Johann Ludwig Prasch

Johann Ludwig Prasch (* 4. April 1637 in Regensburg; † 11. Juni 1690 in Regensburg) war ein Sprachwissenschaftler, deutscher Schriftsteller und Dichter, der auch in lateinischer Sprache schreiben konnte. Außerdem engagierte er sich in Fortsetzung der Tätigkeiten von Vater und Großvater für die Stadt Regensburg und bekleidete als Jurist hohe Ämter in den politischen Gremien und in der Verwaltung der Reichsstadt.

Leben

Johann Ludwig Prasch war ein Sohn des Regensburger Ratsherren Johann Wolfgang Prasch und ein Enkel des Ratsherren Johann Prasch. Die Familie Prasch war im 16. Jahrhundert aus Glaubensgründen aus Österreich über Augsburg nach Regensburg ausgewandert.

In Regensburg besuchte er das städtische Gymnasium poeticum, studierte im Alter von 17 Jahren zunächst Geschichte in Jena, später Rechtswissenschaft in Straßburg, um sich am Ende 1659 in Gießen neben Philosophie und Theologie auch staatspolitische Kenntnisse anzueignen. Zurück im heimatlichen Regensburg, machte er schnell Karriere und wurde als Konsistorialpräsident für die Berufung von Geistlichen und als Oberscholarch für das städtische Gymnasium poeticum zuständig.

Um 1660 wurde er Mitglied im Inneren Geheimen Rat und im 1665 Syndikus der Stadt. Als solcher war er auch Vertreter der Stadt Regensburg am 1663 beginnenden Immerwährenden Reichstag[1].

Schon während seiner Studienzeit waren von ihm mehrere juristische, aber auch sprachwissenschaftliche und dichterische Werke erschienen. Trotz seiner vielen politischen Ämter fand Prasch auch noch die Muße zur Veröffentlichung einer erstaunlichen Anzahl schöngeistiger Schriften und dichterischer aber auch sprachwissrnschaftlicher Werke, denen selbst der oft kritische Zeitgenosse Erdmann Neumeister hohes Lob zollte. Beispielhaft war sein 1689 in Regensburg veröffentlichtes Glossarium Bavaricum mit ca. 500 Wörtern im Dialekt des Regensburger Bairisch, das als das erste bayerische Wörterbuch gilt. Lediglich seine theologischen Spekulationen gaben Anlass zu Streitigkeiten mit Christian Thomasius.

Epitaphien Minoritenkirche

Prasch war zweimal verheiratet. Seine erste Ehefrau Anna Elisabeth, Tochter des Jura-Professors Johann Otto Tabor, verstarb nach 19 Ehejahren im Alter von 41 Jahren. Für sie hinterließ er ein inniges Nachrufgedicht. Seine zweite Ehefrau, die er 1683 heiratete, war die 22 Jahre alte bereits jung verwitwete Susanna Elisabeth Hammann, die seine literarischen Ambitionen teilte. Sie war selbst als Schriftstellerin tätig und widmete ihrem neuen Ehemann eine Publikation über Romantheorie in französischer Sprache. Das wohlhabende Ehepaar lebte in einem Wohnhaus in der Unteren Bachgasse ( heute Nr. 10.) Nach seinem frühen Tod im Juni 1690 wurde Prasch auf dem Petersfriedhof vor dem Peterstor beerdigt. Auf der Grabstätte wurde ein Epitaph errichtet mit einer von seiner Ehefrau verfassten, formal und inhaltlich anspruchsvollen Inschrift. Das Epitaph ist erhalten und wird in der Minoritenkirche gezeigt, der Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters ( heute Historisches Museum ).[2]

Werke (Auswahl)

  • Tragoedia Tullia. Fischer, Regensburg 1667 (Online).
    • Beiheft zu Tullia, Tragoedia. Fischer, Regensburg 1667 (Online).
  • Psyche Cretica. Regensburg 1674 u.ö.
  • Gründliche Anzeige von Fürtrefflichkeit und Verbesserung teutscher Poesie, hrsg. Gerhard Dünnhaupt. Stuttgart: Hiersemann 1995 (Rarissima litterarum, 3; Ndr. d. Ausg. Regensburg 1680) ISBN 3-7772-9426-8
  • Geistlicher Blumenstrauss bestehend aus allerhand...Liedern. Regensburg 1685; mit Musiknoten von Hieronymus Gradenthaler (1637–1700)
  • Neue, kurtz- und deutliche Sprachkunst. Regensburg 1687
  • Designatio Juris Naturalis Ex Disciplina Christianorum. Regensburg 1688.
  • De Lege Caritatis Commentatio, Ad Hug. Grotii Opus De Jure Belli et Pacis. Regensburg 1688.

Literatur (Auswahl)

  • Karl Dachs: Leben und Dichtung des Johann Ludwig Prasch (1637-1690); Mit einer Darstellung seiner Poetik. Hrsg.: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg. Universitätsbibliothek Regensburg, 1957 (E-Publikation [PDF; abgerufen am 3. November 2020]).
  • Josef Dünninger: "Johann Ludwig Prasch und sein Glossarium Bavaricum". In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde. Regensburg 1954, S. 185–190
  • Jozef IJsewijn: Amour et Psyche dans un roman latin de 1685: La <Psyche Cretica>. In: Hommages a Robert Schilling. Paris 1983, S. 337–345
  • Daniel Jacoby: Prasch, Johann Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 505–509.

Werk- und Literaturverzeichnis

  • Gerhard Dünnhaupt: "Johann Ludwig Prasch (1637–1690)", in: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Bd. 5. Stuttgart: Hiersemann 1991, S. 3194–3230. ISBN 3-7772-9133-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 204 f.
  2. Bettina Ulrike Schwick: Dieser Stein Soll der Nachwelt Zeuge seyn, Untersuchungen zu barockzeitlichen Epitaphien der Reichsstadt Regensburg. In: Regensburger Studien und Quellen zur Kulturgeschichte. 1. Auflage. Band 20. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2012, ISBN 978-3-86845-077-4, S. 151–155 f.

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(c) Hajotthu, CC BY-SA 3.0
Grabplatten von aufgelassenen Regensburger Friedhöfen in der Minoritenkirche in Regensburg