Johann Baptist Stahl
Johann Baptist Stahl (französisch Jean-Baptiste Stahl; * 20. Juni 1869 in Oberbetschdorf; † 31. Januar 1932 in Keuchingen) war ein elsässischer Porzellanbildhauer und Erfinder des Phanolith.
Leben
Stahl war Sohn des Louis Stahl (* 1843) und Anna Maria Braun (* 1841).[1] Er war ab 1896 mit Angela Bausch verheiratet.[2] Stahl wuchs in der traditionellen elsässischen Töpferei der Familie auf. Seine Studien der Keramik und Bildhauerei führten ihn ins nahe gelegene Straßburg und nach Höhr-Grenzhausen. Mit seinen feinen Porzellanreliefs errang er einen Grand Prix auf der Weltausstellung 1900 in Paris.[3] Johann Baptist Stahl schuf sein Werk als Beschäftigter der Steingut- und Porzellanfabrik Villeroy & Boch in Mettlach. Er leitete dort die Zeichenschule und war Leiter der Werkstatt der Modelleure. Sein Sohn Hans (* 22. November 1898; † 13. Januar 1978) folgte ihm in dieser Position nach.
Werk
Stahl schuf ein umfangreiches Werk keramischer Reliefkunst von etwa 300 Objekten. Ausgehend von ländlichen Themen und Darstellungen der griechischen Mythologie entwickelten sich seine Arbeiten zu eigenen Schöpfungen des Jugendstils. Seine weißen, transluzenten Figurenreliefs lassen den blauen oder grünlichen Porzellanuntergrund durchscheinen. Um die dreidimensionale Illusion zu verstärken, moduliert er diese Transparenz und erreicht hierdurch malerische Tiefenwirkung. Dunklere Bereiche des Reliefbildes erwecken den Eindruck von Schatten und eines in die Tiefe gehenden Hintergrunds. Andere Bereiche des Reliefs erscheinen in einem strahlenden Weiß, als ob die Szene von einem Licht beschienen würde. Diese einzigartige Verschmelzung von plastischem Reliefbild und malerisch-durchscheinendem Hintergrundbild erhielt die Bezeichnung Phanolith, durchscheinender Stein.[4]
Johann Baptist Stahl erreicht hierin Meisterschaft als Porzellankünstler im sogenannten Pâte-sur-Pâte-Stil.[1] Präzise Bleistift- und Tuschezeichnungen dienten Johann Baptist Stahl als Vorbereitung zu seinen Porzellanarbeiten. Von einigen seiner Objekte existieren kolorierte Werkstattsreinzeichnungen.[5] Sie wurden Ende des Zweiten Weltkrieges von seinem Enkel Erich Stahl (* 24. März 1931; † 10. Februar 2018) aus dem Schutt des Fabrikgebäudes von Villeroy & Boch gesichert.
Rezeption
Am 10. November 2019 wurde eine Folge der Sendung Lieb & Teuer des NDR ausgestrahlt, die von Janin Ullmann moderiert und im Schloss Reinbek gedreht wurde. Darin wurde mit dem Kunsthistoriker Wilhelm Hornbostel ein Wandbild aus Phanolith besprochen, das ein Mädchenkopf zeigt, von Johann Baptist Stahl entworfen wurde und in der Manufaktur Villeroy und Boch in Mettlach um 1900 entstand.[6]
Weblinks
- Lebenslauf von Jean-Baptiste Stahl (Memento vom 9. März 2019 im Internet Archive) im Mettlach-Buch
- Werkverzeichnis Johann Baptist Stahl
Einzelnachweise
- ↑ a b Branko Stahl: Jean-Baptiste Stahl (Johann Baptist Stahl). (Nicht mehr online verfügbar.) Steinmarks.co.uk, archiviert vom Original am 10. Mai 2021; abgerufen am 10. Juli 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Michael Schmitter: Töpferhandwerk. Hrsg.: Bärbel Kerkhoff-Hader, Karl Meisen (= Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde. Band 24). F. Dümmler, Bonn 1982, ISBN 3-427-88251-9, Die Elsässischen Steinzeugtöpfer (online [abgerufen am 9. Februar 2012]).
- ↑ Anton Seder, Friedrich Leitschuh: Elsass-Lothringische Privatsammlungen (Sammlung Spetz-Isenheim). In: Das Kunstgewerbe in Elsass-Lothringen. Nr. 1. Ludolf Beust, Verlagsbuchhandlung, Strassburg i. Els 1901, S. 43–44, 109, 111–112, 124, 131, 140 (online).
- ↑ Branko Stahl, Chris Wheeler: Jean-Baptiste Stahl. In: CeramicsTECHNICAL. Nr. 35. Ceramic Art, Sheridan, Wyoming, USA 2012, S. 102–106 (online). online (Memento des Originals vom 14. Dezember 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Jean-Baptiste Stahl – modeller – inventor and designer of the phanolith. Kuuunst.de, abgerufen am 9. Februar 2012.
- ↑ Video Wandbild "Mädchenkopf" auf ndr.de
Personendaten | |
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NAME | Stahl, Johann Baptist |
ALTERNATIVNAMEN | Stahl, Jean-Baptiste |
KURZBESCHREIBUNG | elsässisch-deutscher Porzellankünstler, Erfinder des Phanolith |
GEBURTSDATUM | 20. Juni 1869 |
GEBURTSORT | Oberbetschdorf |
STERBEDATUM | 31. Januar 1932 |
STERBEORT | Keuchingen |
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Drawing from the Strasbourg sketchbook of Jean-Baptiste Stahl, Mettlach, Saar, Germany.
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Portrait of Jean-Baptiste Stahl (german: Johann Baptist Stahl)
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Ehemaliges Wohnhaus von Johann Baptist Stahl in Mettlach-Keuchingen mit vom Künstler selbst angefertigten Reliefplatten
Section of a Phanolith cup. Design and realization by Jean-Baptiste Stahl, Mettlach, Saar, Germany.
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Drawing from a second sketchbook by Jean-Baptiste Stahl, Mettlach, Saar, Germany.
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Original blueprint of the Phanolith jardiniere. Drawing by Jean-Baptiste Stahl, Mettlach, Saar, Germany.
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Full signatur JStahl of Phanolith by Jean-Baptiste Stahl, Mettlach, Saar, Germany.
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Short signature JS of Phanolith by Jean-Baptiste Stahl, Mettlach, Saar, Germany.
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Early Phanolith model. Design and realization by Jean-Baptiste Stahl, Mettlach, Saar, Germany.
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Phanolith plaque. Design and realization by Jean-Baptiste Stahl, Mettlach, Saar, Germany.