Johann Philipp Seuffert

Johann Philipp Seuffert (* 5. März 1693 in Gössenheim an der Wern; † 18. Juni 1780 in Würzburg) war ein deutscher Orgelbauer und Begründer einer Orgelbaufamilie, die in drei Generationen über 300 Orgeln errichtet hat.[1]

Leben

Johann Philipp Seuffert erlernte sein Handwerk bei dem Würzburger Hoforgelmacher Johann Hoffmann. Seine Wanderjahre von 1711 bis 1721 führten ihn nach Österreich, Ungarn, Böhmen und möglicherweise auch Polen, um dort die Meister seines Fachs aufzusuchen und ihre Arbeiten zu studieren. Nach dem Tod des Würzburger Orgelbauers Franz Karl Hillenbrand heiratete er dessen Witwe Anna Magdalena am 16. März 1722 und kam so zu einer eigenen Werkstatt. Am 12. Juli 1731 wurde ihm der begehrte Titel „Hoforgelmacher von Würzburg“ verliehen. In der Folge erhielt er zahlreiche Aufträge, z. B. für Kloster Banz in Oberfranken, wo sich heute noch eine Orgel von ihm befindet und viele kleinere Aufträge, z. B. für die Friedhofskapelle in Gerolzhofen im Landkreis Schweinfurt.

1745 baute er in der westfälischen Abtei Grafschaft seine größte Orgel mit 36 Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Eines seiner Werke befindet sich in der von Balthasar Neumann erbauten Pfarrkirche von Gaibach im Landkreis Kitzingen. Insgesamt schuf Seuffert etwa 200 Orgelneubauten.[2] Als Geselle arbeitete bei ihm Johann Ferdinand Balthasar Stieffell.

Nachkommen

Johann Philipps älterer Sohn Johann Ignaz Seuffert ging als Orgelbauer zuerst nach Frankreich und ließ sich später in Offenburg nieder. Der jüngste Sohn Franz Ignaz Seuffert (1732–1810) trat in die väterliche Werkstatt ein und übernahm das Amt des Hoforgelbauers ab 1760. Ein gut erhaltenes Exemplar seiner zahlreichen Arbeiten befindet sich in der Pfarrkirche des unterfränkischen Weinortes Obervolkach.

Franz Ignaz Seufferts älterer Sohn Johann Philipp Albert Seuffert (1763–1834) führte das Amt des Hoforgelbauers bis 1834 weiter. Von ihm hat sich eine Orgel in Neuses am Berg im Landkreis Kitzingen erhalten. Nach seinem Tod verwaiste die Würzburger Werkstatt der Familie Seuffert vorübergehend, bis Balthasar Schlimbach sie im Jahr 1836 übernahm.

Franz Ignaz Seufferts jüngerer Sohn Franz Martin Seuffert (1772–1847) ging 1804 als Klavierbauer nach Wien und eröffnete dort eine Klaviermanufaktur, aus der 1855 die Klavierfabrik Friedrich Ehrbar hervorging.

Werke (Auswahl)

Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr erhalten ist oder lediglich noch der Prospekt aus der Werkstatt stammt.

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1723LaudenbachBergkirche LaudenbachI/P13Gehäuse und ein von Seuffert übernommenes Pedalregister erhalten
1731GerlachsheimHl. KreuzI/P16originale Disposition bekannt
1731MarktsteinachSt. BartholomäusI/P11Gehäuse und 8 Register erhalten
1736LöffelsterzSt. Ägidius
I/P12Gehäuse und 8 Register erhalten → Orgel
1738FridrittSt. Laurentius und Mariä HimmelfahrtI/P16Winterchororgel; im 19. Jahrhundert umdisponiert, 1975 ursprüngliche Disposition wiederhergestellt; Gehäuse und 8 Register erhalten
1743Kloster BanzKlosterkircheI/P8Winterchororgel; 1804 nach Oberküps/St. Katharina verkauft, später verändert; 1966 durch Walcker bei einer Restaurierung weitgehend neu gebaut
1743EbrachKlosterkircheII/P32Hauptorgel; 1902 und 1984 eingreifend umgebaut; Gehäuse und etliche Register erhalten
1743GerolzhofenFriedhofskapelleI
1746Grafschaft (Schmallenberg)Kloster Grafschaft, KlosterkircheII/P35nach der Aufhebung des Klosters 1811 nach Frankenberg (Eder) überführt, dort 1957 unter Einbeziehung einiger Register durch eine Walcker-Orgel mit neuem Gehäuse ersetzt, bei einem Erweiterungsumbau durch Orgelbau Böttner die alten Register 1970 entfernt und durch Gerald Woehl eingelagert, der sie 1984 bei seiner Rekonstruktion der Seuffert-Orgel in Kloster Banz einbaute (Foto)
1748GaibachDreifaltigkeitskircheI/P12Gehäuse und 9 Register erhalten
um 1750KirrweilerMarienkapelleI/p6als Interimsorgel für die Pfarrkirche während des dortigen Orgelneubaus, nach dessen Fertigstellung Umsetzung in die Kapelle; erhalten
1751KaltensondheimSt. AndreasI/P10erhalten; Renoviert 1912 von Johannes Stebel und 1950 von Gebrüder Mann
1751IphofenSt. VitusI/P15?1861 durch Augustin Bittner eingreifend umgebaut und zweimanualig erweitert (II/P/16), 1986 Disposition Seufferts wiederhergestellt, aber zweites Manual beibehalten (II/P/23)
1752Markt EinersheimSt. MatthäusIII/P24Gehäuse erhalten
1754OchsenfurtSt. AndreasGehäuse erhalten
1756MünnerstadtAugustinerklosterkirche
II/P26Neubau von Michael Weise (Plattling, 1935 II/P 26) im historischen Prospekt und Umbau/Erneuerung durch Horst Hoffmann (1979)
1756LimbachWallfahrtskirche Maria Limbach
I/P16größte erhaltene Seuffert-Orgel, 1986 verlorene Bauteile und Register nach Vorlagen anderer Seuffert-Orgeln rekonstruiert
1760ObereuerheimSt. LaurentiusI/P11Bestand weitgehend erhalten
1761ErlabrunnSt. Andreas
I/P121975 nach St. Nikolaus (Überlingen) umgesetzt (Marien-Orgel); Gehäuse und Register weitgehend erhalten[3]
1761EuerbachSt. Michael
I/P10Orgel

Literatur

  • Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Lexikon süddeutscher Orgelbauer. Florian Noetzel Verlag, Wilhelmshaven 1994, ISBN 3-7959-0598-2, S. 385–387.
  • Hermann Fischer: Der Orgelbauer Johann Philipp Seuffert und seine Nachkommen in Würzburg, Kirrweiler und Wien. Kommissionsverlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 2015, ISBN 978-3-87717-077-9, S. 31–55.
  • Rudolf Walter: Der Orgelbaustil von Joh. Philipp Seuffert (1693–1780). In: Acta Organologica. Bd. 20, Kassel 1988, S. 113–148.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. zur Familie siehe Hermann Fischer: Seuffert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 278 (Digitalisat).
  2. Melanie Jäger-Waldau: Die 250-jährige Johann-Philipp-Seuffert-Orgel im Überlinger Münster. (PDF; 589 kB). In: Ars Organi. 60/1. 2012, S. 43.
  3. Marienorgel in Überlingen, abgerufen am 4. Juni 2017.

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Seuffert-Orgel (1736) der katholischen Filialkirche St. Ägidius Löffelsterz, Stadt Schonungen, Landkreis Schweinfurt, Unterfranken, Bayern, Deutschland
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Seuffert-Orgel (I/P/10, 1761) der katholischen Pfarrkirche St. Michael Euerbach, Landkreis Schweinfurt, Unterfranken, Bayern, Deutschland
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Überlingen, Münster St. Nikolaus, Marienorgel (Seuffert-Orgel)
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Seuffert-Orgel von 1743 in der ehemaligen Abteikirche in Ebrach
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Die Woehl-Orgel der Klosterkirche Banz
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Die Seuffertorgel in der Gaibacher Pfarrkirche
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Orgel von Michael Weise (Plattling, 1935 II/P 26) im historischen Prospekt von Seuffert (1756) in der Augustinerklosterkirche St. Michael (Münnerstadt)
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Die Bergkirche, Wallfahrtskapelle "Mutter der Schmerzen".