Johanna von Koczian

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Singles[1]
Keinen Pfennig
 DE1725.11.1974(13 Wo.)
Das bißchen Haushalt … sagt mein Mann
 DE1607.11.1977(31 Wo.)

Johanna von Koczian (* 30. Oktober 1933 in Berlin als Johanna von Kóczián-Miskolczy) ist eine deutsche Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin und Synchronsprecherin.

Leben

Johanna von Koczian ist die Tochter von Gustav Wilhelm Viktor Freiherr von Kóczián-Miskolczy und dessen Ehefrau Lydia Alexandra Freifrau von Kóczián-Miskolczy geb. Grosspietsch (* 1912 in Berlin, † 1953 in Salzburg). Ihre Mutter absolvierte unmittelbar vor und nach ihrer Geburt unter dem Namen Lydia Alexandra Anfang der 1930er Jahre eine drei Filme umfassende Kinokarriere.

Schauspielerei

Von Koczian begann ihre Karriere als Schauspielerin in den 1950er Jahren. Sie spielte im Theater aufgrund ihres Gesangstalents vor allem in Musicals. Ihre Theaterausbildung erhielt sie von 1950 bis 1952 am Mozarteum Salzburg; bereits ab 1951 war sie bei den Salzburger Festspielen engagiert. 1952 und 1953 spielte sie am Landestheater Tübingen, 1953 wurde sie an den Städtischen Bühnen Wuppertal engagiert. Ab 1955 spielte von Koczian am Schillertheater und am Schlosspark Theater in West-Berlin.

Ihre erste Filmrolle hatte sie im Jahr 1957 in dem Remake von Viktor und Viktoria, wo sie gleich die Hauptrolle der Viktoria übernahm. Im folgenden Jahr besetzte sie die weibliche Hauptrolle in der satirischen Komödie Wir Wunderkinder, wo sie an der Seite Hansjörg Felmys und des Kabarettistenpaars Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller zu sehen war. In den nachfolgenden Jahren war sie fester Teil des deutschen Nachkriegskinos, sie erhielt diverse Hauptrollen und einige Nebenrollen. Im Verlauf der 1960er-Jahre wurden ihre Kinoauftritte seltener und sie wandte sie sich der Fernseharbeit zu, unter anderem war sie dabei in einigen Fernsehadaptionen von Literaturklassikern zu sehen. In der erfolgreichen Fernsehserie Stewardessen (1969) hatte Von Koczian eine Hauptrolle.

Daneben war sie in den 1950ern und 1960ern auch als Synchronsprecherin tätig und lieh u. a. Elizabeth Taylor (in Plötzlich im letzten Sommer) und Bibi Andersson (in Wilde Erdbeeren und Das siebente Siegel) ihre Stimme. 1966 synchronisierte sie ferner Maria Marlow in dem Reinl-Zweiteiler Die Nibelungen.

In den späteren Jahren konzentrierte sich ihre Arbeit vor allem auf das Theater, und so trat sie oft in Boulevardtheater-Stücken auf, die auch für Tourneen produziert wurden. Sie feierte zum Beispiel 1990 im Theater am Kurfürstendamm einen großen Erfolg mit dem Stück Endlich Allein an der Seite von Wolfgang Spier und Michael von Au. 1993 spielte sie neben Felix Dvorak und unter dessen Regie bei den Festspielen Berndorf die Frau Peschka in Das Kamel geht durch das Nadelöhr und 1995 erneut unter der Regie von Dvorak bei den Komödienspielen Mödling die Fürstin Eugenie in Molnars Olympia.

Im Fernsehen wirkte sie im späteren Teil ihrer Karriere vor allem in Serien wie Das Traumschiff, Die Landärztin, Praxis Bülowbogen oder Berliner Weiße mit Schuß. In den bekannten Weihnachtsfilmen Single Bells (1997) und O Palmenbaum (2000) spielte sie die elegante und hochmütige Mutter von Martina Gedecks Hauptfigur. Auf der Bühne der Berliner Komödie am Kurfürstendamm trat Johanna von Koczian ab dem 7. November 2010 in Peter Quilters Stück Glorious auf, in dem sie die Sängerin Florence Foster Jenkins darstellte.[2] Zuletzt stand sie 2013 für mehrere Fernsehserien vor der Kamera.

Sängerin

In den 1970er Jahren hatte sie große Erfolge als Sängerin von meist komödiantischen Schlagern wie Der Lord von Barmbek (1973), Keinen Pfennig (1974), Das bißchen Haushalt (1977), Aufsteh’n ist schön (1978), Ganz der Vater (1978) oder Karl, gib mal den Hammer rüber (1979). Dabei trat sie auch in der ZDF-Hitparade auf. Als Moderatorin arbeitete sie danach auch einige Zeit in dem langjährigen ZDF-Musikquiz Erkennen Sie die Melodie?

Autorin

Seit 1977 war sie auch als Schriftstellerin tätig, zunächst als Verfasserin von Kinder- und Jugendliteratur. Auf der Basis ihrer beiden Novellen Abenteuer in der Vollmondnacht und Der geheimnisvolle Graf entstand 1982 die dreizehnteilige Fernsehserie Unterwegs nach Atlantis, und als Fortsetzung schrieb sie den Jugendroman Flucht von der Insel.

Privates

Nach einer kurzen Ehe mit dem Regisseur Dietrich Haugk, die 1961 geschieden wurde, heiratete Johanna von Koczian den Musikproduzenten Wolf Kabitzky, der im Jahr 2004 starb. Sie ist die Mutter der Schauspielerin Alexandra von Koczian (* 1972).[3][4]

Seit 2017 lebt sie in einem Berliner Pflegeheim und ist seitdem aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.[5]

Bücher

  • Abenteuer in der Vollmondnacht. Blanvalet, München 1977; Heyne, München 1981
  • Der geheimnisvolle Graf. Neue Abenteuer mit Mark und Rhonn. Blanvalet, München 1979; Heyne, München 1982
    • Beide in einem Band als: Unterwegs nach Atlantis. Bertelsmann, München 1982, ISBN 3-570-03834-3
  • Die Fee, die keiner haben wollte. Märchen von heute. Blanvalet, München 1980, ISBN 3-7645-3437-0
  • Flucht von der Insel. Neueste Abenteuer mit Mark und Rhonn. Bertelsmann, München 1981, ISBN 3-570-00857-6
  • Poseidons Karneval. Phantastische Kalendergeschichten. Blanvalet, München 1984, ISBN 3-7645-3209-2
  • Sommerschatten. Roman. Lübbe, Bergisch Gladbach 1989; Taschenbuch ebd. 1991, ISBN 3-404-11761-1
  • Das Narrenspiel. Roman. Lübbe, Bergisch Gladbach 1992; Taschenbuch ebd. 1994, ISBN 3-404-12192-9
  • Gestatten, ich heiß’ Lohengrin … Freche Opernparodien. Doblinger, Wien 2000, ISBN 3-900695-47-4

Filmografie

Hörspiele (Auswahl)

Auszeichnungen

Literatur

  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 380 f.
  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 514 f.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 431 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Charts DE
  2. Katrin Pauly: Johanna von Koczian singt schrecklich schön falsch. 8. November 2010, abgerufen am 29. Dezember 2023.
  3. Alexandra von Koczian bei IMDb
  4. "Mein Leben ist sehr reich": Johanna von Koczian wird heute 70 - WELT. 16. November 2011, abgerufen am 29. Dezember 2023.
  5. „Die Schauspielerin lebt jetzt in einem Pflegeheim“ auf t-online.de, vom 15. Mai 2017 (Memento vom 14. Juni 2017 im Internet Archive)