Johanna Christiana Gok

Johanna Christiane Hölderlin, Porträt von 1767

Johanna Christiana Gok, geborene Heyn und verwitwete Hölderlin, die Vornamen auch gelegentlich Johanne oder Christiane (geboren am 8. Juli 1748 in Frauenzimmern; gestorben am 17. Februar 1828 in Nürtingen) war die Mutter und der Vormund Friedrich Hölderlins.

Leben

Johanna Christiana Heyn war die Tochter des Johann Andreas Heyn (1712–1772), des ursprünglich aus Sachsen-Gotha stammenden Pfarrers von Cleebronn, und seiner Frau Johanna Rosina Sutor (1725–1802), welche aus einer einheimischen Pfarrersfamilie entstammte. Ihre Herkunft galt als Teil des schwäbischen Pietisten-Adels, der unter anderem der Stammmutter Regina Bardili entsprang.

Johanna Christiana lebte lange im gemeinsamen Haushalt mit ihrer Mutter, welche auch später maßgeblich an der Erziehung ihrer Enkel teilhatte.

Sie heiratete 1766 den Klosterhofmeister Heinrich Friedrich Hölderlin (1736–1772). Das Paar wohnte in Lauffen und hatte drei gemeinsame Kinder:

  • Friedrich Hölderlin (1770–1843)
  • Tochter (*/† 1771)
  • Maria Eleonora Heinrica (Rike) Hölderlin (15. August 1772–1850), verwitwete Breunling, drei Kinder

Nach dem Tod ihres vermögenden Mannes an einem Schlaganfall zog sie mit ihrem vierjährigen Sohn und dessen Schwester 1774 nach Nürtingen und heiratete dort Johann Christoph Gok (auch: Gock; 1748–1779), einen Weinhändler und Kammerrat sowie später Bürgermeister der Stadt. Mit ihm hatte sie einen Sohn:

Gok kümmerte sich gut um seine Stiefkinder, starb aber am 13. März 1779 an den Folgen seines schweren Einsatzes bei einem Hochwasser, sodass die 31-jährige Johanna Christiana Hölderlin-Gok zum zweiten Mal Witwe wurde. Ihr oblag nun auch die Verwaltungslast des großen Grundbesitzes und der Familienkasse, über die Hölderlin nie verfügen durfte.

Es war ihr ein großes Bedürfnis, den ältesten Sohn als Verwalter seines Erbes in einer Pfarrstelle zu sehen, weshalb Hölderlin die örtliche Lateinschule und dann weiterführende Schulen und Universitäten besuchte, während Karl dies nicht gestattet wurde, da er Sohn des ärmeren Vaters war.

Nach Abschluss seines Studiums zeigte sie Hölderlin in ihren Briefen immer wieder von ihr ausfindig gemachte Anstellungsmöglichkeiten als Lehrer und Pfarrer an, die der junge Dichter jedoch stets ablehnte, da er sich den damit verbundenen Verpflichtungen nicht gewachsen sah. Trotz dieses nie offen ausgetragenen Streites blieb ihr Haus in den Jahren seines Studiums und darüber hinaus stets erster Zufluchtsort für ihn.

Nach Hölderlins Zwangsbehandlung 1806, während seiner weiteren Jahre in der Obhut des Tübinger Tischlers Ernst Zimmer brach der Briefkontakt zu ihrem Sohn nicht ab. Sie zeigte weiterhin Fürsorge für den ältesten Sohn und behielt bis zu ihrem Tod am 17. Februar 1828 auch dessen Vormundschaft.

Literatur

  • Peter Härtling (Hrsg./Vorwort): Johanna Christiana Gock, verwitwete Hölderlin, geborene Heyn, 1980, ISBN 3-922625-00-2
  • Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1963, S. 233
  • Otfried Kies: Hölderlin und seine Familie in Lauffen am Neckar, Lauffen am Neckar 2001
  • Ursula Brauer: Gok, Johanna Christiana In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 26, Bautz, Nordhausen 2006, ISBN 3-88309-354-8, Sp. 494–513.
Brief
  • Brief an Friedrich Hölderlin vom 29. Oktober 1805, in: Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke und Briefe, hrsg. von Michael Knaupp, 3 Bde., Hanser, München, Wien 1992–1993, Band 2, S. 931; darin auch zahlreiche Briefe Hölderlins an seine Mutter, von 1785 bis 1828.

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Johanna Christiane Hölderlin, Gemälde von 1767