Johann Wissel

Johann Wissel (* 14. Juli 1584 in Neustadt am Rübenberge; † 8. Oktober 1656 in Hannover) war ein deutscher Rechtswissenschaftler und braunschweigischer Politiker.

Leben und Wirken

Der Sohn des fürstlich braunschweigisch-lüneburgischen Amtmanns in Neustadt, Moringen, Friedland und Reinhausen, sowie Oberamtmanns des Landes Göttingen Heinrich Wissel,[1] hatte die Schule in Göttingen und Hannover besucht. Ab 1600 studierte er Rechtswissenschaften zunächst an der Universität Helmstedt, und ab 1602 an der Universität Marburg, ehe er 1604 seine juristischen Studien wahrscheinlich erneut an der Universität Helmstedt fortsetzte und 1606 oder 1608 an die Universität Gießen wechselte, wo er sein Studium wohl auch abschloss. 1609 war er in seine Heimat zurückgekehrt, wo er sich als Advokat betätigte. Noch im selben Jahr wurde er Hofgerichtsassessor beim postulierten Bischof von Halberstadt Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel.

Im Februar 1613 promovierte er in Helmstedt zum Doktor der Rechte, wurde 1617 als Nachfolger von Andreas Cludius als ordentlicher Professor der Institutionen an die Universität Helmstedt berufen und ging 1627 als Hofrat an den Hof von Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. Nach dessen Tod 1634 war er Mitglied der Interimsregierung, diente 1636 bis 1641 Georg von Braunschweig-Calenberg als Hofgerichtsassessor, Hof- und Kanzleirat, danach auch Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg und wurde 1649 Rat von Haus aus, Konsistorialrat und Hofgerichtsassessor bei Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg.

Wissels zeitgenössische Bedeutung beruht weniger auf seinen wissenschaftlichen Arbeiten, als auf seiner Tätigkeit als geschätzter und erfahrener Praktiker. In verschiedenen, hervorgehobenen Funktionen diente er mehreren braunschweigischen Fürsten über viele Jahre hinweg.[2]

Familie

Wissel war zwei Mal verheiratet. Seine erste Ehe ging er am 14. November 1613 in Göttingen mit Elisabeth Parcow[3] ein. Aus der Ehe stammen vier Söhne. Von diesen kennt man:

  • Frantz Heinrich Wissel († im Alter von 9 Jahren)
  • Burchard Wissel (* Dezember 1617 in Helmstedt; † 20. September 1667 in Wernigerode)[4]
  • Joachim Johann Wissel († Braunschweig vor Vater)
  • Friedrich Ulrich Wissel (* 27. Juli 1621 in Helmstedt; † 12. März 1657 in Aurich)[5]

Seine zweite Ehe schloss er 1627 in Braunschweig mit Margaretha, die Tochter des Dr. jur., fürstlich bischöflicher Rat und Kanzler des Stifts Verden Jacob Ulrich. Aus der Ehe stammt ein Sohn und zwei Töchter. Von diesen kennt man:

  • Joachim Wissel Dr. jur verh. mit Anna Elisabeth Wecke,[6] Tochter des einstigen Professors an der Universität Helmstedt und fürstlich braunschweigisch-lüneburgischen Hofrat und Hofgerichtsassessor, sowie Dekan des Stifts St. Bonifatius in Hameln Joachim Weccius[7] und dessen Frau Anna Elisabeth, die Tochter des Johann Stucke († 1653) und dessen Frau Anna Maria Tedner. 2. Söhne 1. Tochter[8]
  • Anna Magaretha Wissel (* 14. Juli 1631 in Wolfenbüttel; † 14. April 1671 in Celle) verh. 21. Juni 1653 Joachim Hildebrand (* 10. November 1623 Kloster Walkenried; † 18. Oktober 1691 Celle) Dr. theol. Prof. Uni Helmstedt[9]
  • Emerentia Wissel (* 3. April 1634 in Braunschweig; † 26. April 1679 Hannover, begr. 11. Mai 1679 in der hohen Stiftskirche in Halberstadt) verh. 9. Juni 1657 in Hannover Dr. Johannes Recke, 5 Söhne, 8 Töchter, davon überlebten die Mutter 4. S, 3. T.;[10]

Literatur

  • Wissel, Johann. In: Joachim Rückert, Jürgen Vortmann: Niedersächsische Juristen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-18241-4, S. 437 f.
  • Wolfgang Lent: Wissel, Johann. In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u. a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7, S. 745.
  • Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten für genealogische und kulturhistorische Zwecke. Selbstverlag, Boppard/Rhein, 1972, Band 7, S. 410, R 6736.
  • Wissel, Johann. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 57, Leipzig 1748, Sp. 1335.

Weblink

Einzelnachweise

  1. * um 1543 in Hannover; † 5. Mai 1624 in Göttingen, Vater Bürger Statz Wissel, Mutter Adelheit Henning, Schule Hannover, 1558 Schule Braunschweig, 1563 Uni. Wittenberg, 1566 Subkonrektor Schule Hannover, 1568 Uni. Frankfurt/O., 1570 Amtsschreiber Calenberg, 1574 Amtmann Moringen, 1575 Verwalter Kloster Wehnde, 1577 Amtmann Harste, 1583 Amtmann der Festung Neustadt am Rübenberge, 1588 Amtmann Friedland und Rheinhausen, 1589 Oberamtmann Land Göttingen, verh. 1578 I. Ehe Chatarina († 1579), Tochter des Hannoveraner Bürgers Jürgen Türcke, kinderlos; II. Ehe Anna († 1602), Tochter des Gorries (Georg) Hellmolt (Helmold, Helmolt, Helmhold) 3. Söhne, 1. Tochter; Sohn Ulrich Wissel wurde königlich dänischer Fähnrich und starb nach Entlassung der Truppen beim Auszug aus Kopenhagen, Sohn Heinrich Wissel starb als Student an der Uni. Leipzig, Tochter Dorothea Wissel und der hier angeführte Johann Wissel; III. Ehe Anna Millies († 1614), Tochter von Christoph Millies in Duderstadt, Witwe des Heinrich Hellmolt, kinderlos (Quelle Roth R 7685)
  2. Vgl. Wolfgang Lent: Wissel, Johann. In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u. a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S. 745.
  3. auch: Parcovius; (* 20. April 1592 in Helmstedt; † 5. Februar 1623 ebd.) die Tochter des Frantz Parcovius Mg. Phil und Dr. med., Prof. med Universität Helmstedt, fürstlich braunschweigerisch-lüneburgischer Leibarzt, Mutter Elisabeth, die Tochter von Johannes Molinus fürstlich braunschweigischen Rat und Schultze in der Heinrichstadt Wolfenbüttel Johannes Molinus ein. Schwestern Sophia Parcow, verh. mit Dr. jur fürstlich braunschweigischen Rat und bischöflicher Kanzler im Stift Verden, Hedwig Parcow († vor 1623) verh. mit Dr. jur. und Prof. Johann Thomas Cludius (Quelle: Roth R 8233, Inschriftenkatalog: Stadt Helmstedt)
  4. nach privater Ausbildung Schule in Wolfenbüttel und Braunschweig, 1635 Uni. Helmstedt, 1639 Uni. Marburg, 1642 Advokat und Prokurator Hofgericht in Callenberg, 1655 Ratsherr Hildesheim, 23. Oktober 1655 in Helmstedt Dr. jur., 1667 Hofrat in Wernigerode verh. I. Ehe Hildesheim 18. Februar 1645 Anna Magaretha (1624–1652), Tochter des Juristen und Bürgermeisters in Hildesheim Hermann Tappen, 2. Söhne, 3. Töchter; II Ehe 1654 Dorothea Hedwig, die Tochter des Juristen, Politikers, fürstlich braunschweigisch-lüneburgischen Rats und Vizekanzlers Jacob Lampadius 2. Söhne, 1. Tochter ein Sohn († jung) bekannt: Johann Hermann Wissel, Jakob Heinrich Wissel (Quelle: Roth R 1327)
  5. hatte erst Privatlehrer, 18. Januar 1639 Uni. Helmstedt, 9. September 1643 Uni. Marburg, 10. Juli 1646 Hannover Advokat, 1649 Dr. jur. Uni Helmstedt, 1655 ostfriesischer Rat von Enno Ludwig von Ostfriesland, verh. 25. April 1648 in Hannover mit Johanna Dorothea, die Tochter des Juristen, braunschweigisch-lüneburgischen und späteren königlich schwedischen Kanzlers der Herzogtümer Bremen und Verden Johannes Stuck(e), 3. Söhne, 2. Töchter, die älteste Tochter NN. † acht Tage alt in Hannover), Sohn Johann Heinrich Wissel, Anna Dorothea Wissel (* 16. August 1652 in Hannover; † 23. März 1671 ebd.)(Quelle Roth R 6733), Just Wissel, Friedrich Ulrich Wissel, (Quelle: Roth R 1899)
  6. auch: Weccius; 16. Juli 1637 in Helmstedt; † 20. Mai 1670 in Hannover
  7. auch Wecke;* 1. Juni 1601 in Hannover, † 15. Juli 1651 ebd. Roth R 7996
  8. Roth, R 1970
  9. Roth R 7684
  10. Roth, R 7686