Johann Michael Strickner (Steinmetz)

Steinmetzzeichen Joh. Michael Strickner
Győr, Abt-Haus
Wiener Peterskirche mit Portikus
Portikus der Wiener Peterskirche
Böhmische Hofkanzlei in Wien, Puttenstiege

Johann Michael Strickner (* 1720 in Eggenburg, Niederösterreich; † 6. Mai 1782 in Kaisersteinbruch, Ungarn, heute Burgenland) war ein österreichischer Steinmetzmeister und Bildhauer und Richter in Kaisersteinbruch.

Leben

Fuhrmann Zwirschitz 1772: Steinlieferungen von Meister Strickner in Kaisersteinbruch zu Meister Wasserburger in Wien[1]

Johann Michael Strickner wurde 1720 als jüngstes Kind des Eggenburger Steinmetzmeisters Mathias Strickner und Ehefrau Maria Rosalia geboren. Sein Großvater Paul Strickner war 1658 von Innsbruck zugewandert. Nach des Vaters Tod verheiratete sich seine Mutter mit dem jungen Eggenburger Steinmetzmeister und Bildhauer Johann Caspar Högl. Bei seinem Stiefvater lernte Johann Michael das Steinmetzhandwerk, die Freisprechung erfolgte am 4. März 1739.

Seit den 1690er Jahren hatten einige Eggenburger Steinmetzgesellen, auch Meister, in den Kaiserlichen Steinbruch eingeheiratet. Ihre Namen in zeitlicher Reihenfolge: Reichardt Fux, 1689; Johann Georg Haresleben, 1696; Johann Paul Schilck, 1700; Joseph Winkler, 1719 und zuletzt Johann Michael Strickner. Im Eggenburger Handwerk war für den Meistersohn kein Platz. Und so wurde er Geselle beim Meister Joseph Winkler, amtierender Richter in Kaisersteinbruch, der um die achtzig, und der Obrigkeit treu ergeben war.

Heirat nach Kaisersteinbruch

Nach seinem Ableben am 15. Dezember 1748 erwählte die sehr wohlhabende Witwe Eva Rosina Winklerin Johann Michael zum Ehemann, ein Heiratsvertrag wurde verhandelt. Die Hochzeit fand am 28. Jänner 1750 statt, mit 28 Jahren kam er in eine Familie mit 5 Kindern, von Anastasia 22 Jahre, bis Carl 8 Jahre alt. Im Dezember 1750 gebar sie noch das Söhnchen Joseph Michael, das 1752 verstarb.

Richteramt

Durch die enge Verbindung der Eggenburger Familien Högl/Hügel und Strickner war Elias Hügel für den jungen Meister Johann Michael wie ein Vater. Als er Ende 1751 das Richteramt von ihm übernahm, zeigte sich wieder die Kaisersteinbrucher Besonderheit: Nicht die Alteingesessenen, sondern meist die Zugewanderten führten diese Tätigkeit aus. Sein Nachfolger wurde der aus dem Fürsterzbistum Salzburg zugewanderte Steinmetzmeister Johann Gehmacher, für dessen Kinder (Johann) er Taufpate war und danach der Webermeister Gregor Nagl.

Meister des Kaisersteinbrucher Steinmetzhandwerkes

Strickner amtierte als Richter von 1752 bis 1765, seine Mitmeister in diesen Jahren waren Elias Hügel, Leopold Cassar, Johann Gehmacher, Johann Baptist Regondi, Martin Trumler jun., Franz Leopold Winkler, Joseph Stockmayer und Andreas Kowalt.

Bruderschaft der Hl. Christenlehre

Am 19. März 1760 erfolgte die Gründung der Bruderschaft der Hl. Christenlehre in Kaisersteinbruch auf Befehl „Ihro Excellenz des Bischofs von Raab Franz Graf von Zichy“. Rector war Martin Klempay, Gegenhandler des kaiserl.-königl. Dreißigstamtes (Zollamt) und Vice-Rector Michael Strickner, „herrschaftlicher Richter“. Wie in einem Rollenspiel wurden Personen der Bibel nach ihrer „Wichtigkeit“ auf die Ortsbevölkerung verteilt. Diese mussten Prüfungen ablegen.

Es erfolgte eine Beschwerde an die Comitats-Verwaltung in Wieselburg, der Willkür des Verwalters in Königshof, als Vertreter des Stiftes Heiligenkreuz als Obrigkeit, ausgeliefert zu sein. Ihre Vorfahren, als Fremdlinge, der einheimischen Rechte unkundig, von ihm 1653 nach seinem Belieben gehandelt und unbilligermaßen taxiert zu werden und das bis dato. Die Meister forderten amtliche, weltliche Unterstützung für klare Regelungen.

Die Urbarial-Convention zwischen Abt Alberich vom Stift Heiligenkreuz und den Untertanen zu Steinbruch, besiegelt von Franz Zichy, Comitats-Notar fand am 18. April 1765 statt (Festlegung sämtlicher Abgaben, von Robot-Leistungen). Am 6. Mai 1782 starb Johann Michael Strickner, seine Witwe Eva Rosina verkaufte den Besitz.

Werke

Archivalien

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv: Steinmetzakten.
  • Burg Forchtenstein, Fürstlich Esterházysches Familienarchiv: Rentamtsrechnungen der Herrschaft Eisenstadt.
  • Stift Heiligenkreuz Archiv: Kirchenbücher, Register
  • Kaisersteinbruch Archiv: Activ-Buch der römisch-katholischen Pfarrschule, Gedenkbuch des Lehrers Johann Wimmer.

Literatur

  • Helmuth Furch: 400 Jahre Kaisersteinbruch, Festschrift, Urbarium, 1990, S. 30. ISBN 978-3-9504555-1-9.
  • Helmuth Furch: In: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch. ISBN 978-3-9504555-3-3.
Meister Johann Michael Strickner, Richter in Kaisersteinbruch 1752–1766
Bauten der Fürsten Esterházy und der Kaiserstein. Nr. 56, 1999, S. 20–30.

Einzelnachweise

  1. Mitteilungen des Museums- u. Kulturvereines Kaisersteinbruch, 1990–2000. 59 Bände. (permalink.obvsg.at), Nr. 23, Dezember 1992. Aktuelles aus vergangener Zeit, St. Margarethen - Kaisl. Steinbruch - Wien, S. 9–16. ISBN 978-3-9504555-3-3.

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Beleg einer Steinlieferung von 1772 von Kaisersteinbruch nach Wien
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Hauptfassade bzw. Südwestansicht der Peterskirche im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Der erste Kuppelbau des barocken Wien wurde ab 1701/02 errichtet. Die Planung und der Baubeginn (Fundamente) erfolgte unter Gabriele Montani. Nachdem dieser als Festungsarchitekt nach Madrid zog, setzte ab 1703 sehr wahrscheinlich Johann Lucas von Hildebrandt den Bau nach veränderten Plänen fort.
Györ, Abthaus.JPG
Györ, Abthaus