Johann Koelhoff der Ältere

Johann Koelhoff, zur Unterscheidung von seinem gleichnamigen Sohn der Ältere genannt (* in Lübeck; † Anfang 1493 in Köln), war ein Kölner Buchdrucker und Verleger der Inkunabelzeit.

Leben

Koelhoff stammte ursprünglich aus Lübeck und begann als Händler für Vieh, Getreide, Wolle und Papier. Seit 1471 betrieb er eine Druckerwerkstatt in Köln. Das Druckerhandwerk hatte er wahrscheinlich in Venedig bei Wendelin von Speyer[1] erlernt. Die von ihm verwendeten gut lesbaren Rotunda-Lettern und andere Hinweise lassen darauf schließen, dass er von Venedig nach Köln kam. Johann Koelhoff trat in die Kölner Zunft der Goldschmiede ein und arbeitete neben seiner Tätigkeit als Buchdrucker auch als Verleger und Buchhändler. Er handelte mit Buchdruckerbedarf wie Papier, Typen und Holzdruckstöcken. Seinen ersten kölnischen Druck brachte er 1471 heraus,[2] das „Praeceptorium divinae legis“ von Johannes Nider. Hierin führte er Bogensignaturen ein, bei denen der Buchstabe die Lage und die Ziffer das Blatt bezeichnete. 1473 nannte er sich „dignus Agrippine civis Colhoff arte Johannes“.[3] Am 14. Februar 1480 erwarb er mit seiner Frau Bilia „Haus Ederen“ an der Ecke der Judengasse bei St. Laurentius, 1486 druckte er das Werk Franciscus dictus Plato de Benedictus. 1490 erschien bei ihm die „Legenda Alberti magni per Rudolphum de Novimagio“. In seiner Kölner Offizin ließ Koelhoff auch angestellte Lohndrucker für sich arbeiten. Dem erfahrenen Kaufmann gelang es mit Hilfe von Buchführern sogar, seine Druckschriften in weit entfernten Gebiete wie Skandinavien, dem Baltikum und Venedig zu verbreiten. Dem „Libri Institutionum magistri Nycasij de Voerda“ zufolge starb er noch während des Drucks („in ipso opere ad superos vocati“), also zwischen Dezember 1492 und Januar 1493. Christoph Reske erwähnt als Todesdatum den 6. Juli 1493[4], als die Testamentsvollstrecker benannt wurden. Die Schreinsbücher erwähnen erst am 14. Oktober 1495 die Beurkundung der Erbschaftsteilung auf seine drei Kinder Grietgyn, Johann und Peter.

Das väterliche Geschäft führte sein Sohn Johann Koelhoff der Jüngere ab 1493 fort.

Drucke

Legenda aurea, Ausschnitt aus dem Dionysius-Martyrium, links in der Druckfassung Koelhoffs (1490), rechts in der Edition Grässes (1850)

Johann Koelhoffs Druck- und Verlagsprogramm umfasste mehr als 125 bekannte Titel. Er druckte hauptsächlich lateinische Texte theologischen und philosophischen Inhalts, brachte seit 1475 aber auch juristische Schriften, die hauptsächlich für den universitären Gebrauch bestimmt waren, heraus. Die Zahl seiner deutschsprachigen Drucke war deutlich geringer. In der Hauptsache handelte es sich dabei um Pilgerführer und religiöse Erbauungsschriften (z. B. Seelentrost und Christenspiegel von 1489).

Zu seinen Druckwerken gehörten „Sermones viae et veritatis super epistolas et evangelia de tempore per totum annum“ von Lucas de Padua vom 8. Februar 1483, für Johannes Koelner de Vanckel druckte er den juristischen Text „Summarium textuale et conclusiones super Sextum et Clementinas; Summaria et effectus Extravagantium“ zwischen Juli und September 1488, Der große und kleine Seelentrost stammte vom 23. Juni 1489, für die „Historia septem sapientum Romae“ (1490) lieh er sich die Holzschnitte von Claes Leeuw in Antwerpen. Ablässe und Heiltümer der Stadt Köln kam am 18. Februar 1492 heraus, Otto von Passaus Der güldene Thron wurde am 26. Mai 1492 veröffentlicht.

Koelhoff verfügte über ein Repertoire von 22 Typenalphabeten fortschrittlicher Zusammensetzung (reduzierte Zahl von Ligaturen und Abbreviaturen). Darunter befanden sich auch Missal- und Kanontypen. Des Weiteren verwendete er vier verschiedene Druckermarken (auch: Signete). Als bleibende Neuerung führte er gedruckte Lagensignaturen ein.

Literatur

  • Severin Corsten: Johann Koelhoff d.Ä. In: Lexikon des gesamten Buchwesens (LGB). Hrsg. von Severin Corsten. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Bd. IV. Hiersemann, Stuttgart 1995. S. 263. ISBN 3-7772-9501-9
  • Ferdinand Geldner: Die deutschen Inkunabeldrucker. Ein Handbuch der deutschen Buchdrucker des XV. Jahrhunderts nach Druckorten. Teil 1. Das deutsche Sprachgebiet. Hiersemann, Stuttgart 1968, ISBN 3-7772-6825-9.
  • Hans LülfingKoelhoff, Johann d. Ä.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 318 f. (Digitalisat).
  • Wolfgang Schmitz: Die Überlieferung deutscher Texte im Kölner Buchdruck des 15. und 16. Jahrhunderts. Habil.-Schrift Köln 1990 (online).
  • Johann Jakob Merlo: Koelhoff, Johann der Ältere. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 419 f.
  • E. Voulliéme: Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts. 2. Auflage. Verlag der Reichdruckerei, Berlin 1922.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. s:de:ADB:Wendelin von Speyer
  2. Severin Corsten: Rotunda. In: Lexikon des gesamten Buchwesens, 2., neu bearbeitete Auflage, Bd. 6, Stuttgart 2003, S. 388.
  3. Ludwig Röhrscheid, Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Bände 177–179, 1975, S. 329
  4. Christoph Reske, Josef Benzing: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet: auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing. Harrassowitz, 2007, ISBN 978-3-447-05450-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 24. Juni 2022]).


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Legenda Aurea De fine miraculosa sancti Dionysii.jpg
Legenda Aurea, Schluss des Dionysiusmartyriums in zwei Druckfassungen:
Darauf wird er in einen Backofen geworfen, aber das Feuer verlischt und er bleibt unverletzt. Er wird an ein Kreuz geheftet und längere Zeit dort gequält. Von dort abgenommen, wird er mit seinen Gefährten und vielen anderen Gläubigen in einen Kerker gesperrt. Als er dort die Messe feierte und dem Volk die Kommunion reichte, erschien ihm Jesus der Herr in strahlendem Licht, nahm das Brot und sagte zu ihm: Empfange dies, mein Teurer, denn bei mir ist dein übergroßer Lohn. Danach dem Richter vorgeführt, werden sie wieder mit neuen Strafen gepeinigt, und beim Götzenbild des Merkur werden die Köpfe der Drei mit Axthieben abgeschlagen zum Bekenntnis der Dreifaltigkeit. Und sofort erhob sich der Körper des heiligen Dionysius und trug seinen Kopf in den Armen, geführt von einem Engel und von himmlischem Licht geleitet, zwei Meilen weit von dem Ort, der Märtyrerberg heißt, bis zu der Stelle, wo er nun nach eigener Wahl und Gottes Vorsehung ruht.