Johann Andreas Engelhardt

Johann Andreas Engelhardt (* 19. Dezember 1804 in Lossa (Finne); † 1866) war ein deutscher Orgelbauer des 19. Jahrhunderts.

Leben und Werk

Engelhardt stammte aus Lossa bei Naumburg (Saale) und war vom mitteldeutschen Orgelbau in seiner sächsisch-thüringischen Ausprägung um 1800 beeinflusst.[1] Über seine Lehr- und Gesellenzeit ist bisher nichts bekannt. Um 1829 ließ er sich in Herzberg am Harz nieder und wirkte ausgehend vom Harz bis in die Regionen von Braunschweig und Hannover.

Engelhardt schuf zusammen mit seinem Sohn Gustav Carl Engelhardt (* 8. April 1843; † 1917) über 100 Orgeln, von denen noch 20 weitgehend erhalten sind. In der Regel handelt es sich um ein- oder zweimanualige Dorforgeln mit begrenzter Registerzahl. Klanglich und architektonisch sind seine Werke in der Übergangsperiode vom ausgehenden Barock, Klassizismus und der Frühromantik angesiedelt. Die Dispositionen sind noch weitgehend spätbarock geprägt, während sein Konkurrent Philipp Furtwängler einen fortschrittlichen Klang anstrebte.[1]

Sein Sohn Gustav Carl führte die väterliche Werkstatt bis 1880 fort. Von ihm ist in Heimburg (1871) eine dreimanualige Orgel erhalten.

Werkliste (Auswahl)

In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal und ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal, die arabische Zahl in der vorletzten Spalte die Anzahl der klingenden Register. Bedeutende erhaltene historische Gehäuse (mit modernen Orgeln) werden durch Kursivierung angezeigt.

JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1830LerbachEv.-luth. KircheEngelhardt-Orgel LerbachII/P14/19ursprünglich I/P/14; 1863/1864 Erweiterung um ein Oberwerk durch den Erbauer in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Gustav Carl Engelhardt; 2016/2017 umfassende Restaurierung durch Jörg Bente.
1833BarbisSt.-Petri-Kirche
II/P19Erweiterung der Orgel von Johann Tobias Hansen (1759) um ein Oberwerk mit 5 Registern
1835TrautensteinEv.-luth. Kirche St. SalvatorEngelhardt-Orgel in der St. Salvator-Kirche in Trautenstein.I/P11
1840BörneckeEv.-luth. KircheII/P20
1841Osterode am HarzSt. Jacobi (Schlosskirche)
II/P261950 durch Paul Ott Umbau und 1994 Restaurierung durch Rudolf Janke
1841Goslar-OkerMartin-Luther-KircheI/P13Später Erweiterungsumbau; die Register von Engelhardt blieben jedoch erhalten[2]
1843WesterodeSt.-Nicolai-KircheI/P10Fast vollständig erhalten[3]
1845Herzberg am HarzSt. Nicolai
II/P36Klassizistischer Prospekt; größte erhaltene Orgel Engelhardts (28 Register original)
1847–1850GoslarMarktkircheIII/P461970 durch Orgel von Karl Schuke ersetzt[4]
1851WollershausenSt. MarienII/P16Nahezu unverändert erhalten; 2000 Restaurierung durch Gebr. Hillebrand
1854OsterhagenSt.-Martins-Kirche
II/P17Hinter Prospekt von Johann Michael Kahlert (1770) aus Duderstadt/St. Servatius
1855ScharzfeldSt.-Thomas-KircheII/P20
1856WettmarSt. MarcusII/P14Teilweise erhalten; 2005–2006 umfassende Restaurierung durch Jörg Bente[5]
1856ClenzeSt. Bartholomäus
II/P181968–1970 Pfeifenwerk durch Karl Schuke bis auf Reste im Pedal fast vollständig erneuert[6]
1857BilshausenSt. Kosmas und DamianII/P211984 Restaurierung durch Gebr. Krell/Duderstadt
1857SchwiegershausenMichaeliskirche
1859Bad Lauterberg im HarzSt.-Andreas-KircheII/P25Prospekt und anderer Orgelbauteile von Engelhardt erhalten und in Neubau durch Rudolf Janke integriert
1860JerstedtSt.-Lukas-KircheI/P13Abbruch 1980 verhindert, heute original erhalten, 1992 restauriert von Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt, erstmalige Verwendung von Zink als Pfeifenmaterial (Feststellung Prof. Uwe Pape, TU Berlin)
1861LucklumKommendekircheI/P13Fast vollständig erhalten
1861DüshornSt. Johannes der Täufer
II/P1914 Register erhalten
1861/62GladebeckSt. NikolaiII/P17Weitgehend erhalten[7]

Literatur

  • Hans Ulrich Funk: Johann Andreas Engelhardt. Ein frühromantischer Orgelbauer und sein Wirken. Traugott Bautz, Nordhausen 2023, ISBN 978-3-95948-001-7.
  • Winfried Topp, Uwe Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke 2: Peter Tappe / Martin Haspelmath. Pape Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-921140-57-9.
  • Karl Wurm: Orgeln in Südniedersachsen. In: Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh (Hrsg.): Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5, S. 82–91.
  • Harald Vogel: Orgelgeschichte in Südniedersachsen. In: Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh (Hrsg.): Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5, S. 72–81.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Wurm: Orgeln in Südniedersachsen. 1997, S. 89.
  2. kirchengemeinde-oker.de: Martin-Luther-Kirche, abgerufen am 24. Juli 2018.
  3. Engelhardt-Orgel in der St.-Nicolai-Kirche zu Westerode. Abgerufen am 4. März 2022.
  4. marktkirche-goslar.de: Die Orgeln der Marktkirche Goslar, abgerufen am 24. Juli 2018.
  5. bente-orgelbau.de: Die Engelhardt-Orgel in Wettmar, abgerufen am 24. Juli 2018.
  6. NOMINE e.V.: Clenze, St. Bartholomäus, abgerufen am 24. Juli 2018.
  7. Winfried Topp, Uwe Pape: Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke. 2000, S. 103–106.

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Das Prospekt der 1857 erbauten Engelhardt-Orgel der St. Michaeliskirche Schwiegershausen
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Orgel in Osterhagen, St.-Martins-Kirche
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Orgel in Herzberg, St. Nicolai
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Orgel von Johann Andreas Engelhardt (Herzberg am Harz) (II/P/19; umgebaut 1953, restauriert 1989) der evangelisch-lutherischen Kirche 'St. Johannes der Täufer' Düshorn, Stadt Walsrode, Landkreis Heidekreis, Niedersachsen, Deutschland
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Prospekt der Engelhardt-Orgel in der St. Marien-Kirche Wollershausen
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Die Engelhardt-Orgel von 1856 in St. Barholomäus in Clenze