Johann Adlzreiter von Tettenweis

Johann Adlzreiter von Tettenweis

Johann Adlzreiter von Tettenweis (* 2. Februar 1596 in Rosenheim; † 11. Mai 1662 in München) war ein bayerischer Jurist und Politiker.

Leben

Adlzreiter wurde als Sohn des Nestlermeisters Christoph Adlzreiter und seiner Ehefrau Martha, geborenen Berger, in Rosenheim geboren. Nach dem Abschluss des Jesuitengymnasiums in München 1615[1] studierte er an der Universität Ingolstadt Rechtswissenschaften. 1617–1618 war er als Schreiber am Landgericht Pfaffenhofen tätig, da seine Eltern sein Studium nicht mehr finanzieren konnten. Daraufhin nahm ihn der Ingolstädter Professor Kaspar Denich als Famulus in sein Haus auf und verschaffte ihm so die Möglichkeit, sein Studium zu beenden. 1622 erreichte er den Abschluss mit einer Arbeit über die Rechte des Fiskus, die er dem Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg widmete, der ihn mit einem Wappenbrief belohnte. Danach war er in Straubing als Rechtsanwalt tätig, bis er 1625 von Kurfürst Maximilian I. zum Hofkammerrat berufen wurde. Als Vertrauter des Kurfürsten wurde er noch im selben Jahr Revisionsrat in München und 1638 Leiter des Geheimarchivs; 1639 erhielt er Sitz und Stimme im geheimen Rat, 1643 den Titel eines Geheimrats. 1649 wurde er zum Vizekanzler ernannt; 1650 wurde ihm mit der Titel Wirklicher Geheimer Kanzler verliehen, verbunden mit der Übertragung einiger Lehnsgüter in Niederbayern. Nach einem von ihnen nannte er sich nun „von Tettenweis“. Nach dem Testament des Kurfürsten wurde er 1651 als Mitglied des Rates bestimmt, der bis zur Volljährigkeit des Kronprinzen Ferdinand Maria die Vormundschaft und Regierung innehatte.

Als Archivar schuf Adlzreiter eine neue Archivordnung, die bis Ende des 18. Jahrhunderts galt.

Adlzreiter war ab 1625 mit Euphrosine Gebhardt, einer Tochter des Straubinger Regierungsrats Georg Gebhardt (auch Gebhard) verheiratet und hatte 14 Kinder. Eine Tochter Euphrosine heiratete den Hofkanzler Johann Rudolf von Wämpl. Beigesetzt wurde Adlzreiter in der Karmeliterkirche zu München. In Rosenheim, München und Ingolstadt wurden Straßen nach ihm benannt.

Schriften

  • Antimanifesto electoralis Bavarici (1641)
  • Assertio electoratus Bavarici contra Joan. Joach. a Rusdorf Vindicias Palatinas (1643)
  • Die Annales bociae gentis „Jahrbücher des baierischen Volkes“ (1662) wurden unter seinem Namen veröffentlicht. Er lieferte als Archivar jedoch nur das Quellenmaterial. Eigentlicher Autor war der Jesuit Johannes Vervaux.

Literatur

  • Hans Lippert: Adlzreiter von Tettenweis (seit 1656), Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 73 f. (Digitalisat).
  • Langheiter, Alexander: Johann Adlzreiter von Tettenweis. In: Wurst, Jürgen und Langheiter, Alexander (Hrsg.): Monachia. München: Städtische Galerie im Lenbachhaus, 2005. S. 63. ISBN 3-88645-156-9.
  • Anton Maria Kobolt: Baierisches Gelehrten-Lexicon. Max Hagen, Landshut 1746, S. 4–6, 1795, S. 6–8. Nachträge. Franz Seraph Storms, Landshut 1824, S. 1–5.
  • Kurt Malisch: Adlzreiter, Johann, Oberstkanzler, Archivar. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie. Pustet, Regensburg 1983, ISBN 3-7917-0792-2, S. 6 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Max Leitschuh: Die Matrikeln der Oberklassen des Wilhelmsgymnasiums in München, 4 Bde., München 1970–1976; Bd. 1, S. 29.

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Der Kurbayerische Kanzler, Archivar und Mitglied des kurbayerischen Regentschaftsrates Johann Adlzreiter von Tettenweis (1596-1662)