Johann Ludwig Casper

Johann Ludwig Casper (1832).

Johann Ludwig Casper (* 11. März 1796 in Berlin; † 24. Februar 1864 ebenda), vormals Hirsch Casper,[1] war ein deutscher Rechtsmediziner.

Leben und Wirken

Johann Ludwig Casper war der Sohn des Johann Joachim Casper,[2] vormals Casper Jochen (1770–1803) und der Adelheid, vormals Edel (gest. 1805), geb. Leffmann.[3] Seine Geschwister waren Carl Johann Theodor (* 24. August 1798; † 19. Januar 1828),[4] Wilhelmine Adelheid (* um 1796; † 22. Dezember 1829),[5] seit 1817 verheiratet mit dem Bankier Christian Leopold Liman (1784–1833),[1] und Henriette Emilie Adelheid Casper (* 19. Juli 1802; † 4. September 1866),[6] die nach dem Tod ihrer Schwester den verwitweten Liman heiratete.

Casper bereitete sich zunächst auf den Apothekerberuf vor und studierte dann in Berlin, Göttingen und Halle, wo er 1819 promovierte.[7] Als Medizinstudent schrieb er die Libretti zu den ersten vier Opern des jugendlichen Felix Mendelssohn Bartholdy. Unter dem Pseudonym Till Ballistarius veröffentlichte er 1818 das romantische Trauerspiel Die Karfunkel-Weihe.

Die Töchter Elise und Pauline, etwa im vierzehnten Lebensjahr. Doppel­porträt von Eduard Magnus (um 1840)

Am 1. Mai 1823[8] heiratete Johann Ludwig Casper Fanny Maria Eusebia (* 31. Juli 1798; † 11. April 1845), geb. Robert-Tornow, eine Nichte Rahel Varnhagens.[7] Das Ehepaar hatte vier Töchter: Elise Antonia Luise (1824–1903), die 1872 in Berlin[9] Georg Eduard Martin Schläger (1828–1895) ehelichte und nach Dresden ging,[10] sowie Pauline (1825–1904), Bertha (1829–1833) und Clara (1835–1894). Während Bertha früh verstarb, bliebe Pauline und Clara zeitlebens unverheiratet. Auch Elise trennte sich nach rund zwanzigjährigem Zusammenleben 1894 ohne offizielle Scheidung von ihrem Ehemann, einem Sohn des Hamelner Pfarrers Franz Georg Ferdinand Schläger, der in Dresden blieb, wo er für antisemitische Zeitungen schrieb, und in Plauen verstarb. Am 12. September 1853 heiratete Johann Ludwig Casper in zweiter Ehe Henriette Clara (* 8. Juni 1814; † 27. Januar 1868),[11] geborene Jäger,[2] Tochter des Herrenschneiders Johann Gottlieb Jäger und der Christine Elisabeth, geb. Pfeifer,[12] die zuvor seit etwa 1830 Erzieherin der Casperschen Töchter gewesen war.

1824 wurde Casper Privatdozent, 1825 Extraordinarius und Medizinalrat im Brandenburgischen Medizinalcollegium, von 1839 bis zu seinem Tod 1864 ordentlicher Professor für Medicina forensis und Medicina publica an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Seit 1841 war er zudem städtischer Gerichtsphysikus.[7]

Von 1833 bis 1851 gab er die Wochenschrift für die gesammte Heilkunde, danach ab 1852 bis zu seinem Tod die Vierteljahrsschrift für gerichtliche und öffentliche Medizin heraus.

1864 starb Johann Ludwig Casper im Alter von 67 Jahren in Berlin und wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg beigesetzt. Sein Haus in der Bellevuestraße No. 16, in dem seine Witwe und die drei Töchter lebten, fiel nach dem Tod von Pauline Casper an die Universität Berlin als Teil der Casperschen Stiftung, deren Aufgabe die Erteilung von Stipendien ausschließlich an evangelisch getaufte Studierende war.[13] Zwei Jahre später verstarb seine Schwester Henriette, deren Tochter Maria Wilhelmine Theodore (1833–1905), Caspers Nichte, mit ihrem Ehemann, dem Hauptmann a. D. Julius Karl Heinrich von Schkopp (1830–1882), 1905 testamentarisch die Errichtung einer „Henriette-Liman-Casper-Stiftung für würdige, hilfsbedürftige, elternlose Töchter des Beamten-, Offizier-, Gelehrten oder Kaufmannstandes“ und eine weitere Stiftung für jährlich acht „hilfsbedürftige Töchter gebildeter Eltern“ verfügte.[14]

Caspers Grabstätte ist nicht erhalten geblieben.[15]

Nach Johann Ludwig Casper ist die Casper-Regel benannt, eine grobe Einschätzung über die Liegezeit von Leichen.

Sein Neffe Carl Liman, Sohn von Christian Leopold und Wilhelmine Adelheid Liman, geb. Casper, wurde ebenfalls Rechtsmediziner und veröffentlichte ab der 5. Auflage (1871) das Handbuch der gerichtlichen Medizin weiter.

Veröffentlichungen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Jacob Jacobson: Jüdische Trauungen in Berlin 1759 bis 1813. Mit Ergänzungen für die Jahre 1723 bis 1759. de Gruyter, Berlin 1868 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin Bd. 28, Quellenwerke Bd. 4), S. 373.
  2. a b Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Heiratsurkunde vom 12. September 1853 (nach Anmeldung entgeltfreier Zugriff).
  3. Vgl. Genealogical Table 4: Delay in Female Conversions in the Leffmann Family in: Steven M. Lovenstein: The Berlin Jewish Community, Enlightenment, Family, and Crisis, New York 1994, S. 169, und die bei FamilySearch ausgewertete Taufurkunde des Bruders Carl Johann Theodor Casper vom 14. April 1823 (nach Anmeldung entgeltfreier Zugriff).
  4. Vgl. zum Geburtsdatum die bei FamilySearch ausgewertete Taufurkunde; zum Todesdatum die Annonce im Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten Nr. 60, 12. April 1828, Beylage; Hamburger Nachrichten Nr. 83, 5. April 1828, S. 5 (Web-Ressource).
  5. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Sterbeurkunde vom 26. Dezember 1829 (nach Anmeldung entgeltfreier Zugriff).
  6. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Taufurkunde vom 29. März 1826 (nach Anmeldung entgeltfreier Zugriff).
  7. a b c Renata Buzzo Màrgari Barovero: Anhang zu Rahel Levin Varnhagen: Familienbriefe. Hrsg. v. ders., C. H. Beck, München 2009 (ERLV III), S. 1415–1470.
  8. Vgl. die bei Familysearch ausgewertete Heiratsurkunde vom 1. Mai 1823 (Nach Anmeldung entgeltfreier Zugriff).
  9. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Heiratsurkunde vom 23. September 1872 (nach Anmeldung entgeltfrei zugänglich).
  10. Elise & Pauline: Was aus Rahels Großnichten wurde. In: Gazzettino. Mitteilungen der Varnhagen Gesellschaft e. V. 42 (2018) (Web-Ressource).
  11. Anzeige von Todesfällen in: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen (Spenersche) Nr. 23, 28. Januar 1868, Zweite Beilage (Web-Ressource).
  12. Vgl. die bei Familysearch ausgewertete Taufurkunde vom 26. Juni 1814 (nach Anmeldung entgeltfreier Zugriff).
  13. Satzungen der Casper’schen Stiftung. Hrsg. von Rektor und Senat der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität, Berlin 1907.
  14. Die Wohlthätigkeitspflege. In: Bericht über die Gemeinde-Verwaltung der Stadt Berlin in den Verwaltungsjahren 1901 bis 1905, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1908 S. 50 (Web-Ressource).
  15. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006. S. 300.

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