grad eines Doktors der Medizin. Gessner kehrte nach Zürich zurück und eröffnete eine Arztpraxis. 1733 wurde er als Professor für Mathematik ans Collegium Carolinum berufen. Nach dem Tod von Johannes Scheuchzer im Jahr 1738 folgte er diesem im Amt.

1746 gründete Gessner in Zürich die Physicalische Societät. Er war auswärtiges Mitglied zahlreicher Akademien, darunter der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen,[2] der Preußischen Akademie der Wissenschaften, der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala, der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg (seit 1764 Ehrenmitglied). Am 4. September 1746 wurde Johannes Gessner mit dem akademischen Beinamen Acarnan II. als Mitglied (Matrikel-Nr. 547) in die Leopoldina aufgenommen.[3] Um 1760 holte er Johann Rudolph Schellenberg von Winterthur zu sich nach Zürich, damit dieser naturhistorische Werke mit Tierzeichnungen illustrieren konnte.

Schriften (Auswahl)

  • De exhalationum natura, causis et effectibus. Basel 1729 (Digitalisat).
  • Phytographiae sacrae. Zürich 1759–1773.
    • Phytographiae sacrae generalis. Zürich 1759 (Digitalisat).
    • Pars practica. Zürich 1760–1767 (Digitalisat).
      • Pars practica prior. Zürich 1760.
      • Pars practica altera. Zürich 1762.
      • Pars practica tertia. Zürich 1763.
      • Pars practica quarta. Zürich 1764.
      • Pars practica quinta. Zürich 1765.
      • Pars practica sexta. Zürich 1766.
      • Pars practica septima. Zürich 1767.
    • Phytographiae sacrae specialis. Zürich 1768–1773 (Digitalisat).
      • Pars prima. Zürich 1768.
      • Pars altera. Zürich 1769.
      • Pars tertia. Zürich 1773.
  • Tabulae phytographicae, analysin generum plantarum exhibentes. 2 Bände, Johann Heinrich Füssli, Zürich 1795–1804 (Digitalisat) – herausgegeben von Christoph Salomon Schinz (1764–1847).

Literatur

  • Urs Boschung: Gessner, Johannes. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Urs Boschung: Albrecht Hallers Aufenthalt in Paris im Lichte eines unbekannten Tagebuchs Johannes Gessners. In: Medizinhistorisches Journal. Band 11, Nr. 3/4, 1976, S. 220–245 (JSTOR:25803491).
  • Urs Boschung (Hrsg.): Johannes Geßners Pariser Tagebuch 1727. (= Studia Halleriana Band 2) Hans Huber, Bern/Stuttgart/Toronto 1985, ISBN 3-456-81396-1.
  • Urs Boschung: Johannes Gessner (1709–1790). Der Gründer der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Seine Autobiographie – Aus seinem Briefwechsel mit Albrecht von Haller. Ein Beitrag zur Geschichte der Naturwissenschaften in Zürich im 18. Jahrhundert. Neujahrsblatt herausgegeben von der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich auf das Jahr 1996, 198. Stück, 1996 (PDF).
  • Eduard Fueter juniorGessner, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 345 f. (Digitalisat).
  • Hans Caspar Hirzel: Denkrede auf Johannes Gessner, weiland Lehrern der Naturlehre und Mathematik, Chorherrn des Karolinischen Stiffts zum grossen Münster in Zürich, Mitglied der meisten europäischen Akademien der Wissenschaften, Stifftern und Vorstehern der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Orell, Gessner, Füssli und Compagnie, Zürich 1790 (Digitalisat).
  • Meike Knittel: „Dominus creavit ex Terra Medicamenta“. Heilpflanzenwissen in Johannes Gessners Phytographia sacra. In: Simona Boscani Leoni, Martin Stuber (Hrsg.): Wer das Gras wachsen hört. Wissensgeschichte(n) der pflanzlichen Ressourcen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert.(= Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes Band 14) StudienVerlag, Innsbruck 2017, ISBN 978-3-7065-5895-2, S. 96–114.
  • Meike Knittel, Reto Nyffeler: Der Hortus siccus Societatis physicae Tigurinae. In: Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Band 166, Nr. 2, 2021, 12–15 (PDF).
  • Georg von Wyß: Geßner, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 103–106.

Weblinks

Commons: Johannes Gessner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anmerkung: In einigen älteren Quellen wird der 28. März als sein Geburtstag angegeben; es ist auf jeden Fall sein Tauftag.
  2. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 91.
  3. Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, S. 219 Digitalisat

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Porträt des Arztes und Naturforschers Johannes Gessner