Johann Wilhelm Christern

Johann Wilhelm Christern (* 17. März 1809 oder 1811;[1]26. Januar 1876 in Hamburg) war ein deutscher Schriftsteller und Musiker.

Leben

Johann Wilhelm Christern war Sohn eines Zimmermanns und besuchte zunächst bis zum 12. Lebensjahr die Dorfschule in Schönningstedt. Er wechselte sodann bildungshungrig auf die Domschule in Ratzeburg unter Johann Georg Rußwurm (1781–1848) und Zander, deren Wohlwollen er bis zu seinem Abgang als Primaner im Herbst 1829 sicher war. Aus einfachen Verhältnissen stammend, genoss er in seiner Ratzeburger Zeit das Schulbeneficium und erarbeitete nebenher als Werkschüler seinen Unterhalt. Da seine Eltern ihm das angestrebte Studium der Theologie nicht finanzieren konnten, schickte Rektor Rußwurm den musikalischen Christern nach Hamburg, damit er bei Karl August Krebs zwei Jahre die Komposition studiere. Von 1832 bis 1841 gab er Klavier- und Gesangsunterricht in Hamburg. 1834 begeisterte er sich für Winckelmann und verkaufte seine gesamte Habe, um nach Italien zu wandern, kam jedoch nur bis in die Schweiz. 1837 brachte ihn der Redakteur der Hamburger Neuen Zeitung[2] William Fischer, in dessen Haus er Musikstunden gab, zum Schreiben. Christern verfasste für die Neue Zeitung kulturelle Artikel und Kritiken unter dem Pseudonym Wilhelm von Reinbek, nachdem er sich bereits 1831 unter dem Pseudonym Felix Rose poetisch versucht hatte. So gewann er unter anderem die Professoren Zimmermann und Hipp als Förderer. 1850 lebte er als Musiklehrer in Reinbek. Anfang 1851 gab er als Sänger ein Konzert in Mölln und strebte eine Tätigkeit als Opernsänger an. Danach ist sein weiterer Werdegang bislang nicht erforscht. Zeitweilig wird behauptet, er sei Arzt gewesen; er wird neben allen anderen vielfältigen Interessen wohl zumindest auch naturwissenschaftlich interessiert gewesen sein. Er übersetzte zudem ein Gedicht des Arztes Giroloma Fracastoro über die Syphilis[3] ins Deutsche.

Schriften

Bei J. W. Christern ist nur eine nicht abschließende Auswahl seiner Schriften möglich. Unzählig sind seine Beiträge zu den verschiedensten Zeitschriften. Seine Kompositionen und weitere Schriften finden sich bei Schröder, ebenfalls ohne den Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Franz Liszt, [1841]
  • Geschichte der freien Stadt Hamburg und ihrer Verfassung, 1843
  • Die Geheimnisse von Hamburg, 1845
  • Meine Gefangenschaft, 1846
  • Geschichte der freien Stadt Hamburg und ihrer Verfassung vom Anfang derselben bis auf den heutigen Tag, 1846
  • Politisches Album für Schleswig-Holstein, 1846
  • Hamburg und die Hamburger, 1847
  • Doctor Eisele's und Baron von Beisele's Landtagsreise im April 1847, 1847
  • Entschleierte Geheimnisse der Prostitution in Hamburg, 1847
  • Fr. Schlegels Lucinde, 1848
  • Pudelnärrische Reise nach London im Jahre 1851 zur Industrieausstellung aller Nationen im Glaspalast, 1851
  • Ein Kaufmann, 1856
  • Die Hamburgische Prostitution, 1860
  • Die falsche Pepita oder: Luft- und Seitensprünge einer Tänzerin, 1862
  • Matratzen-Bälle oder: Zaubergeschichten am Goldfischteich, 1862
  • Versuch einer pragmatischen Bildungs- und Entwicklungsgeschichte der Evangelien, Perthes, Hamburg 1868

Literatur

Weblinks

Wikisource: Hans Schröder – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Hans Schröder berichtet, ihm hätten bei Abfassung der Biographie autobiographische Lebensläufe Christerns mit beiden Daten und dem Geburtsort Karolinenhof bei Glinde vorgelegen; im zweiten Falle hätte er am gleichen Tag wie Karl Gutzkow Geburtstag gehabt.
  2. Die Hamburger Neue Zeitung erschien zwischen 1838 und 1846 als Nachfolgerin der Hamburgischen Neuen Zeitung und Adreß-Comptoir Nachrichten, 1826–1837 (siehe Liste der Hamburger Zeitungen in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek)
  3. Wilhelm Christern: Syphilis-Lehrgedicht in drei Gesängen. Im Versmaß des Originals übersetzt. In: Alfons Chenneville: Girolamo Fracastoro’s sämmtliche poetische Werke zu ersten Mal, im Versmaß des Originals, ins Deutsche übertragen von Alfons Chenneville u.a. Mit biographischer Einleitung und dem Bildnisse des Dichters. D. H. Cornelsen, Hamburg 1858.