Johann Stössel

Johann Stössel (* 23. Juni 1524 in Kitzingen; † 18. März 1576 in Senftenberg) war ein evangelischer Theologe und Reformator.

Leben

Mit 15 Jahren war Stössel nach Wittenberg gekommen, wo er nach 10 Jahren Magister wurde. Da er sich von den Philippisten fernhielt, berief ihn Herzog Johann Friedrich der Mittlere als Hofprediger nach Weimar. Hier entwickelte er sich zu einem eifrigen Gnesiolutheraner. Als solcher nahm er an der Einführung der Reformation in der Markgrafschaft Baden-Durlach teil. Schroff wie er war, wollte er dort auch die Kirchenordnung gestalten mit Anathematismen gegen alle Andersdenkenden.

Beim Religionsgespräch in Worms 1557 und bei der Abfassung des Konfutationsbuches zeigte er sich nicht anders. Seine Haltung verteidigte er in einer besonderen Apologie. Als er seinen Herzog nach Heidelberg begleitete, bemühte er sich, Kurfürst Friedrich den Frommen in seinem Sinne zu beeinflussen. Dort disputierte er mit Pierre Boquin über das Abendmahl. In der Folgezeit setzte bei ihm ein Gesinnungswandel ein.

Als er zur Versöhnung mit anderen Richtungen zu mahnen begann, musste der Bruch mit den Gnesiolutheranern kommen. Matthias Flacius und Johann Wigand verklagten ihn bei Hofe, wurden aber selbst amtsenthoben. Stössel wurde zum Professor in Jena ernannt. Als solcher beteiligte er sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Hochschule und war im Sommersemester 1563, sowie in den Wintersemestern 1565 und 1567 Rektor der Alma Mater. Aufgrund der Declaratio kamen Nikolaus Selnecker und andere nach Jena zurück, verließen jedoch bald wieder die Universität. Stössel blieb als einziger Theologe zurück. In dieser Zeit promovierte ihn Paul Eber als ersten Doktor in Jena.

1567 musste Stössel beim Regierungswechsel den Gnesiolutheranern weichen. Kurze Zeit war er Superintendent in Mühlhausen/Thüringen und dann in Pirna, stieg sogar in der Gunst Kurfürst Augusts so sehr, dass er Beichtvater des Landesherrn wurde. Dann kam aber sein rascher Sturz. Stössel trat aus unbekannten Gründen für die Dresdner Kryptocalvinisten ein, wurde beim Kurfürsten denunziert und auf die Festung gebracht, wo er nach kurzer Krankheit starb.

Literatur

  • Georg Müller: Stößel, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 471–473.
  • Johann Jakob Herzog (Begr.); Albert Hauck (Hrsg.): Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. 3. Aufl. Hinrichs, Leipzig 1907 (24 Bde., hier speziell Bd. 19, S. 59).
  • August Beck: Johann Friedrich der Mittlere, Herzog zu Sachsen. Ein Beitrag zur Geschichte des 16. Jahrhunderts. Böhlau, Weimar 1858.
  • Wilhelm Preger: Matthias Flacius Illyricus und seine Zeit. Olms, Hildesheim 1964 (Nachdr. d. Ausg. Erlangen 1861).
  • Gustav Wolf: Zur Geschichte der deutschen Protestanten, 1555-59. Nebst einem Anhange von archivalischen Beilagen. Seehagen, Berlin 1888.