Johann Matthäus von Lehmann
Johann Matthäus Freiherr von Lehmann[1] (* 14. Juli 1778; † 2. März 1853) war Beamter, Präsident des Oberkonsistorium der Evangelischen Landeskirche Hessen und des Staatsrates des Großherzogtums Hessen.
Familie
Johann Matthäus von Lehmann war der Sohn von Franz Ludwig Gottfried Freiherr von Lehmann (1738–1808) und dessen Frau Anna Sibylla, geborene von Groll (1748–1796). Der Vater großherzoglich-hessischer Wirklicher Geheimer Rat und Oberkonsistorialpräsident in Darmstadt, die Familie evangelisch.
Johann Matthäus von Lehmann heiratete 1809 Caroline Wilhelmine, geborene Freiin von Malapart-Neuville (1790–1829). Aus der Ehe gingen hervor:
- Robert Franz (1818–1878), Oberförster und Mitglied der Zweiten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen[2]
- Gutav Adolf (1815–1882), Zweiter Präsident des Oberkonsistoriums von 1872 bis 1875.[3]
Karriere
Johann Matthäus von Lehmann studierte Rechtswissenschaft an der Landesuniversität des Großherzogtums Hessen in Gießen und wurde 1799 Regierungsassessor. 1801 bis 1802 war er Legationsrat am Reichstag in Regensburg. In den folgenden Jahren nahm er Stellen in der Verwaltung der Provinz Starkenburg und als Richter am Hofgericht Darmstadt ein.[4] 1819 wurde er zum geheimen Referendär (Referenten) und 1820 zum Geheimen Staatsrat ernannt.[5] An den Arbeiten zur Verfassung des Großherzogtums Hessen 1820 war er beteiligt.[6] Als in der darauf folgenden Verwaltungsreform 1821 das Gesamtministerium in drei selbständige Ministerien aufgeteilt wurde, ging er ins Ministerium des Innern und der Justiz.[7]
Für die Ständeversammlungen 1820[8] bis 1829[9] (1. bis 4. Landtag) war er Landtagskommissar für die Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen, bei den Ständeversammlungen 1832[10], 1834[11], 1838[12], 1841[13], 1844[14] und 1847[15] (5. bis 6. und 8. bis 11. Landtag) war er Landtagskommissar für die Erste Kammer. Beim 17. Landtag 1862[16] und für den 18. Landtag 1865[17], den 19. Landtag 1866[18] und den 20. Landtag 1868[19] wurde er erneut Landtagskommissar für die Zweite Kammer.
1832 wurde er – unter Beibehalten seiner bisherigen Aufgaben – zusätzlich Oberkonsistorialpräsident[20], also Verwaltungschef der Landeskirche. 1844 bis 1848 war er Präsident des Staatsrates. Konservativ orientiert, wollte er den durch die Revolution von 1848 im Großherzogtum Hessen verursachten Politik- und Regierungswechsel von Ministerpräsident Karl du Thil auf Heinrich von Gagern nicht nachvollziehen – er war inzwischen der älteste aller Räte im Innenministerium – und legte seine Ämter im Ministerium und im Staatsrat nieder, blieb allerdings bis 1853 weiter Präsident des Oberkonsistoriums.[21] In seiner Amtszeit versandete dort der aus der Bewegung von 1848 ebenfalls entstandene Versuch, auch in der Kirche Elemente der Mitbestimmung einzuführen, weitgehend.[22] 1851 wurde er zum Mitglied der Ersten Kammer der Landstände auf Lebenszeit ernannt.
Weitere Engagements
- 1811 Kommissar zur Verwaltung des Kaufunger Stiftsvermögens[23]
- 1819–1829 war er neben seiner Tätigkeit als Ministerialbeamter auch Erstes Mitglied der Oberpostinspektion.[24]
Ehrungen
- 1811 Geheimer Regierungsrat[25]
- 1819 Geheimer Referendar[26]
- 1821 Wirklicher Geheimer Staatsrat[27]
- 1832 Kommandeurkreuz I. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen[28]
- 1834 wurde er zum Dr. jur. h. c. der Universität Gießen ernannt.[29]
- 1843 Prädikat: „Exzellenz“[30]
- 1843 Großkreuz des Verdienstordens Philipps des Großmütigen[31]
- 1850 Großkreuz des Ludewigs-Ordens[32]
Literatur
- Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 237.
- Otto Horre: Die Präsidenten des Oberkonsistoriums (Landeskirchenamtes) in Darmstadt. Ein Rückblick anläßlich dessen 100jährigen Bestehens 1832–1932. C. F. Winter, Darmstadt 1932, S. 11–14.
- Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 513.
- Hans Georg Ruppel, Birgit Groß: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biographische Nachweise für die Landstände des Großherzogtums Hessen (2. Kammer) und den Landtag des Volksstaates Hessen (= Darmstädter Archivschriften. Bd. 5). Verlag des Historischen Vereins für Hessen, Darmstadt 1980, ISBN 3-922316-14-X, S. 171.
Weblinks
- Lehmann, Johann Matthäus Freiherr von. In: LAGIS. Hessische Biografie; Stand: 15. April 2021.
- HStAD Bestand S 1 Nr. NACHWEIS 1: Lehmann, Johann Matthäus Freiherr von (1778-1853) In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
Einzelnachweise
- ↑ Ruppel/Groß nennen als zweiten Vornamen Matthias statt Matthäus; der Artikel folgt stattdessen der Schreibweise im Großherzoglich-Hessischen Regierungsblatt 1820
- ↑ Hessische Biografie (Weblinks).
- ↑ Horre, S. 24.
- ↑ Horre, S. 12.
- ↑ Dienstbestellungen und Ernennungen vom 23. März 1820. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 19 vom 31. März 1820, S. 172.
- ↑ Horre, S. 12.
- ↑ Horre, S. 12.
- ↑ Ernennung in Beziehung auf den Landtag vom 29. Mai 1820. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 32 vom 5. Juni 1820, S. 263;
Ernennung in Beziehung auf den Landtag betreffend vom 31. Juli 1823. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 25 vom 6. August 1823, S. 315;
Ernennungen in Beziehung auf den Landtag. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 22 vom 24. August 1826, S. 230. - ↑ Ernennungen in Beziehung auf den Landtag. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 46 vom 16. Oktober 1829, S. 438.
- ↑ Ernennung in Beziehung auf den Landtag. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 93 vom 9. November 1832, S. 779.
- ↑ Ernennungen in Beziehung auf den Landtag vom 27. März 1834. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 34 vom 31. März 1834, S. 191.
- ↑ Ernennung in Beziehung auf den Landtag vom 21. September 1838. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 32 vom 28. September 1838, S. 366.
- ↑ Ernennungen in Beziehung auf den Landtag vom 26. Oktober 1841. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 36 vom 16. November 1841, S. 634.
- ↑ Ernennungen in Beziehung auf den Landtag vom 5. November 1844. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 33 vom 12. November 1844, S. 338.
- ↑ Ernennungen in Beziehung auf den Landtag vom 6. November 1847. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 41 vom 8. November 1847, S. 371.
- ↑ Ernennungen in Beziehung auf den Landtag vom 23. Oktober 1862. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 38 vom 29. Oktober 1862, S. 679.
- ↑ Ernennungen in Beziehung auf den Landtag vom 13. November 1865. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 52 vom 27. November 1865, S. 907.
- ↑ Ernennungen in Beziehung auf den Landtag vom 14. Dezember 1866. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 55 vom 15. Dezember 1866, S. 538.
- ↑ Ernennungen in Beziehung auf den Landtag vom 17. November 1868. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 61 vom 23. November 1868, S. 1262.
- ↑ Horre, S. 12.
- ↑ Horre, S. 13.
- ↑ Horre, S. 14.
- ↑ Hessische Biografie (Weblinks).
- ↑ Hessische Biografie (Weblinks).
- ↑ Hessische Biografie (Weblinks).
- ↑ Hessische Biografie (Weblinks).
- ↑ Hessische Biografie (Weblinks).
- ↑ Arcinsys Hessen (Weblinks).
- ↑ Hessische Biografie (Weblinks).
- ↑ Horre, S. 12.
- ↑ Arcinsys Hessen (Weblinks).
- ↑ Arcinsys Hessen (Weblinks).
Personendaten | |
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NAME | Lehmann, Johann Matthäus von |
ALTERNATIVNAMEN | Lehmann, Johann Matthäus Freiherr von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | Politiker und Präsident des Staatsrates des Großherzogtums Hessen |
GEBURTSDATUM | 14. Juli 1778 |
STERBEDATUM | 2. März 1853 |