Wilhelm Kretschmer

Um 1879: Visitenkarte von Wilhelm Kretschmer; Foto von Karl F. Wunder

Johann Heinrich Wilhelm Kretschmer (* 26. Dezember 1806 in Hannover; † 3. April 1897 ebenda) war ein deutscher Lehrer, Zeichner, Maler und Lithograf.

„Arbeitszimmer Sr. Höchstseligen Majestät des Königs (Ernst August) von Hannover“ im Alten Palais;
sw-Foto von Wilhelm August Degèle im Ernst August Album von 1861/62 einer um 1850 ursprünglich vielfarbigen Gouache Kretschmers

Leben

Als Sohn eines aus Hameln stammenden Malers wurde Wilhelm Kretschmer 1806 in der damals noch selbständigen Calenberger Neustadt geboren. Im Alter von sechs Jahren wurde Wilhelm Waise. Seine erste Ausbildung erhielt er vermutlich bei dem hannoverschen Maler Justus Elias Kasten.

Ab 1830 studierte Kretschmer an der Kunstakademie in München, um ab 1835, wieder zurück in Hannover, im Landschaftssaal (zerstört durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg) des Leineschlosses den Zyklus Schlösser und Burgen der Welfen zu malen.

1840 heiratete Kretschmer die Beamtentochter Charlotte Luise Emilie Leonhardt († 20. Mai 1860 in Hannover), die Schwester des hannoverschen Justizministers Adolf Wilhelm Leonhardt.

1842 wurde Kretschmer Mitglied des Kunst-Vereins für das Königreich Hannover.

Als Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Zeichenlehrers Winkelmann[1] wirkte Kretschmer ab Michaels 1849 bis 1874 als Zeichenlehrer am hannoverschen Lyzeum (früherer Name des Ratsgymnasiums).

Bedeutung und Wirkung

Kretschmers zahlreiche Ansichten von markanten Bauten und Plätzen – insbesondere in Hannover und Umgebung – wurden unter anderem bekannt durch ihre große Genauigkeit. Nach Helmut Plath „verdanken wir [Kretschmer] zu einem großen Teil die Überlieferung des hannoverschen Straßenbildes des [19.] Jahrhunderts.“ Das Historische Museum am Hohen Ufer bewahrt insbesondere Lithografien von Kretschmer. Mit künstlerischer Freiheit haben auch bisher ungezählte Stahlstecher die Werke von Kretschmer als Vorlage für Stahlstich-„Kopien“ genommen.

In Klein-Buchholz erinnert der 1955 entstandene Kretschmerhof an den Künstler.

1887: Während einer Reise durch die Schweiz mit Sohn Heinrich entstandene Bleistift-Zeichnung der Rütli-Wiese (aus einem von zwei Alben)

Werke

Neben bisher ungezählten Zeichnungen und Lithografien aus Hannover und Umgebung schuf Kretschmer unter anderem:

  • Zyklus Schlösser und Burgen der Welfen

Großteils unveröffentlicht sind die Werke aus zwei Alben aus dem Nachlass von Wilhelm Kretschmer. Eine Bleistiftzeichnung daraus ist die nebenstehend vom Original gescannte Bleistiftzeichnung von der Rütli-Wiese, die Kretschmer während einer Bildungsreise mit seinem Sohn in der Schweiz gezeichnet hat.

Literatur

  • Helmut Plath: Hannover im Bild der Jahrhunderte, 1964, Seite 104 (Abbildungen auf den Seiten 57, 79 und 89)
  • Professor Bernhard Dörries, Helmut Plath: Alt-Hannover/Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern von 1500–1900; Vierte, verbesserte Auflage 1977, Verlag Heinr. Feesche, Hannover. Seite 140 (Abbildungen Seiten 64, 67, 70, 71, 74, 94, 105, 106, 109, 110, 114, 116 bis 119); ISBN 3-87223-024-7
  • Hugo Thielen, in: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 367.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Wilhelm Kretschmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Franz Kössler: Kretschmer, Wilhelm, in ders: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts, als PDF-Dokument von der Seite der Justus-Liebig-Universität Gießen
  2. Ernst-August-Album; Digitalisat des Getty Research Institut über das Internet Archive, S. 222; online:
  3. Ernst-August-Album, Nachweis auf Seite XI

Auf dieser Seite verwendete Medien

Karl Friedrich Wunder CDV Kretschmer, Wilhelm Ansichtsseite.jpg

Der Zeichenlehrer aus Hannover, Johann Heinrich Wilhelm Kretschmer, und Tochter Marie Kretschmer, fotografiert von Karl F(riedrich) Wunder.

Sohn Heinrich Kretschmer vermachte die Fotos, gemeinsam mit zwei Alben (eins von 1879) mit Bleistiftzeichnungen (meist während einer Schweizreise entstanden) , an die Hausdame von Wilhelm bzw. Marie Kretschmer, Henriette Mantshorst oder Mantehorst. Henriette war eine Schwester der Mutter von Hugo Duensing, der Anfang 1953 in Goslar wohnte. Dessen schriftlich niedergelegter Wunsch war es 1953, daß diese "Dokumente eines früheren Kunstschaffens gehütet werden". Aus Duensings Händen gingen die Werke irgendwann über eBay zurück an den früheren Wohnort von Wilhelm Kretschmer (der später jedoch in Hamburg gelebt haben soll).

Happy birthday - Wikipedia! Danke, Hannover!

Der hannoversche Zeichenlehrer Wilhelm Kretschmer
Johann Heinrich Wilhelm Kretschmer Bleistiftzeichnung Skizze Rütli Wiese 29. Juli 1887.jpg
Bleistiftzeichnung (Hand-Skizze) der Rütliwiese (Rütli Wiese), gezeichnet während einer Schweiz-Reise von (Johann Heinrich) Wilhelm Kretschmer; aus einem Album (gewidmet 1889 an seinen Sohn Heinrich, mit dem er die Reise unternommen hatte). Aus einem von zwei (nahezu un-)bekannten Alben des Künstlers, der unter anderem und insbesondere in Hannover als Zeichenlehrer einen bleibenden Namen gemacht hat für seine präzisen naturalistischen Werke.
1861-09-21 Ernst August Album, S. 223, Arbeitszimmer Sr. Höchstseligen Majestät des Königs von Hannover, Kreidezeichnun Wilhelm Kretschmer, Foto Wilhelm August Degèle.jpg
Ausschnitt aus einer Seite aus dem Ernst August Album. Zu sehen ist die von Wilhelm August Degèle in schwarz-weiß abfotografierte und von dem Maler und Zeichenlehrer Wilhelm Kretschmer ursprünglich vielfarbig geschaffene Gouache und später als umrahmte Federlithographie vervielfältigte Ansicht unter dem Titel

„Arbeitszimmer Sr. Höchstseligen Majestät des Königs von Hannover“

Dargestellt ist König Ernst August beim Lesen eines Schriftstückes in seinem Arbeitszimmer im Alten Palais. Zur Beschreibung der Innenaufnahme und weiterer Erläuterungen vergleiche

Franz Rudolf Zankl: Hannover Archiv, Bd. 4: Hauptstadt, Blatt H 22 König Ernst August im Arbeitszimmer 1850

Das hier gezeigte Digitalisat gibt aufgrund eines nur halbwegs hochaufgelösten Scans leider nicht die differenzierte Ausformulierung des Originals wieder. Es ist allerdings immerhin detailreicher als beispielsweise das sowohl noch geringer aufgelöste und auch noch mit einem Wasserzeichen quer überzogene Digitalisat des Deutschen Historischen Museums, vergleiche dessen Darstellung, langfristig gespeichert in der Version vom 28. Juni 2015 im Internet Archive ...