Johann Georg Heinrich Feder
Johann Georg Heinrich Feder (* 15. Mai 1740 in Schornweisach; † 22. Mai 1821 in Hannover) war ein deutscher Philosoph, Bibliothekar und Schulleiter.[1][2]
Leben
Johann Georg Heinrich Feder entstammte einer über mehrere Jahrhunderte tätigen Pfarrersfamilie. Zu seinen Vorfahren zählte Johannes Feder († 1617), der 1577 das Concordienbuch unterzeichnete. Georg Feder war der Sohn des Pfarrers Martin Heinrich Feder (1693–1749), Sohn des Pfarrers Johann Heinrich Feder, und einer namentlich ungenannten Mutter (1704–1760), Tochter des Superintendenten[2] Christian Philipp Leutwein.[3]
Feder studierte zu Erlangen Theologie und Pädagogik und hörte Vorlesungen bei Simon Gabriel Suckow, war von 1768 bis 1782 Professor der Philosophie an der Universität Göttingen.
Seine Schriften wurden wegen ihrer klaren und geschmackvollen Darstellungsweise zu ihrer Zeit viel gelesen. Er trat dem Kant’schen Idealismus entschieden entgegen. Bekannt wurde er durch seine Abänderung der Kritik Christian Garves zu Kants Kritik der reinen Vernunft. „Feder betont die grundlegende Bedeutung der Psychologie für die Philosophie, die er im Wesentlichen unter rein praktischem und empirischem Gesichtspunkt betrachtet“ (Ziegenfuss). Als Philosoph gehörte Feder zu den zur Leibniz-Christian Wolffschen Schule hinneigenden Eklektikern, welche die Philosophie zur Verbreitung der Aufklärung, besonders auch zur Beförderung gemeinnütziger psychologischer Kenntnisse und der Kultur des ästhetischen und des historischen Urteils nutzbar zu machen strebten. Von 1788 bis 1791 gab der Aufklärer zusammen mit Christoph Meiners die Zeitschrift „Philosophische Bibliothek“ heraus, in der auch mehrere Artikel von ihm erschienen.
Feder war seit 1782 Mitglied der Freimaurerloge Auguste zu den drei Flammen in Göttingen.
Nach der seinem wissenschaftlichen Ruf abträglichen Kontroverse mit Immanuel Kant verließ Feder Göttingen[1] und wurde 1797 in Hannover Leiter des Königlichen Pageninstituts Georgianum (bis zu dessen Auflösung 1811)[4] sowie 1802 auch der Königlichen Bibliothek (heute: Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek) in Hannover und 1806 Direktor der hannoverschen Hofschule.[1] 1808 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Bayerischen und 1816 der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[5]
In Anerkennung seiner Verdienste wurde Feder als Ritter des Königlich Hannoverschen Guelphen-Ordens ausgezeichnet, Mitglied der Göttinger Societät der Wissenschaften, erhielt den Titel als Geheimer Justizrat und erhielt 1820 den Titel als Dr. jur. verliehen.[4]
Feder war zweimal verheiratet.[4] In seinem Todesjahr[1] verzeichnete das Hannoversche Adreß-Buch für das Jahr 1821 das Haus Calenberger Straße 227 als Wohnsitz des seinerzeit einzigen Vertreters beziehungsweise Haushaltsvorstandes seines Namens in Hannover.[6]
Feders Autobiographie erschien 1825 in Darmstadt, herausgegeben von seinem Sohn[1] Karl August Ludwig Feder, Direktor der dortigen Hofbibliothek.
Werke
- Grundriß der philosophischen Wissenschaften nebst der nötigen Geschichte zum Gebrauch seiner Zuhörer. Johann Carl Findeisen, Coburg 1767, 2. Auflage Koburg 1769
- Lehrbuch der praktischen Philosophie. 4. Auflage. Dieterich, Göttingen 1776 (Digitalisat)
- Untersuchungen über den menschlichen Willen. 2. Auflage. Lemgo 1785–1792, 4 Bde.
- Über Raum und Kausalität. 1787
- Erklärung der Logik, Metaphysik und practischen Philosophie. Wien 1794
- Feders Leben, Natur und Grundsätze. Autobiographie, hrsg. von Karl August Ludwig Feder. Leipzig 1825; Digitalisat der Österreichischen Nationalbibliothek
Literatur
- Klaus Mlynek: Feder, Johann Georg Heinrich. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 175.
- Heinrich Wilhelm Rotermund: Das Gelehrte Hannover oder Lexikon von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, gelehrten Geschäftsmännern und Künstlern, die seit der Reformation in und außerhalb der sämtlichen zum Königreich Hannover gehörigen Provinzen gelebt haben und noch leben, aus den glaubwürdigsten Schriftstellern zusammengetragen, Band 2, Bremen 1823, S. 22 ff.; Digitalisat der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen.
- Arthur Richter: Feder, Johann Georg Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 595–597.
- Kurt Müller: Feder, Johann Georg Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 41 f. (Digitalisat).
- Hans-Peter Nowitzki und Gideon Stiening (Hrsg.): Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821). Empirismus und Popularphilosophie zwischen Wolff und Kant. de Gruyter Berlin 2018. (= Werkprofile. Philosophen und Literaten des 17. und 18. Jahrhunderts; 10), ISBN 3-11-048449-8.
- Diethelm Klippel: Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821). In: Simon Apel, Louis Pahlow, Matthias Wießner (Hrsg.): Biographisches Handbuch des Geistigen Eigentums, Mohr Siebeck, Tübingen 2017, ISBN 3-16-154999-6, S. 90–92.
- Klaus Mlynek: FEDER, Johann Georg Heinrich. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 115; online über Google-Bücher
Weblinks
- Literatur von und über Johann Georg Heinrich Feder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Johann Georg Heinrich Feder in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Klaus Mlynek: Feder, Johann Georg Heinrich. In: Hannoversches Biographisches Lexikon. S. 115.
- ↑ a b Kurt Müller: Feder, Johann Georg Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 41 f. (Digitalisat).
- ↑ Peter Mortzfeld: Leutwein, Christian Philipp in der Datenbank Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel in der Version vom 17. Oktober 2007, zuletzt abgerufen am 18. Juni 2020.
- ↑ a b c Arthur Richter: Feder, Johann Georg Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 595–597.
- ↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Band 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Band 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 79.
- ↑ Hannoversches Adreß-Buch für das Jahr 1821, Abteilung II: Alphabetisches Verzeichniß der hiesigen Einwohner mit Bemerkung ihres Geschäfts, der Straßen in welchen dieselben wohnen und der Hausnummer. S. 39; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek über die Deutsche Forschungsgemeinschaft
Personendaten | |
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NAME | Feder, Johann Georg Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Philosoph |
GEBURTSDATUM | 15. Mai 1740 |
GEBURTSORT | Schornweisach |
STERBEDATUM | 22. Mai 1821 |
STERBEORT | Hannover |
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Johann Georg Heinrich Feder
Porträt des Hofrates und Professors der Philosophie an der Universität Göttingen Johann Georg Heinrich Feder, um 1790 gezeichnet und gestochen als Radierung in Punktiermanier von Ernst Ludwig Riepenhausen nach einem Pastellgemälde von Franz Adam Graf Wratislaw; im Besitz des Bildarchivs Austria, Porträtsammlung der Österreichische Nationalbibliothek