Johann Jakob Rychner

Johann Jakob Rychner (* 4. Mai 1803; anderes Datum 8. Mai 1803 in Aarau; † 21. Juni 1878 in Bern) war ein Schweizer Veterinär.

Leben

Johann Jakob Rychner wurde als Sohn des Kammmachers Samuel Rychner (* 17. August 1777 in Aarau; † 10. April 1856) und dessen erster Ehefrau Veronika (* 11. April 1779 in Aarau; † 20. März 1823), Tochter von Hieronimus Schmuziger (1739–1822), Schuhmacher, geboren.

Er besuchte die Grundschule und das Gymnasium Aarau und begann ein Studium der Veterinärmedizin an der Universität Bern, das er an den Universitäten in Stuttgart, München und Wien fortsetzte. 1824 wurde er gerichtlicher Tierarzt in Aarau und ab 1828 war er Stadttierarzt in im preußischen Fürstentum Neuenburg, dort wirkte er neben seiner amtlichen Tätigkeit als Tierarzt in den Pferde- und Rindviehställen des Patriziats. In dieser Zeit reichte er 1826 seinen ersten Beitrag Versuch einige thierische Verrichtungen durch den Antagonismus zu erklären[1] an den Präsidenten der Gesellschaft schweizerischer Tierärzte ein, der 1829 im Schweizer Archiv für Tierheilkunde publiziert wurde.

1833 siedelte er nach Bern über. Aufgrund der Erkrankung von Ludwig Karl Friedrich Emmert (1779–1833), erster Direktor der Tierarzneischule, dem Tierarznei-Institut der Universität Bern, wurde eine Lehrstelle ausgeschrieben, um die er mit Heinrich Koller (1811–1880) konkurrierte und unterlag.

Er konnte sich jedoch kurz darauf an der Tierarzneischule, die Mitte der 1820er Jahre erweitert und mit ihren klinischen Abteilungen an die Engehalde verlegt worden war, habilitieren und wurde im Spätherbst 1834 zum Prosektor ernannt und hielt als Privatdozent Vorlesungen über die Naturgeschichte der Haustiere, Botanik, allgemeine Pathologie und Verbandlehre.

1835 veröffentlichte er seine Schrift Bujatrik oder die sporadischen innerlichen und eigenthümlichen äusserlichen Krankheiten des Rindviehes, eine übersichtliche Kompilation des damaligen Wissens.

1839 wurde er, nachdem er einen Ruf an die Universität Gießen ausgeschlagen hatte, zum ausserordentlichen Professor der Tierheilkunde an der Universität Bern ernannt und unterrichtete zur Naturgeschichte der Haus-Säugetiere mit Exterieur des Rindvieh, Allgemeine Pathologie der Haustiere und Buiatrische Klinik, ambulant.

Am 21. Februar 1843 schuf er, gemeinsam mit seinen fortgeschrittenen Studenten, einen Verein für buiatrische Klinik, mit der Zielsetzung, eine Rinderheilkunde in praktisch-klinischer Hinsicht, den ihr gebührenden Platz zu verschaffen. Es wurden in Sitzungen, die tagsüber in den Gehöften behandelten Fälle diskutiert und in handschriftlichen Protokollen festgehalten. Hieraus entstand, mit Unterstützung des Institutes für Tierheilkunde, eine Nutztierklinik, deren Leiter Johann Jakob Rycher bis zu seiner Pensionierung blieb; später wurde sie in die Ambulatorische Klinik überführt. Dazu wurde er von den Behörden mit Aufgaben der Tierseuchenbekämpfung und Expertisen betraut, war Mitglied des bernischen Sanitätskollegiums und der Viehprämierungskommission, gehörte dem Vorstand der ökonomischen Gesellschaft an und erreichte im Militär den Rang eines Majors.

Als Matthias Anker (1788–1863) aufgrund einer Erkrankung die Direktion des Berner Tierspitals aufgab, übernahm Johann Jakob Rychner deren Direktion und nach dessen Tod auch einen Grossteil von den Funktionen, so die Leitung der Hufbeschlagschule.

Von 1863 bis 1869 hielt er als ordentlicher Professor Vorlesungen an der Universität Bern.

Durch sein Lehrbuch zur Rinderheilkunde und der von ihm angeregten Schaffung einer entsprechenden Klinik in Bern gilt er als der Begründer der Buiatrik.

Johann Jakob Rychner war seit 1825 in erster Ehe mit Elisabeth Maria Jenni, geb. Gerber, verheiratet, jedoch wurde die Ehe 1854 wieder geschieden. In zweiter Ehe war er seit 1857 mit Elisabeth, verwitwete Morgenthaler, geb. Junker verheiratet. Beide Ehen blieben kinderlos, jedoch hatte er durch seine zweite Ehe eine Stieftochter sowie einen Stiefsohn, bei dem er auch seine letzten Tage zubrachte.

Mitgliedschaften

  • Er wurde am 4. September 1826 als Mitglied der Gesellschaft schweizerischer Tierärzte aufgenommen und 1843 für ein zu deren Präsidenten gewählt; 1851 erfolgte sein Wiederwahl und 1852 wurde er für ein weiteres Jahr bestätigt.
  • Er war auch im Vorstand der Ökonomischen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern.

Schriften (Auswahl)

Er gab auch kurzzeitig eine Zeitschrift für Rindviehkunde heraus.

Literatur

Johann Jakob Rychner in R. Fankhauser, B. Hörning: Zum hundertsten Todestag von Johann Jakob Rychner. Schweizer Archiv für Tierheilkunde SAT : die Fachzeitschrift für Tierärztinnen und Tierärzte, Band 120. 1978. S. 323 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Versuch einige thierische Verrichtungen durch den Antagonismus zu erklären