Johann Baptist Pflug

Johann Baptist Pflug

Johann Baptist Pflug (* 13. Februar 1785 in Biberach an der Riß; † 30. Mai 1866 ebenda) war ein deutscher Genremaler.

Selbstbildnis mit Frau Antonia
Pflugs Geburtshaus in Biberach

Leben

Als Sohn von Küfermeister und Essigfabrikant Christian Pflug und seiner Frau Antonia Rauh, beide aus Biberach, wurde Johann Baptist 1785 in Biberach geboren. Er besuchte die katholische Volksschule und Lateinklasse in Biberach, wurde 1797 Sängerknabe im Kloster Weingarten und erhielt dort eine fundierte Schulbildung. Nach Aufhebung des Klosters 1803 rieten die Patres zum Beruf des Kirchenmalers, doch wurde Pflug zu einem Bortenmacher in die Lehre gegeben. Johann Franz Schefold, Geheimer Rat und Regierungsdirektor in Buchau, förderte Pflugs Zeichentalent, erteilte ihm zusammen mit seinem Vater, dem Kirchenmaler Johannes Schefold, Unterricht und öffnete ihm seine Bibliothek und Galerie. Seit 1806 setzte Pflug sein Studium in den Galerien und an der Münchener Akademie fort und kopierte auf Anraten Christian von Mannlichs vorwiegend Gemälde von Rubens und die Niederländer des 17. Jh. Verkauft wurden diese Kopien beim Münchner Kunsthändler Dietz, der mit diesen Bildern ein schwunghaftes Geschäft machte.

Bei Bühnenmaler Angelo Quaglio nahm er Unterricht in Perspektive. Nach 3-jährigem Studium zwang ihn der Tiroler Volksaufstand 1809 zur Rückkehr nach Biberach. Aufgrund einer vorzüglich bestandenen Kunstprüfung in Stuttgart erhielt Pflug 1810 die neu geschaffene Stelle eines Zeichenlehrers am Biberacher Gymnasium, die er bis 1856 innehatte. Neben der Lehrtätigkeit betätigte er sich zunächst vorwiegend als Porträtist, wobei er realistische Detailtreue mit qualitätvoller Stoffmalerei in der Manier der Niederländer verband. Seit 1813 schilderte er als Maler und Zeichner seine ländliche und kleinstädtische Umgebung in einer großen Zahl von Genredarstellungen (darunter auch Militär- u. Räuberszenen sowie Trachten). Der Heiratskonsens (1815) wurde vom württembergischen König angekauft. 1825–1830 erschien in Stuttgart unter dem Titel Ländliche Gebräuche in Württemberg eine Folge von kolorierten Umrissradierungen. Als 1827 der Württembergische Kunstverein gegründet wurde, erhielt Pflug den Auftrag, zwei Gemälde einzusenden. Mit Die Spieler und Hauswasch (beide 1827) erwarb er sich große Anerkennung.

Das Werk Pflugs enthält nur wenige Landschaften, von seinem Fleiß als Zeichner zeugen die erhaltenen Skizzenbücher. – Pflug entdeckte und förderte junge Künstler, die später als Biberacher Schule bezeichnet wurden. Zu ihr gehören die Maler Franz Xaver Müller, Karl Martini, Karl Friedrich Göser, Eberhard Emminger, Franz Xaver Förg, Hermann Volz, Carl Martin Gramm Edler v. Ebersberg, Adalbert Gebel und Anton Braith.[1]

Gemeinsam mit seinen erst 1874 veröffentlichten Lebenserinnerungen stellen seine Werke eine nahezu lückenlose Präsentation des damaligen Volkslebens dar und sind daher von größtem kulturhistorischem Gewicht.

Werke (Auszug)

Schriften

  • Johann Baptist Pflug: Aus der Räuber- und Franzosenzeit Schwabens. Die Erinnerungen des schwäbischen Malers aus den Jahren 1780–1840. Neu herausgegeben von Max Zengerle. Weißenhorn: Anton H. Konrad Verlag, 1974 (3. Aufl.). ISBN 3-87437-113-1

Literatur

  • Gabriele Brugger: Lebensweisen – Genremalerei von J. B. Kirner und J. B. Pflug. Ausstellungskatalog, Kunstmuseum Hohenkarpfen, Beuroner Kunstverlag, Beuron 2004, ISBN 3-930569-27-2.
  • Uwe Degreif (Hrsg.): Johann Baptist Pflug. 1785–1866. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2016, 334 S.
  • August Breucha: Der Sittenmaler Johann Baptist Pflug von Biberach. In. Besondere Beilage des Staatsanzeigers für Württemberg, Nr. 5 v. 1. Juni 1919.
  • Idis B. Hartmann: Johann Baptist Pflug (1785–1866) Gemälde und Zeichnungen. Biberach 1985, ISBN 3-924489-30-0.
  • Hans Hildebrandt: Die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Potsdam 1924, S. 266.
  • August Breucha: Johann Baptist Pflug. In: Sonntagsbeilage zum Deutschen Volksblatt, Nr. 51 v. Dezember 1909.
  • Idis B. Hartmann: Pflug, Johann Baptist. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 357 f. (Digitalisat).
  • Uwe Degreif: Johann Baptist Pflug (1785–1866) – Ein neuer Blick auf einen bekannten Meister. In: Schwäbische Heimat. Stuttgart 2016, Heft 4, S. 414–422.
  • Paul BeckPflug, Johann Baptist. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 678–688.
  • Matthäus Gerster: Johann Baptist Pflug, in: Württemberg. Monatsschrift im Dienste von Volk und Heimat, 1929, S. 320.
  • Otto Borst: Biberach. Geist und Kunst einer schwäbischen Kleinstadt. In: Dieter Stievermann (Hrsg.): Geschichte der Stadt Biberach. Stuttgart 1991, S. 122.
  • Peter Eitel: Geschichte Oberschwabens im 19. und 20. Jahrhundert. Band 1, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7995-0852-0, S. 218–219.

Weblinks

Commons: Johann Baptist Pflug – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach

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Bauern beim Abliefern des Zehnten. Gouache auf Papier. Links ein feister katholischer Oberschwabe, rechts ein armer protestantischer Altwürttemberger.
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Die Waldburg mit Blick auf den Bodensee

Ölbild. Braith-Mali-Museum, Biberach
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Johann Baptist Pflug 1785-1866
Geburtshaus Pflug.JPG
(c) Thomoesch in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
Geburtshaus von Johann Baptist Pflug in Biberach
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Tierprämierung auf dem Volksfest in Cannstatt. Aquatinta-Radierung von Carl Wiesner nach Johann Baptist Pflug
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Der Heiratshandel. Mutter des Bräutigams fordert mehr. Notar am Tisch setzt den Vertrag auf. Rechts erhält der Vermittler (Schmuser) seinen Lohn. Öl auf Holz
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Kriegsveteranen der Koalitionskriege beim Freundentanz anlässlich der Verleihung einer vom württembergischen König 1840 gestifteten Gedenkmünze. Öl auf Holz
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Selbstbildnis Johann Baptist Pflug mit Ehefrau Theresia
Glatt-Räuber8106.jpg
Autor/Urheber: Johann Baptist Pflug, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Räuberbande des Anton Rosenberger vor dem Storchenhaus

Nach dem Überfall auf den Wasserburger Hof bei Ochsenhausen wird die Beute verteilt: Anton Rosenberger, der Schleiferstoni zeigt auf den Beuteanteil, der abgewandte Bregenzer Seppel nennt den Empfänger des Beuteanteils (Susanne Mück und Ute Beitler: Ausgeraubt & abgemurkst. Aus der wilden Räuberzeit um 1800. Haus am Neppomuk, Rottenburg am Neckar 2010, ISBN 978-3-941981-02-7., S. 19)