Johann Christian von Hennicke
Johann Christian Hennicke, ab 1733 von Hennicke, ab 1741 Freiherr von Hennicke, ab 1745 Graf von Hennicke (* 13. Juni 1681[1] in Halle (Saale); † 8. Juni 1752 in Wiederau) war ein einflussreicher kursächsischer und polnischer Verwaltungsbeamter.
Leben und Wirken
Hennicke stammte aus einfachen Verhältnissen. Er verlor seine Eltern früh: den Vater 1696, die Mutter 1699. Sein Vater Johann Hennicke war Unter-Bornmeister am Salzwerk in Halle. Verwaist, kam der Junge zu Verwandten, später nahm ihn der preußische Kommerzienrat Johann August Schubert zu sich in Halle, wo er eine Stelle als Schreiber bekleidete. Als der Prinz von Sachsen-Zeitz in Schuberts Haus logierte und 1710 dort schließlich verstarb, lernte der herzoglich sachsen-zeitzische Kammerdirektor den jungen Hennicke kennen. Durch ihn erhielt Hennicke eine Stelle in der Hofkammer des Herzogs von Sachsen-Zeitz.[2] Hier stieg er zum Kammerdirektor des Stifts Naumburg auf und war ab 1718 als kursächsischer Kommerzien- und Bergrat tätig.
Am 22. Juli 1728 erfolgte in Graz seine Erhebung in den rittermäßigen Reichsadelsstand,[3] in Kursachsen notifiziert am 12. März 1733. Im Jahre 1737 erwarb er das Barockschloss in Wiederau, südlich von Leipzig, das ein anderer bürgerlicher Aufsteiger, David von Fletscher, um 1700–1705 hatte errichten und mit prächtigen Wandmalereien ausschmücken lassen.
Unter dem Sohn Augusts des Starken, Augusts III., erwarb sich Hennicke die Gunst der Königin und des immer mächtiger werdenden Premierministers Heinrich Graf von Brühl, die ihn beide in erheblichen Maße förderten. Als Dank dafür übernahm Hennicke, der als geldgierig, korrupt und eitel galt, mehrere unliebsame Entscheidungen. Brühl sorgte für die Ernennung Hennickes zum Geheimen Rat und Vizekammerpräsidenten und, während der Reichsvikariate des Kurfürst-Königs, am 8. Februar 1741 für seine Erhebung in den Freiherrenstand und am 7. September 1745 als kursächsischer Konferenzminister in den Reichsgrafenstand.
Hennickes Gemahlin Gräfin Sophia Elisabeth, geborene (von) Götze, starb im Juli 1749[4] im 63. Lebensjahr. Graf Hennicke hinterließ nur einen Sohn: Friedrich August. Er wurde kursächsisch-polnischer Kammerdirektor in Merseburg und Zeitz sowie Geheimer Kammer- und Bergrat. Verheiratet war er zuerst mit Margaretha Sophia geborene von Schönberg, im Februar 1745 mit 21 Jahren verstorben, dann mit Wilhelmina Hyppolita, geborene von Berlepsch, verstorben im Mai 1753 im 30. Lebensjahr. Durch seinen Tod im 34. Lebensjahr, ohne männliche Nachkommen, am 11. Dezember 1753, starben die Grafen von Hennicke im Mannesstamm wieder aus. Offenbar erhoben dann die bürgerlich gebliebenen Verwandten noch Ansprüche am Nachlass des jüngeren Grafen von Hennicke, wie der Bornknecht Johann Christian Hennicke zu Halle,[5] doch die Tochter Christiana Sophia Gräfin von Hennicke erbte dann die väterlichen Güter und wurde Herrin auf Wiederau, Großstockwitz und Kleindalzig. Sie heiratete den kursächsisch-polnischen Ober-Küchenmeister Gottlob Erich von Berlepsch auf Urleben († 1798) und starb am 11. Januar 1789. Die gräflich Hennicke’sche Familiengruft befindet sich in der Wiederauer Johannis-Kirche.[6]
Musik und Film
Zur Huldigungsfeier anlässlich der Inbesitznahme von Schloss und Gut Wiederau durch Hennicke im Jahr 1737 komponierte Johann Sebastian Bach die Kantate BWV 30a Angenehmes Wiederau.
In der Filmreihe Sachsens Glanz und Preußens Gloria wurde Hennicke vom Schauspieler Eberhard Esche verkörpert.
Literatur
- Heinrich Theodor Flathe: Hennicke, Johann Christian Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 772 f.
- Karl von Weber: Johann Christian Graf von Hennicke und Johann Christian Garbe, zwei Günstlinge des Premierministers Grafen von Brühl, in: Karl von Weber (Hg.): Archiv für die sächsische Geschichte, Band 4, Heft 1, Leipzig 1865, S. 242–250 Digitalisat der gesamten Ausgabe (pdf, 12,5 MB)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Es wird auch der 20. Juli 1692 kolportiert. Vgl. z. B. Gottlieb Schumann, Europäisches Genealogisches Hand-Buch, Leipzig 1752, S. 180.
- ↑ Johann Christoph von Dreyhaupt: Pagus Neletici et Nudzici, Halle 1755, S. 631 f., Gottfried Mayer: Zuverlässige Lebensbeschreibung, 1766, S. 131.
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv: AT-OeStA/AVA Adel RAA 191.3
- ↑ Ernst Hasse: Geschichte der Leipziger Messen, Leipzig 1883, S. 32.
- ↑ Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA GR, Rep. 41, Nr. 2155 (Interzession für den Bornknecht Johann Christian Hennicke in Halle wegen seiner Ansprüche an den Nachlass des in Dresden verstorbenen jüngeren Grafen von Hennicke.)
- ↑ Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Wiederau: Die Wiederauer Johannis-Kirche
Personendaten | |
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NAME | Hennicke, Johann Christian von |
ALTERNATIVNAMEN | Hennicke, Johann Christian Graf von (vollständiger Name); Hennecke, Johann Christian von; Hönnicke, Johann Christian; Hennicke, Johann Christian Freiherr von |
KURZBESCHREIBUNG | kursächsischer und polnischer Verwaltungsbeamter |
GEBURTSDATUM | 13. Juni 1681 |
GEBURTSORT | Halle (Saale) |
STERBEDATUM | 8. Juni 1752 |
STERBEORT | Wiederau |
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Johann Christian von Hennicke, zeitgenössischer Stich
Porträt des Grafen Johann Christian von Hennicke. (1681–1752; 1728 in den Reichsadelsstand erhoben, 1741 in den Freiherrenstand, 1745 in den Reichsgrafenstand; Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Wiederau, Rüssen, Döhlen, Groß-Storkwitz, Maschwitz und Klein-Dalzig; Ritter des Russischen St.- Andreas-Ordens; Königlich-Polnischer und Kurfürstlich-Sächsischer Staats- und geheimer Konferenz-Minister; Wirklicher Geheimer Rat, Vize-Kammer- und Berg-Präsident; Kammer-Direktor der Stifte Naumburg und Merseburg)
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Tureen with lid from the porcelain service of Johann Christian Hennicke (1681-1752). Meissen, 1735. Czartoryski Museum MNK IV-V-1398/a-b