Johann Christian von Boyneburg
Johann Christian Freiherr von Boyneburg (auch Boineburg) (* 12. April 1622 in Eisenach; † 8. Dezember 1672 in Mainz) war ein kurmainzischer Staatsmann und Diplomat.
Leben
Johann Christian entstammte dem niederhessischen Adelsgeschlecht Boyneburg, dessen Mitglieder wiederholt in hessischen, thüringischen und Mainzer Diensten standen. Sein Vater war der Sachsen-Eisenacher Geheimrat und Oberhofmarschall Johann Berthold von Boineburg-Lengsfeld († 1640), seine Mutter Barbara Sibylla von Buttlar († 1624).
1648 heiratete er Anna Christine († 1689), Tochter des hessischen Hofgerichtspräsidenten Kuno Quirin Schütz von Holzhausen und Maria Eva von Dorfelden. Aus dieser Ehe gingen neun Kinder hervor. Philipp Wilhelm (1656–1717) war Reichshofrat und Mainzer Statthalter zu Erfurt, Sophia Maria Anna (1652–1729) heiratete den kurmainzischen Oberhofmarschall Melchior Friedrich von Schönborn und Charlotte († 1740) den Freiherrn und kaiserlichen Generalfeldmarschall Johann Friedrich von Orsbeck, einem Neffen des Trierer Erzbischofs Carl Caspar von der Leyen.
Johann Christian von Boyneburg wurde hessischer Gesandter am schwedischen Hof, später Geheimrat und 1650 erster Minister in kurmainzischem Dienst.
1656 trat er zur katholischen Kirche über. Er wurde zu allen wichtigeren Verhandlungen zugezogen, wie er namentlich auch bei der Wahl des Kaisers Leopold I. tätig war.
Von den Jesuiten verdächtigt, wurde er 1664 auf Befehl des Kurfürsten verhaftet; bald wieder freigelassen, lebte er fortan ohne Amt teils in Mainz, teils in Frankfurt am Main und beschäftigte sich mit Versuchen, die religiöse Einheit in Deutschland herzustellen, sowie mit den Wissenschaften.
Er bewog Leibniz, nach Frankfurt überzusiedeln und 1670 in mainzische Dienste zu treten. Leibniz wurde auch Lehrer seines Sohnes Philipp Wilhelm. Seine Korrespondenz mit vielen Gelehrten seiner Zeit ist mehrfach (zuletzt von Gruber, Hannover und Göttingen 1715) herausgegeben worden.
Seine große Bibliothek ist überwiegend erhalten und heute als Leihgabe der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt in der Obhut der Universität Erfurt.
Zitat
Nach Erhalt der Todesnachricht äußerte sich Gottfried Leibniz über Boyneburg in einem Brief vom 26. März 1673 an Johann Friedrich Herzog zu Braunschweig und Lüneburg folgendermaßen:
„Es hat gewislich sowohl die Kirche, als das Vaterland an diesem Mann einen großen verlust erlitten, den aber E. Hochfürtsl. Durchl beßer wißen, als ich beschreiben kan.“ [sic]
Literatur
- Hans Saring: Boineburg, Johann Christian von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 424 f. (Digitalisat).
- Karl Bernhardi: Boyneburg, Johann Christian Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 222–224.
- Kathrin Paasch: Die Bibliothek des Johann Christian von Boineburg (1622–1672): ein Beitrag zur Bibliotheksgeschichte des Polyhistorismus (= Berliner Arbeiten zur Bibliothekswissenschaft, Band 16). Logos-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-8325-0328-5.
- Martin Mulsow: So hatte er’s ja auch gemacht, aber es kam ihm falsch vor: Der Diplomat Johann Christian von Boineburg entwarf ein Buch über den Nutzen der Irrtümer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 28. Dezember 2022, S. N3 (online).
Weblinks
- Literatur von und über Johann Christian von Boyneburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Boyneburg, Johann Christian Freiherr von. Hessische Biografie. (Stand: 8. Juni 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Johann Christian von Boyneburg in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank
- Johann Christian von Boyneburg auf der Seite von historicum.net
Personendaten | |
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NAME | Boyneburg, Johann Christian von |
ALTERNATIVNAMEN | Boineburg, Johann Christian Freiherr von |
KURZBESCHREIBUNG | kurmainzischer Diplomat |
GEBURTSDATUM | 12. April 1622 |
GEBURTSORT | Eisenach |
STERBEDATUM | 8. Dezember 1672 |
STERBEORT | Mainz |
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